Kommentar zur Endlager-Suche Die Verantwortung für das strahlende Erbe

Düsseldorf · Egal, ob man für oder gegen Atomkraft war: Jetzt ist es im Interesse aller, einen sicheren Standort für den Atommüll zu finden und zu akzeptieren. Das gilt für NRW wie für Bayern. Einmal mehr zeigt sich, was passiert, wenn man Politik auf Kosten künftiger Generationen macht.

Der Kampf um Gorleben dauerte Jahrzehnte.

Der Kampf um Gorleben dauerte Jahrzehnte.

Foto: dpa/Philipp Schulze

Wenn Ende 2022 das letzte deutsche Atomkraftwerk abgeschaltet wird, endet ein Kapitel Energiegeschichte, das von kühnen technischen Hoffnungen und erbitterten politischen Kämpfen begleitet war. Der Atomstrom hat Konzerne wie Eon und RWE reich gemacht und 60 Jahre lang das Land versorgt. Im Kampf gegen die Atomkraft ist eine Partei entstanden, die womöglich die nächste Kanzlerin stellt. Aber egal ob man Befürworter oder Gegner der Technik ist: Nun müssen alle gemeinsam eine Lösung für den Atommüll finden. Zwischenlager sind keine Dauerlösung.

Es ist gut, dass Bund und Länder sich auf einen transparenten, wissenschaftsbasierten Prozess zur Standortsuche verständigt haben. Nicht gut ist es, dass es bereits zu Verzögerungen kommt. Der Müll ist da. Und kaum ein Land kann sagen: Wir sind raus. NRW kommt infrage und Bayern auch. Dass die Regierung Söder schon per Koalitionsvertrag festgehalten hat, dass Bayern als Standort ungeeignet ist, ist politisch dreist, ändert aber nichts an geologischen Wahrheiten. Der Steinkohle-Bergbau bewahrt zwar das Ruhrgebiet, aber andere Gebiete in NRW sind denkbar.

Unabhängig von der deutschen Hysterie nach dem Fukushima-Unglück gilt: Hier haben zwei Generationen von einer Energieform gelebt, ohne vorab die Endlagerung zu klären. Nun müssen Zehntausende Generationen mit dem strahlenden Erbe leben.

Das ist genau die Politik zulasten nachfolgender Generationen, die das Verfassungsgericht gerade mit Blick auf den Klimaschutz gerügt hat. Käme die Atomkraft heute vor Gericht, würde Karlsruhe sie womöglich gar nicht mehr erlauben. Tempi passati. Für die Zukunft leitet sich aber aus diesem Urteil die Verpflichtung aller Bundesländer und aller Parteien ab, den am besten geeigneten Endlagerstandort auch zu akzeptieren.

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