Düsseldorf Debatte um Weihnachtsbäume vor Rathäusern

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Grünen regen an, künftig auf einen großen Weihnachtsbaum vor dem Rathaus zu verzichten. Sie schlagen vor, lieber lebende Bäume zu schmücken. Das gibt es mancherorts schon.

 Vor dem Düsseldorfer Rathaus steht traditionell ein großer Weihnachtsbaum. Die Grünen regen nun an, darauf zu verzichten.

Vor dem Düsseldorfer Rathaus steht traditionell ein großer Weihnachtsbaum. Die Grünen regen nun an, darauf zu verzichten.

Foto: Endermann, Andreas

Eine zehn Meter hohe Tanne braucht rund 30 Jahre, bis sie diese stattliche Höhe erreicht. Für jeden weiteren Meter sind es laut Experten fünf bis sechs Jahre. Werden sie als Weihnachtsbaum geschlagen, beträgt ihre Lebensdauer nur noch etwa vier Wochen, bevor sie auf dem Müll landen. An dieser Praxis stören sich die Düsseldorfer Grünen. Gemeinsam mit der örtlichen Baumschutzgruppe plädieren sie dafür, dass die Tannen nicht mehr abgeholzt werden, um kurzzeitig vor dem Rathaus zu stehen.

Da die norwegische Stadt Lillehammer die Tradition beendet hat, Düsseldorf in jedem Jahr einen Baum zu schenken, sehen die Grünen den richtigen Zeitpunkt gekommen. Sie fordern, dass ein Baum gepflanzt und dann in jedem Jahr als "lebender Weihnachtsbaum" geschmückt wird. Da das auf dem Rathaus-Vorplatz nicht möglich wäre, wollen die Grünen eine Debatte um einen Standort anregen. "Es ist doch schöner, wenn man einen gepflanzten Baum wachsen sieht", sagt Fraktionschef Norbert Czerwinski. 2017 könnte damit begonnen werden.

"Die Tradition ist kein Raubbau an der Natur"

Die Düsseldorfer CDU signalisiert, dass sie dagegen wäre. "Im Bewusstsein der Bevölkerung ist der große Christbaum vor dem Rathaus fest verwurzelt", sagt Fraktionschef Rüdiger Gutt. Dazu komme, dass die Umwelt keinen Schaden nehme. Die Bäume würden nachgepflanzt. "Diese Tradition ist kein Raubbau an der Natur, sondern Bestandteil nachhaltiger Forstwirtschaft."

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Monika Düker, die ihren Wahlkreis in Düsseldorf hat, sieht das anders: "Düsseldorf kann damit zum Vorbild für andere Städte werden", sagt sie unserer Redaktion. Die Freiflächen am Kö-Bogen oder an der Heinrich-Heine-Allee böten sich dafür an, gemäß Zukunftsbaumliste ein Nadelgewächs zu pflanzen und zu schmücken. Ob andere Städte ebenfalls Weihnachtstannen durch lebende Bäume ersetzen wollten, müssten sie selbst entscheiden.

In Wermelskirchen ist die Düsseldorfer Idee längst Realität. Dort steht der größte Naturweihnachtsbaum in Deutschland. Seit mehr als 90 Jahren wird der 26 Meter hohe kanadische Mammutbaum Ende November mit Lichterketten geschmückt. Der 146 Jahre alte Baum, der früher in einem privaten Garten stand, befindet sich heute auf städtischem Grund - 300 Meter Luftlinie vom Rathaus entfernt - und wird im Advent zum zentralen Treffpunkt. In Viersen gab es auch Überlegungen, auf Lebendbäume auszuweichen, die sind aber erstens teurer und vor allem: Sie brauchen mehr Platz. Deshalb verwarf die Stadt den Plan.

In Hückeswagen wird seit einigen Jahren eine Tanne vor dem historischen Schloss aufgestellt, die zuvor in einem Privatgarten abgeholzt wurde. Dabei handelt es sich um Bäume, die die Besitzer ohnehin hätten fällen lassen. Das funktioniert laut Stadt sehr gut, denn ihr entstehen keine Kosten: Handwerker organisieren ehrenamtlich das Fällen, den Transport und das Aufstellen. Ähnlich wird in Langenfeld verfahren. In Niederkrüchten werden im Grenzwald Bäume fürs Rathaus geschlagen, die sowieso weichen müssten.

Kein Trend zu lebenden Weihnachtsbäumen

Keinen Baum leistet sich Leverkusen, da vor dem Rathaus in Wiesdorf der Christkindchenmarkt beginnt und es keinen Platz für eine Stadttanne gibt. Auch im "reichen" Monheim gibt es vor dem Rathaus oder in der City keine städtische Tanne.

Ein allgemeiner Trend hin zu lebenden Weihnachtsbäumen ist aber nicht zu beobachten. Zwischen 23 und 25 Millionen Tannenbäume werden jährlich vor Heiligabend in Deutschland verkauft. "Weniger als ein Prozent der Kunden kaufen dabei ihre Tannenbäume im Topf", sagt Hans-Georg Dreßler vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. Nur vereinzelt käme die Idee auf, den Tannenbaum nach den Feiertagen in den Garten zu pflanzen. Dreßler: "Ich glaube auch nicht, dass sich diese Idee in Zukunft als Trend durchsetzen wird."

Einen Einfall zur Nachhaltigkeit hatten die Düsseldorfer Jan Wehmeyer und Sebastian Schönfeld. Sie bieten mit ihrem Start-up "Happy Tree" Nordmanntannen zum Verleih an. Die Bäume werden Mitte Dezember gebracht, nach zwei Wochen wieder abgeholt und dann in die Erde gepflanzt, wo sie sich fürs nächste Jahr regenerieren können.

Mit Material aus unseren Lokalredaktionen.

(RP)
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