Ostern in NRW Jeder Zweite greift zu Freiland- oder Bio-Eiern
Düsseldorf · Osterzeit ist Eierzeit. Zwei bis drei Eier mehr kauft jeder Deutsche im Ostermonat. 20 Milliarden Eier werden in Deutschland jährlich konsumiert. Doch woher kommen sie eigentlich?

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Rund 230 Eier isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr – das sind vier bis fünf Stück pro Woche. Wem das viel vorkommt, berechnet vielleicht nur die Eier, die er selbst im Supermarkt kauft. Doch gerade einmal die Hälfte aller Eier geht direkt an private Haushalte. Die andere Hälfte wird in der Lebensmittelindustrie und in Bäckereien für Nudeln, Kekse und Kuchen genutzt oder in Restaurants und Hotelküchen verbraten.
Die Menge an Eiern, die in Deutschland verspeist wird, ist in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen: Vor 15 Jahren waren es noch ganze 22 Eier pro Jahr weniger als 2022. Der bisher unübertroffene Höchstwert lag allerdings bei 242 Eiern im Jahr 2020. Eine Vermutung von Marktexperten ist, dass die Menschen im Lockdown das Kochen und Backen für sich entdeckt haben und daher mehr Eier verbrauchten. Seit diesem Rekordjahr ist der Konsum des Hühnererzeugnisses wieder etwas zurückgegangen. Trotzdem liegt er noch deutlich über dem, was die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eigentlich empfiehlt: nämlich zwei bis drei Eier pro Woche.
Wie leben Hühner in NRW?
Von den rund 20 Milliarden Eiern, die in Deutschland jährlich konsumiert werden, werden etwa drei Viertel auch im Land produziert, die übrigen 25 Prozent werden größtenteils aus den Niederlanden importiert. Innerhalb von Deutschland werden die meisten Eier in Niedersachsen produziert. NRW landet im Ländervergleich auf Platz 2. Doch in welchen Haltungsbedingungen leben die Legehennen hier?
In den vergangenen Jahren hat sich für Hühner in Deutschland einiges verbessert. Während 2008 noch die meisten Hennen in Batterie-Käfigen gehalten wurden, nahm diese Haltungsform in den darauffolgenden Jahren rapide ab. Grund ist ein Verbot für die klassische Käfighaltung, das 2010 in Kraft trat. In der ursprünglichen Form war pro Tier gerade einmal ein Platz von 20 mal 27,5 cm vorgesehen – das ist kleiner als ein DIN-A4-Blatt. Zwar gibt es momentan noch die Käfighaltung in Kleingruppen, die ein wenig mehr Platz bietet, doch auch diese soll bis 2025 europaweit verboten werden.
Stattdessen hat die Bodenhaltung als vorherrschende Haltungsform übernommen. Drei von vier Eiern, die in NRW erzeugt werden, stammen aus Betrieben mit Bodenhaltung. Für die Hennen bedeutet das zwar etwas mehr Bewegungsfreiheit als bei der klassischen Käfighaltung. Dennoch müssen sich die Tiere zu neunt einen Quadratmeter teilen – und Auslauf gibt es auch keinen. Bis zu 6000 Hühner dürfen so in einem einzigen Stall gehalten werden.
Doch auch die Freiland- und die ökologische Haltung werden beliebter: Seit 2015 hat sich die Anzahl entsprechender Betriebe in NRW fast verdoppelt. Dabei bekommen die Hühner täglich Auslauf mit vier Quadratmetern Platz pro Tier. Im Stall haben Freiland-Hennen genauso wenig Platz wie bei der Bodenhaltung, in der ökologischen Haltung kommen dagegen nur sechs Hennen auf einen Quadratmeter. Außerdem wird dort auf Bio-Futtermittel und möglichst natürliche Medikamente gesetzt. Etwa jedes fünfte Ei in NRW kam 2022 aus Freiland- oder ökologischer Haltung.
Private Haushalte entscheiden sich besonders gern für Eier von Hühnern mit Auslauf: Freilandeier machen im Einzelhandel 32 Prozent aus, Bioeier kommen auf 18 Prozent. Dass sich diese Prozentzahlen nicht in der Produktion widerspiegeln, liegt daran, dass in der Lebensmittelindustrie und bei Großverbrauchern der Preis die größere Rolle spielt. Hier gibt es für Endkonsumenten bislang auch nur begrenzt Transparenz, woher die verarbeiteten Eier stammen. Eine Verpflichtung zur Herkunftskennzeichnung wird seit Jahren diskutiert.
Wie viel kosten Eier in Deutschland?
Die Eierpreise sind in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. 2022 lagen die Verbraucherpreise um die 50 Prozent über dem Wert von 2015. Besonders im März 2022 wurden die Eier sprunghaft teurer, was unter anderem auf den Ukraine-Krieg zurückzuführen ist. Die Kosten für Tierfutter und Energie sind so stark gestiegen, dass Landwirte mit der Eierproduktion überwiegend Verluste machen, schreibt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in ihrem jährlichen Bericht.
Zu den gestiegenen Produktionskosten kommen auch noch Ausfälle durch die Vogelgrippe. Seit November 2021 kam es in Europa immer wieder zu schwerwiegenden Krankheitsausbrüchen, wovon unter anderem auch unser Hauptimporteur betroffen ist, die Niederlande. Dort ist die Produktion deutlich zurückgegangen.
Selbst politische Entscheidungen wirken sich auf die Eierpreise aus. So ist seit 2022 das Kükentöten in Deutschland verboten. Gemeint ist damit, dass männliche Küken kurz nach der Geburt aussortiert und oftmals geschreddert wurden. Jetzt müssen hierzulande die sogenannten Bruderhähne mit aufgezogen werden, was natürlich doppelte Kosten verursacht. Viele Betriebe hätten deswegen aufgeben müssen, so der Landesbauernverband Niedersachsen.

