Die letzten Freiluftschwimmer

Die Freibäder haben ihre Saison beendet. Im kleinen Bad in Kaiserswerth nutzten Schwimmer eine letzte Gelegenheit zum Sprung ins beheizte Wasser. Der Sommer war für die Bäder nur durchschnittlich – aber viel besser als der vergangene.

Ob er jetzt in ein Loch fällt? So drastisch würde Hans-Werner Espert es dann doch nicht formulieren wollen. Aber ein bisschen komisch findet der 58-Jährige es schon, dass sein Bad ab Montag nicht mehr aufmacht. Jeden Tag hat er seit dem Frühjahr im Freibad Kaiserswerth seine Bahnen gezogen, und zwar bei jedem Wetter. Er macht das seit Anfang der 1990er Jahre so. Nun muss Espert, der als Angestellter in der Wirtschaftsprüfung arbeitet, sich mit dem Schwimmen wieder bis zum Frühjahr gedulden, denn ins Hallenbad geht er nicht gern.

So geht es in dieser Woche nicht nur Espert und den anderen Schwimmern aus Kaiserswerth – die Freibadsaison ist in ganz Düsseldorf vorbei. Auch die städtischen Bäder haben ihre Türen geschlossen. In Flingern und Benrath war am Freitag Schluss, im Rheinbad und in Lörick am Samstag.

In Düsseldorfs kleinstem Bad wurde das "Abschwimmen" am Samstag im Gegensatz zu den städtischen Einrichtungen mit einem Fest gefeiert, denn dort geht es familiärer zu. Das Bad in Kaiserswerth wird seit 19 Jahren von einem Verein betrieben. Die Vielschwimmer wie Espert und viele Kinder nutzten die letzte Gelegenheit für einen Sprung ins Wasser, was übrigens keine so große Überwindung braucht, denn es wird beheizt auf 26 Grad. Die anderen aßen Bratwurst, tranken Alt und blickten zurück auf die Saison.

Die war mittelmäßig, meint Vorstandsmitglied Oliver Götze. "Der August hat uns gerettet." Von den paar Dutzend wetterharten Schwimmern kann schließlich auch das kleine Bad in Kaiserswerth nicht leben, und voll wird es eben nur, wenn die Sonne scheint. Am Ende wurden in Kaiserswerth 78 000 Besucher gezählt, deutlich mehr als im verregneten vergangenen, viel weniger als früher, als die Sommer beständiger waren.

Bei der städtischen Bädergesellschaft kommt man zum selben Fazit. "Mittelmäßig", meint Chef Roland Kettler. Auf rund 290 000 Besucher kamen die vier Bäder insgesamt, vor der Saison hatte die Bädergesellschaft auf 400 000 Besucher gehofft. Aber im Frühsommer stimmte eben das Wetter nicht.

Die gute Nachricht für Kettler ist es, dass das Experiment mit geringeren Öffnungszeiten anscheinend funktioniert. Das Allwetterbad in Flingern öffnete erstmals nur noch an sonnigen Tagen, erst einige Tage vorher konnten Besucher die Ankündigung im Internet sehen. An Tagen mit schlechtem Wetter machte das Bad nur für die Frühschwimmer auf. Am Ende wurden rund 50 000 Besucher gezählt, nicht deutlich weniger als in den vergangenen Jahren. "Das ist ein gutes Modell, um Kosten zu sparen", meint Kettler.

Solche praktischen Erwägungen spielten am Samstag in Kaiserswerth keine Rolle, da wurde von einer endlosen Freibadsaison geträumt. "Eine Traglufthalle für den Winter wäre toll", überlegte Oliver Götze. Aber die ist zu teuer. So hieß es Abschied nehmen – vorerst. "Schon traurig", meinte Stammschwimmerin Rosemarie McIntyre. Sie will sich bis zum Frühjahr mit dem Heimtrainer fit halten. Hans-Werner Espert plant, mal wandern zu gehen, um die Zeit zu überbrücken. Eins ist aber schon klar. "Im Frühjahr komme ich wieder."

(RP)
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