Düsseldorf Eis trägt erst ab 15 Zentimetern

Düsseldorf · Viele Teiche und Seen in NRW sind bereits zugefroren. Doch die Behörden warnen: Fürs Schlittschuhlaufen ist das Eis oft noch zu dünn. Trotzdem wagen sich immer mehr Menschen aufs Eis. Und die Niederländer träumen schon vom Schlittschuh-Marathon "Elfstedentocht".

Die Verbotsschilder am Hinsbecker Bruch, einem See bei Nettetal, waren eigentlich nicht zu übersehen: Trotzdem wagte sich ein 43-jähriger Schlittschuhläufer auf die Fläche. Er brach ein und ertrank vermutlich. Seine Leiche wird man wohl erst finden können, wenn der See auftaut. Trotzdem wagen sich jeden Tag mehr Spaziergänger, Schlittschuhläufer und Eishockeyspieler in der Region aufs dünne Eis.

Laut Innenministerium sind in der Regel die Kommunen für die Sicherheit auf zugefrorenen Gewässern zuständig. Doch vielerorts zucken die Behörden bedauernd die Schultern, wenn das Volk ungeachtet amtlicher Warnungen seine Pirouetten dreht. "Jeder ist seines Glückes Schmied", sagt Xantens Bürgermeister Christian Strunk. Er muss gerade miterleben, wie der zugefrorene Altrhein sich trotz Warnungen der Kommune zum winterlichen Tummelplatz für die Xantener entwickelt. Strunk betont, dass niemand wisse, wie tragfähig das Eis dort sei. "Beim Altrhein handelt es sich um ein teils fließendes Gewässer mit unterschiedlichen Wassertemperaturen." Also dürfte die Dicke der Eisdecke auch unterschiedlich ausfallen. "Wir haben aber keine Fachleute, die das beurteilen können", sagt Strunk. Also steht die Kommune lieber auf der sicheren Seite und warnt.

Schon aus versicherungsrechtlichen Gründen, so ein Düsseldorfer Feuerwehrmann, dürfe keine Kommune eine Freigabe für das Betreten von Eisflächen erteilen, und sei die Schicht auch noch so dick. Ein Stückchen weiter wagen sich da die Hamburger vor. Dort hat der Senat das Betreten der Außenalster gestattet, wenn auch mit dem Hinweis "nur auf eigene Gefahr".

In Friesland traten in dieser Wochen zum ersten Mal seit 15 Jahren die Eismeister der Elfstedentocht zusammen, ein 200 Kilometer langes Schlittschuhrennen über zugefrorene Grachten und Kanäle. Obwohl einer der Eismeister bei der Zusammenkunft berichten musste, dass er bei einem Kontrollgang durchs Eis gebrochen war, haben 63 Prozent der Wetter bei Londoner Buchmachern darauf gesetzt, dass in diesem Jahr wieder eine Elfstedentocht zustande kommt. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Eisdicke mindestens 15 Zentimeter beträgt. Bei fließenden Gewässern setzen Experten sogar eine Eisdicke von 20 Zentimetern an.

Würden solche Stärken hierzulande erreicht, fände sich wohl kaum eine Kommune, die eine Eisfreigabe erteilen würde. In Bremen lässt die Umweltbehörde immerhin durch Bohrungen die Eisdicke messen und veröffentlicht die Ergebnisse im Internet. Lokale Messungen und Tourentipps veröffentlicht ebenfalls der örtliche Eisverein, der auch für die Bereitstellung einer Eisfläche verantwortlich ist, auf der sich völlig gefahrlos Schlittschuhlaufen lässt: Auf einer mehrere Qudratkilometer großen Fläche sind Wiesen unter Wasser gesetzt worden, die jetzt zum Eislaufen dienen. Ähnliches wird auch aus Bocholt gemeldet.

Auf jeden Fall ist das besser, als der Gang auf brüchiges Eis. Das lockt ungeachtet aller Gefahren. Nur wenige Tage nach dem tödlichen Unfall auf dem Hinsbecker Bruch musste die Polizei dort Eltern mit Kindern vom Eis holen.

(RP)
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