Mieser Sommer - miese Einnahmen Erste Freibäder schließen schon

Düsseldorf · Einige Bäder hatten 30 Prozent weniger Gäste als im vergangenen Jahr. Dabei wird vielerorts ohnehin schon über Schließungen diskutiert. Neue Konzepte wie faltbare Dächer oder Schwimmzeiten für Hunde sollen die Bäder retten.

So gut sind die Freibäder/Badeseen im Rhein-Kreis Neuss
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So gut sind die Freibäder/Badeseen im Rhein-Kreis Neuss

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Foto: Kandzorra, Christian

Romina Walterowicz drückt es sehr höflich aus. "Das war keine super Saison", sagt die Mitarbeiterin der Bädergesellschaft Düsseldorf über die vergangenen Wochen in Düsseldorfs Freibädern. Sie hätte auch drastischere Worte wählen können. Denn bis zum 19. August registrierten die vier Freibäder fast 30 Prozent weniger Besucher als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt kamen rund 184 000 Gäste, 2013 waren es 77 000 mehr gewesen. Ein Schließungstermin für diese Saison steht zwar noch nicht fest. "Wir sind allerdings nicht optimistisch, die Zahlen noch wesentlich verbessern zu können", sagt Walterowicz.

Mit dieser schlechten Bilanz ist Düsseldorf nicht allein. In Mönchengladbach besuchten nach Informationen des Betreibers, der NEW AG, bisher rund 48 000 Besucher das Volksbad, bis zum Saisonende werden es voraussichtlich rund 50 000 sein. Das ist gegenüber 2013 mit 87 500 Besuchern ein Verlust von fast 40 Prozent. Auch in Duisburg sank die Zahl der Gäste in den Freibädern in Homberg und Walsum um fast 30 Prozent. In Neuss haben die Stadtwerke den Außenbereich des Südbades wetterbedingt jetzt schon geschlossen, obwohl geplant war, bis Ende August zu öffnen.

Schuld ist natürlich zum einen das Wetter. "Einzelne gute Tage bringen nichts. Die Leute kommen meist erst dann, wenn es drei Tage hintereinander super war", hat Markus Dobke vom Freibad Eschbachtal in Remscheid festgestellt. Vor allem der Juli und August waren jedoch recht wechselhaft. Zum anderen hat - zumindest in Düsseldorf - auch Sturm Ela seinen Teil zu den schlechten Zahlen beigetragen. "Das Strandbad Lörick mussten wir 17 Tage komplett schließen, das Freibad Benrath blieb vier Tage zu", berichtet Walterowicz.

Die 428 öffentlichen Freibäder in NRW sind seit jeher Zuschussbetriebe. So muss etwa die Stadt Düsseldorf momentan für jeden Badegast rund 4,80 Euro draufzahlen, um den Eintrittspreis in einem akzeptablen Rahmen zu halten. Viele Nachbarstädte konnten oder wollten keine Angaben zu den Zuschüssen machen. Hinzu kommen teure Sanierungen, die in vielen maroden Bädern anstehen.

Die ohnehin schon schlechte Haushaltslage vieler NRW-Kommunen wird durch den Betrieb der Bäder zusätzlich stark belastet. In Wermelskirchen-Dhünn, in Solingen, Leverkusen und im Mönchengladbacher Stadtteil Giesenkirchen mussten daher in den vergangenen Jahren Freibäder geschlossen werden. In einigen anderen Städten sind Schließungen seit längerem Teil der politischen Diskussion.

Um in der in Deutschland recht kurzen Freiluftsaison so viele Gäste wie möglich anzulocken, sind viele Kommunen zu immer flexibleren Lösungen übergegangen. Feste Saisonöffnungszeiten gibt es meist nur noch in den kleineren Städten. In Großstädten öffnen die Bäder je nach Wetterlage zum Teil schon im April und schließen erst im September. Außerdem stellt man sich auf bestimmte Zielgruppen ein. "Die Frühschwimmer sind Stammgäste und kommen unabhängig von der Temperatur. Für sie ist bis zum Saisonende immer geöffnet. Ob wir nach 13 Uhr noch öffnen, machen wir dann von der Wetterlage abhängig", sagt Walterowicz.

In Neuss haben die Stadtwerke 2007 in ein faltbares Dach für das Südbad investiert, das bei schönem Wetter geöffnet und bei schlechtem Wetter geschlossen werden kann. "Dadurch haben wir sehr konstante Besucherzahlen und machen in einem schlechten Sommer keine großen Verluste", sagt Jürgen Scheer, Sprecher der Stadtwerke. Die Konstruktion stoße auch bei Fachbesuchern auf großes Interesse.

In anderen Städten versuchen die Betreiber, auch nach Saisonende Geld in die Kassen zu spülen. Das Mönchengladbacher Volksbad kann man etwa für private Feiern mieten. In Remscheid präsentieren Modellbauer ihre ferngesteuerten Boote bei einer Parade. Außerdem dürfen beim "Hundeschwimmen" die Vierbeiner ins Wasser. "Pro Pfote kostet der Eintritt 50 Cent, pro Hund also zwei Euro", sagt Markus Dobke.

Dass es für ein Bad durchaus auch dann weitergehen kann, wenn die Stadt sich aus dem Betrieb zurückziehen will, zeigt das Beispiel des Freibads Dabringhausen in Wermelskirchen. 2001 übernahm dort ein Betreiberverein aus Ehrenamtlichen mit einem Förderverein den Betrieb. Von der Stadt erhalten sie lediglich ein Budget von 75 000 Euro im Jahr, damit müssen sie haushalten. "Zurzeit können wir finanziell bedingt nur in den sechs Wochen Sommerferien öffnen", sagt Roland Bischoffs, erster Vorsitzender des Betreibervereins. Langfristig sei ein Betrieb über drei Monate angepeilt. Nach der Saison gibt es auch in Dabringhausen Beachvolleyballturniere, ein Wakeboarding-Event und neuerdings Hundeschwimmen - wie am vergangenen Wochenende. Das war's für 2014. Selbst wenn der Sommer zurückkommt.

(RP)
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