Essen Else Beitz - die mutige Frau des Krupp-Lenkers ist tot

Essen · Else Beitz, die Ehefrau des langjährigen Krupp-Lenkers Berthold Beitz, ist im Alter von 94 Jahren in Essen gestorben. Das bestätigte gestern die Familie. Else Beitz litt seit langem an einer schweren Demenzerkrankung, aus der ihr Mann öffentlich kein Geheimnis gemacht hatte. Else Beitz war über 70 Jahre mit Berthold Beitz verheiratet, der Ende Juli 2013 in seinem Ferienhaus auf Sylt gestorben war. An seiner Beerdigung konnte sie schon nicht mehr teilnehmen.

Else Beitz war eine mutige und kluge Frau. Zu Beginn der 40er Jahre hat sie im polnischen Boryslaw zusammen mit ihrem Mann unter Lebensgefahr jüdische Kinder versteckt, wenn Razzien der Nazis anstanden. Sie setzte sich für die Verfolgten ein und half ihnen mit Lebensmittelpaketen. Berthold Beitz arbeitete in dieser Zeit als Ölmanager in Boryslaw. Er hatte hunderten Juden das Leben gerettet, indem er sie aus den Todeszügen der SS zog und zu unabkömmlichen Raffinerie-Arbeitern erklärte. "Ohne deine Liebe hätte ich diese Zeit nicht überstehen können", sagte Beitz später bei einem Festakt zu seiner Frau.

Die gebürtige Hamburgerin hatte mit ihrem Mann drei Töchter und mehrere Enkel. Mit 58 Jahren holte sie das Abitur nach, studierte Erziehungswissenschaften und promovierte mit 73 Jahren mit Auszeichnung über ein Krupp-Thema. Das größte Lob hatte sie 2008 erfahren: Für ihren Mut im Widerstand gegen die Nazis erhielt sie von Israel die selten an Deutsche verliehene Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern" in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort