Mönchengladbach Eine Intensivstation zieht um

Mönchengladbach · Die Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach haben die Intensivstationen ihrer Häuser in einem modernen Neubau gebündelt. Der Transport der schwerstkranken Patienten im laufenden Betrieb wurde sechs Wochen lang geplant – um auf jeden Zwischenfall vorbereitet zu sein.

Jeder private Umzug erfordert Planung – und stürzt die Betroffenen dennoch oft wochenlang ins Durcheinander. In einem Krankenhaus sieht die Sache ähnlich aus. Und doch ist alles ganz anders. Vor allem, wenn Patienten verlegt werden sollen, deren instabiler Gesundheitszustand permanente Überwachung erfordert. Auf dem Flur der neuen neurologischen Intensivstation im St.-Franziskus-Krankenhaus in Mönchengladbach stehen zwar überall aufgerissene Kartons herum, und Schwestern räumen Material in die Schränke. Von Chaos aber keine Spur. Sechs Wochen lang haben die Kliniken Maria Hilf den Umzug ihrer zwei Intensivstationen in einen neugebauten High-Tech-Trakt generalstabsmäßig vorbereitet. "Wir wollten für den schlimmsten Fall gewappnet sein", sagt Facility-Projektleiter Stefan Bahun. Ein Notfall während des Transports – für die Ärzte ein Horrorszenario.

Entsprechend hatte die Klinikleitung vorgesorgt: mit der doppelten Personalstärke bei Pflegern und Ärzten sowie drei eigens ganztägig angemieteten Rettungswagen. Jeder Umzügler aus der neurologischen Intensivstation des etwa drei Kilometer entfernten Krankenhauses Maria Hilf "reiste" unter ärztlicher Aufsicht. Einen Vorteil hatten die kardiologischen Intensivpatienten. Sie mussten nur hausintern umziehen. "Allerdings handelt es sich um beatmete Patienten, für die schon eine Fahrt zum Röntgen bedrohlich sein kann", erklärt Professor Jürgen vom Dahl, Chefarzt der Kardiologie. Alle Geräte am neuen Platz mussten sofort betriebsbereit sein, um einen lückenlosen Übergang zu gewährleisten. Insgesamt 20 Patienten wechselten die Station, sechs aus der Kardiologie und 14 aus der Neurologie. Salah Sabih war einer von ihnen. "Alles ist reibungslos und schnell gelaufen", sagt der 74-Jährige, "aus meiner Sicht absolut stressfrei".

Professor Jean Haan, Chefarzt der Neurologie, hört das gerne. Ernsthafte Sorgen, dass etwas schiefgeht, hatte er nicht. Für ihn ist es der dritte Umzug einer Intensivstation seit 1999, entsprechend gelassen geht er damit um. Wobei die Dimensionen heute andere sind: Der Intensiv-Neubau am Krankenhaus St. Franziskus nutzt 3340 Quadratmeter. Die aus Hygienegründen über Schleusen vom restlichen Krankenhaus isolierte Station ist so konzipiert, dass von einem Gang vier "Finger" mit je zwölf Betten ausgehen, aufgeteilt in eine "Stroke Unit" für Schlaganfallpatienten, eine internistische Überwachungsstation, eine neurologische und eine internistische Intensivabteilung. "So können alle Disziplinen schnell miteinander kommunizieren", erläutert Haan.

Die Größe der Station ist gemessen an der Bettenzahl des Krankenhauss ungewöhnlich. Der Richtwert bewege sich laut Jürgen Boix von der Betriebsorganisation bei etwa fünf Prozent Notfallbetten, im St. Franziskus sind es nun annähernd zehn Prozent. "Wir richten uns auf die Zukunft ein", sagt Haan. "Durch die Überalterung der Gesellschaft müssen wir von einer steigenden Zahl überwachungspflichtiger Patienten ausgehen."

Ebenfalls arbeitserleichternd ist die Bauweise. Alle vier Intensiv-Finger sind absolut baugleich, bis hin zu den Arbeitsräumen des Personals, in denen beispielsweise die Medikamente für die Patienten zusammengestellt werden. "Das minimiert Orientierungsprobleme, wenn man auf einer anderen Station aushelfen muss", sagt Stationsleiter Axel Ophüls. "Und es reduziert die Fehlermöglichkeiten, was in intensivmedizinischen Dingen sehr wichtig ist", so Chefarzt vom Dahl. Vereinfacht wurde auch das Vorhaltesystem für Medikamente. Per Kartenscan wird der Bedarf ermittelt und rechtzeitig bereitgestellt. Deshalb traf das Personal beim Umzug auf komplett eingerichtete Medikamentenschränke.

Erst im nächsten Jahr wird ein Computerprogramm in Betrieb genommen, das über einen PC an jedem Bett die Daten der Schwerkranken erfasst. Haan: "Es wird alles kontrolliert und dokumentiert, was wir den Patienten verabreichen." Sommer 2012 soll die komplette Intensivstation von St. Franziskus bezogen sein – und sich zu einer Anlaufstelle für die Region entwickeln. Schon heute kommen viele Patienten aus Viersen, Heinsberg, Dinslaken und Neuss. Für alle gilt – mit der Intensivstation ist auch die neurologische Ambulanz von Maria Hilf ins St. Franziskus umgezogen. Auf Notfälle ist man dort künftig bestens vorbereitet.

(RP)
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