Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen
EILMELDUNG
Schüler verletzt: Nach Messerangriff in Wuppertal – Anklage gegen 17-Jährigen

Die Benderstraße spaltet Gerresheim

Mitten durch den Stadtteil verläuft diese Einkaufsstraße – und an ihr scheiden sich die Geister. Soll sie bleiben, wie sie ist? Oder umgebaut werden? Die Parteien stehen sich voller Zorn gegenüber. Ein Kompromiss ist nicht möglich und auch nicht erwünscht. Der Rat entscheidet übermorgen.

Wer einen Gerresheimer fragt, ob er die Benderstraße mag und als Einkaufsstraße schätzt, der wird bei nahezu 100 Prozent der Bewohner des Stadtteils ein Ja hören. Einigkeit quer durch den Stadtteil also. Und bei den Nachbarn auch.

Aber dennoch spaltet diese Straße das Viertel, stehen sich zwei Meinungen seit nahezu vier Jahren unversöhnlich gegenüber. Und zwar in der Frage: Muss die Benderstraße umgebaut werden oder nicht? Für die Einen ist der Umbau der Anfang vom Ende, für die Anderen geht alles zu Ende, sollte alles so bleiben, wie es ist.

Ob eine der Parteien eine Mehrheit hinter sich hat – keiner weiß es wirklich, und daher behaupten es beide. Durchschaubar ist das Ganze schon lange nicht mehr, Unterschriftenlisten mit hunderten von Namen präsentiert man hier wie da, und der Riss geht sogar quer durch die Kaufleute auf dieser Einkaufsstraße.

Gekämpft wird nicht nur mit harten Bandagen, sondern auch mit Methoden der grenzwertigen Art. Das geht soweit, dass ein erklärter Gegner des Umbaus irgendwann einmal entnervt die Kampfstätte verließ, weil er um sein Geschäft und sein Wohlbefinden fürchtete. Ein Bäcker fand eine salomonische Lösung und legt auf seiner Brötchentheke die Unterschriftenliste beider Lager aus: Dafür unterschreibt links, dagegen rechts – oder umgekehrt.

Der Konflikt kochte vor rund vier Jahren erstmals hoch. Damals wurde klar: Der Umbau würde kommen. Denn die Rheinbahn, so stand seinerzeit schon fest, würde 2013 ihre Haltestellen auf der Straße ändern müssen. Neue Bahnen, aufgrund der Wehrhahn-Linie anzuschaffen, verlangten nach neuer Ein- und Aussteigetechnik.

In dieser Zeit kam man auf die Idee, gleich in einem Abwasch die in Augen mancher dringend notwendige Modernisierung der Straße in Angriff zu nehmen.

Sofort rührte sich Widerstand. Denn der Umbau würde den Schluss einer seit Jahren liebevoll gepflegter und tolerierter Anarchie bedeuten. Gemeint ist das "Zweite-Reihen-Parken". Benderstraßen-Parker haben das bis zur Perfektion weiterentwickelt. Manche von ihnen ignorieren sogar legale Parkplätze, weil sie in Erwartung von Zweite-Reihe-Parker fürchten, aus der korrekten Parkbucht nachher nicht mehr herausfahren zu können. Wirkliche Konflikte sind selten. Man parkt und lässt parken, der Verkehr schlängelt sich über die verbleibenden Fahrspur, Fußgänger, Fahrradfahrer, Autos, Straßenbahnen – das Durcheinander ist groß, aber das Miteinander eben auch. "Wunderbar!" findet das die FDP-Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann mit Blick auf dieses Urbild liberalen Denkens und Handelns. Geht gar nicht, findet dagegen der Bezirksvorsteher Hanno Bremer (CDU). Mit SPD und Grünen ist er sich in der Bezirksvertretung einig – der Umbau kommt. Einsamer Kämpfer dagegen ist Strack-Zimmermanns FDP-Parteifreund Sönke Willms-Heyng (ebenfalls Bezirksvertretung), der den Kampf dagegen nicht aufgibt und neulich erst eine gut besuchte Demo von Gleichgesinnten organisierte.

Übermorgen im Rat gibt es eine Vorentscheidung: Eine Mehrheit aus CDU, SPD und Grünen wird sich für den Umbau aussprechen. Nur die FDP wird nein sagen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort