Düsseldorf Die erfolgreiche Familien-Band
Düsseldorf · Musikproduzent Dieter Falk hat mit seinen Söhnen Max und Paul Choräle von Johann Sebastian Bach in Popmusik verwandelt. Die CD heißt "Celebrate Bach" und setzt das Werk des Komponisten dem Neonlicht der Gegenwart aus. Ein Besuch im Wohnhaus der Falks in Urdenbach.
Dieter Falk ist 52, aber er hat den Rückenwind eines 25-Jährigen. Der Musikproduzent öffnet die Tür seines Hauses in Urdenbach, führt den Gast an Dutzenden Goldenen Schallplatten vorbei ins Kellerstudio und fragt: "Willste Kaff?" Man nickt schmunzelnd, draußen regnet es, aber hier scheint die Sonne.
Dieter Falk gehört zu den erfolgreichsten Pop-Produzenten Deutschlands. Er ist für das Album "Abenteuerland" der Band Pur verantwortlich, das sich drei Millionen Mal verkaufte, für "Kribbeln im Bauch" von Pe Werner und Kinderlieder-CDs von Detlev Jöcker. Falk war lange der Mann im Hintergrund, aber seit 2006 kennen Millionen auch sein Gesicht. Damals sah man ihn als Juror in der Fernsehsendung "Popstars", aus der die Mädchenband Monrose hervorging. Man muss nicht mögen, was er mit diesen Künstlern erarbeitete, aber dem Witz und der Energie des gebürtigen Siegerländers wird sich kaum jemand entziehen können.
Das Studio ist hell, Keyboards, Mischpulte und Computer stehen herum, und in der Mitte ist viel Platz. Dort fährt Falk auf seinem Bürostuhl hin und her, er ist aufgeregt, gleich kommen seine Söhne Max (17) und Paul (14) herunter, und mit ihnen hat er seine neue Platte gemacht, eine ganz besondere. "Ich bin ein häuslicher Mensch", sagt Falk, "wir leben bodenständig, machen viel gemeinsam, das schweißt zusammen."
Und weil der Vater seit jeher ein Faible für Kirchenmusik hat, folgen ihm die Kinder auch darin: Unter dem Namen Falk & Sons verpoppen sie auf der CD "Celebrate Bach" Choräle. Manchmal klingen die Instrumentals der unwahrscheinlichsten Boyband Deutschlands stark nach Jean-Michel Jarre, bisweilen etwas arg gut gelaunt. Aber man merkt der Platte an, dass sie für die Künstler Dringlichkeit hat, man spürt eine Art Sendung.
Max und Paul kommen hinzu, der ältere Bruder spielt Schlagzeug, der jüngere Keyboard. Max will nach dem Abitur Medizin studieren, Paul hat die Schauspielerei entdeckt, sein Debüt in "Kleine Morde" mit Uwe Ochsenknecht soll Anfang 2012 ins Kino kommen. Die Jungs sprechen über Musik, sie haben ihre Computer miteinander verknüpft, sagen sie, und sie können sehen, was der andere gerade hört oder bei iTunes geladen hat. Dadurch ergebe sich viel Austausch. Ein Freund des Vaters hatte die Idee zum aktuellen Projekt, sagen sie, und Dieter Falk nennt prominente Vorbilder wie Ekseption als Referenz. Während die Söhne in der Schule waren, bereitete Papa die Sounds vor, nachmittags spielte man gemeinsam die Stücke ein.
Das ist nicht einfach ein Privatprojekt, da wollen Leute zeigen, wie aktuell 300 Jahre alte Musik klingen kann. Das ist es, was dieses familiäre Zusammenspiel ausmacht: der Wunsch, Begeisterung zu teilen. Als Konfirmand fand Falk Anschluss ans Kirchenleben. "Die Kirche war meine erste Bühne." Er trat mit einem Gospelchor auf, studierte an der Musikhochschule Köln, spielte mit Cliff Richard. Bereits in den 80ern veröffentlichte er Platten mit Keyboardmusik, und sein Album "A Tribute To Paul Gerhardt" (2006), auf dem er den großen Kirchenlied-Dichter des 17. Jahrhunderts ehrt, kauften 30 000 Menschen.
Die Falks gehen gemeinsam zu Konzerten, sie hören Vivaldi in der Tonhalle und Coldplay im Kölner E-Werk. Manchmal kommt die Mutter mit, sie ist Grundschullehrerin, und zuhause wird dann über das Gehörte gesprochen. Zurzeit sind die Männer der Familie noch häufiger zusammen, die CD "Celebrate Bach" läuft gut, das Trio hat Fernsehauftritte und Konzerte in der ganzen Republik. Und alle machen im Februar bei der Aufführung der "Zehn Gebote" im ISS Dome mit.
Dieter Falk fragt seine Jungs, ob sie nicht etwas spielen wollen, und sie wollen, denn sie sind auf ebenso mitreißende Art unruhig wie der Vater. Im Keller gibt es einen Aufnahmeraum, Daliah Lavy sang darin neulich Titel ein, und nun setzt sich Max dort ans Schlagzeug. Nebenan funktionieren Dieter und Paul Falk einen Abstellraum um, sie sitzen Rücken an Rücken an ihren Keyboards, und Kontakt zum Bruder halten sie über einen am Türrahmen montierten Spiegel. Es groovt, das ist Bach unter Neonlicht, und man steht da und beneidet dieses Trio irgendwie.
Als sie fertig sind, entsteht jener Moment der Stille, in dem Musikern bewusst wird, ob ihr Spiel gut war oder schlecht. Die drei nicken, ohne einander anzusehen, sie verstehen sich blind.
Man sagt dann bald Tschüß. Draußen regnet es noch immer, aber das ist egal.