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Zur Fleischgewinnung eignen sich die Bruderhähne nur bedingt, da sie im Gegensatz zu Masthühnern viel mehr Zeit und Futter für eine Mästung benötigen und letztlich trotzdem vergleichsweise wenig Fleisch abwerfen. Eine Alternative ist, das Geschlecht der Küken bereits im Ei zu bestimmen und männliche Embryonen nicht weiter zu bebrüten.
Für dieses Ostern rechnen Experten erneut mit Preiserhöhungen, schließlich steige die Nachfrage in dieser Zeit – „und Eier sind ein knappes Gut“, berichtet Mechthild Cloppenburg, Expertin der Agrarmarkt Informationsgesellschaft.
Woher bekommen wir unsere Ostereier?
Im Verlaufe eines Jahres sind immer wieder Schwankungen im Absatz zu beobachten. Um die Ostertage herum steigen die Verkäufe deutlich an, jeder Deutsche isst im Ostermonat zwei bis drei Eier mehr als sonst. Im Sommer ist dagegen eher Flaute. Die Weihnachtsbäckerei heizt den Eierverbrauch am Jahresende schließlich noch einmal richtig an. Doch wie kann der saisonal höhere Bedarf gedeckt werden?
Praktischerweise ist die Industrie hier flexibel. Da verarbeitete Eier lange haltbar sind, können Lebensmittelhersteller und Großabnehmer schon vorproduzieren, sodass vor der Karwoche genügend Eier im Supermarktregal stehen. Da in der Osterzeit ohnehin weiße Eier bevorzugt werden, die sich besser zum Färben eignen, können braune Exemplare weiterhin in geringeren Mengen an die Industrie geliefert werden. Außerdem werden bei Bedarf natürlich auch Eier aus dem Ausland importiert, insbesondere aus den Niederlanden.
Wer nachvollziehen will, aus welchem Land und aus welchen Haltungsbedingungen seine Eier stammen, kann das übrigens an dem Stempel auf der Eierschale ablesen. Die erste Ziffer beschreibt die Haltungsform: Eine „3“ steht für Käfighaltung, die „2“ für Bodenhaltung und die „1“ für Freiland. Ökologische Erzeugung wird durch eine „0“ bescheinigt. Auf die erste Zahl folgt dann das Kürzel des Herkunftslandes, also meistens DE für Deutschland oder NL für Niederlande. Wer jetzt noch Eier aus der Region wünscht, muss auf die zwei Zahlen nach dem Länderkürzel achten: „05“ steht für NRW.

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Zu Ostern gibt es aber noch einen Haken: Gefärbte, hart gekochte Eier müssen nicht gekennzeichnet werden. Auf den Verpackungen muss nur Mindesthaltbarkeitsdatum und Anschrift des Anbieters angegeben sein, für lose Eier reicht sogar der Hinweis „Mit Farbstoff“. Wer wirklich wissen will, woher die bunten Eier im Osternest kommen, muss also in der Regel selbst färben.