Engel als Anwälte

Zum Tode des Künstlers Norbert Tadeusz sprach Friedhelm Mennekes in der Kapelle des Nordfriedhofs. Viele Weggefährten gaben dem Gestorbenen das letzte Geleit. Jazzmusiker Frank Köllges trommelte dumpfe Klänge als Trauermarsch.

Weihnachten 1983 fühlte sich der Künstler Nobert Tadeusz wie von Engeln gerufen, suchte eine Kirche, die richtige fand er nicht, aber hatte "die Ahnung von einem Schatz, den ich nicht zu nennen weiß". Dieses Erleben und Empfinden des am 11. Juli verstorbenen Malers erzählte der Jesuitenpater und Kunstförderer Friedhelm Mennekes (St. Georgen) am Altar der Kapelle des Nordfriedhofs vor einer Trauergemeinde von einigen Hundert, die gar nicht alle drinnen Platz finden konnten.

Mennekes hat Tadeusz seit Jahrzehnten gekannt, ihn besonders in den letzten Wochen der Krebskrankheit seelsorglich begleitet. "Kunst kommuniziert, Kunst macht frei", sagte er zum Vermächtnis des Freundes. "Voller magischer Unruhe, immer unterwegs, auf der Suche nach Heimat", so charakterisierte er den Verstorbenen weiter. Sein Leben: ein großer Tanz. Letzte Reise: wieder nach Italien. Und er würdigte ihn als "Meister der Linie, der Farbe, des Sujets - ein Meister seiner Zeit".

Die Totenehrung sei in diesem Sinn auch eine Feier des Lebens. Mennekes, der Brücken baut zwischen Religion und Kunst, kam erneut auf die Engel zu sprechen: "Sie sind die Anwälte des Menschen vor dem Endgericht." Und zur Monumentalmalerei von Tadeusz: "Diese Arbeiten folgen keinem Programm, im Zentrum steht die menschliche Existenz, die Verzweiflung, das Laufen, Jagen, Kämpfen, die Triebnatur." Über Tadeusz, den Anreger und Aufreger: "Über keinen ist so breit und lebendig geschrieben worden wie über ihn. Es sind wundervolle Texte entstanden."

Ein zweiteiliges Gemälde von Tadeusz im Hintergrund der Kapelle: Es zeigt Rennpferde und Jockeys aus Himmelsperspektive – und doppelt, wie gespiegelt. Es zeigt sich auch darin laut Mennekes eine religiöse Dimension. Zu Füßen des Kunstwerks sind Töpfe mit bunten Wildblumen arrangiert und bilden einen wuchernden, schillernden Sockel.

Solche Gewächse aus keiner Edelzucht findet der Trauerzug auch am offenen Grab wieder. Die Freunde folgen einem ganz schnörkellosen, schmucklosen Sarg, der keine bronzenen Applikationen, nur an den Seiten als Griffe schlichte dicke Taue hat.

Zum Grab begleitet wird die Gemeinde der Abschied Nehmenden von den dumpfen Klängen einer Trommel. Jazzmusiker Frank Köllges, der vom Galeristen Gmyrek hinzugebeten worden ist, gibt Tadeusz ein Geleit und umkreist mit seinem bemalten Instrument, das einer türkischen Davul nachempfunden ist und an einem japanischen Schal hängt, in respektvollem Abstand das Grab. Er hat Tadeusz von so manchem Treffen auf der Ratinger Straße gern in Erinnerung und auch schon anderen Düsseldorfer Künstlern, so dem Lyriker Thomas Kling, einen Nachruf getrommelt.

Unter den Versammelten neben vielen weiteren Prominenten zum Beispiel: die früheren Düsseldorfer Kulturdezernenten Bernd Dieckmann und Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, die Museumsdirektoren Marion Ackermann und Beat Wismer, die Künstler Günther Uecker und Reiner Ruthenbeck, Handwerkskammerpräsident Wolfgang Schulhoff als Vorsitzender der Kulturstiftung Insel Hombroich. Dort gibt es seit 1992 einen Tadeusz-Pavillon.

(RP)
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