Die Düsseldorfer und ihre Gärten

Ob im Hinterhof, auf gemietetem Grabeland mitten im Gewerbegebiet oder auf dem Acker im Gemüsebeet – als Ausgleich zum Alltag arbeiten und entspannen viele Düsseldorfer gerne im eigenen Garten. Die RP stellt drei Gartenkonzepte in der Stadt und ihre Besitzer vor.

Bunt sieht es im Garten von Walter Scheffler aus: Überall auf der verwinkelten Grünfläche blühen Rosen, Disteln und Margeriten in leuchtenden Farben. Zwischendrin stehen Feigen-, Äpfel- und Pflaumenbäume neben den Beeten, und das Zentrum des Gartens bildet ein großer, alter Lindenbaum. "Das ist mein Lieblingsplatz", sagt Scheffler. Seit 17 Jahren hat der 64-Jährige gemeinsam mit acht Freunden das Grabeland, auf dem die Gartenanlage entstanden ist, gemietet.

Und weil eben neun Gärtner auf der Grünfläche werkeln, gibt es überall etwas zu entdecken – vom japanischen Steingarten, bis zum elfeckigen Hochbeet. "Ich glaube, für einen Kleingärtner ist das hier ein Horrortrip", sagt Scheffler. Hauptberuflich ist er Dozent für Soziale Arbeit an der FH und leitet das Café Grenzenlos für sozial Benachteiligte. Seine Mitgärtner sind Richter, Designer oder Architekten. Aber im Garten geht es nicht um den Beruf, nicht um den Alltag. Sondern hier wird entspannt. "Wir machen unheimlich viel gemeinsam, helfen uns oder sitzen gemütlich zusammen." Doch genau wie bei der Gartenarbeit, bei der keiner penibel darauf achtet, ob das Unkraut gezupft ist, gilt auch dabei: Keiner muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn er mal keine Lust auf ein Gespräch hat. Wer nun aber denkt, der Garten von Scheffler und seinen Freunden läge mitten im Grünen, liegt falsch. Der Garten ist nämlich an der Rolandstraße, nur wenige Meter vom Kennedydamm hinter den alten Bürogebäuden von Rheinmetall gelegen. "Und wir haben hier alles. Sogar Fledermäuse und Eichhörnchen. Das gibt's so nirgends in der Stadt", sagt Scheffler stolz. Deshalb haben die Hobbygärtner sogar schon einmal den Umweltpreis der Stadt verliehen bekommen.

Weit außerhalb der Innenstadt direkt am Rhein am Volmerswerther Deich haben hingegen Eve-Simone Niebuhr und ihr Mann Horst ihr Lager bezogen. Über die Agentur "meine ernte" haben sie ein Stück Acker gemietet und sind dort nun für eine Saison Gemüsebauern. "Wir haben zu Hause auch einen kleinen Garten. Der ist aber zu schattig, um Gemüse anzubauen. Jetzt haben wir sogar viel zu viel zum Ernten", sagt Eve-Simone Niebuhr, während sie stolz durch ihren Gemüsegarten führt. Zucchini, Gurken, Mangold, und Erbsen – all das pflanzen die Hobbygärtner nun selbst an und genießen die Arbeit unter freiem Himmel. "Es ist unbeschreiblich schön, wenn wir ganz früh am Morgen hier sind und den Sonnenaufgang betrachten." Deshalb will Familie Niebuhr auch im kommenden Jahr wieder ein Stück des Ackers mieten – dann sogar in doppelter Größe.

Unscheinbar in einem Hinterhof an der Mülheimer Straße gelegen ist derweil der Garten von Andreas Stöhr. Bei der Offenen Gartenpforte präsentierte er gestern die rund 200 Quadratmeter große Fläche an der Mülheimer Straße. "Mein Garten ist mein kreativer Raum, in dem ich etwas gestalte", sagt der Biologe. "Ich sehe das nicht als Arbeit, sondern als Entspannung." Genau wie der Garten von Walter Scheffler, ist auch Stöhrs Garten eine bunte Mischung von Stauden, Blumen und Bäumen. Besonders stolz ist er auf die Rose. "Wenn die blüht, sieht sie aus wie eine rosafarbene Wolke."

(lai)
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