Düsseldorf/Essen Das Wetter beeinflusst Strompreise

Düsseldorf/Essen · Stromkonzerne reagieren auf die Bedeutung von Wind- und Solarenergie.

Für die Energiekonzerne in NRW werden zuverlässige Wetterprognosen immer wichtiger, denn falsche Vorhersagen können viel Geld kosten. Das Wetter werde längst außerhalb von Landwirtschaft und Tourismus zu einem wichtigen Faktor, bestätigt Joachim Frielingsdorf von der Energieagentur NRW. Weil die Witterung bestimmt, wie viel Strom in Windparks und Solaranlagen produziert wird – und dessen Anteil steigt –, werden genauere Prognosen nötig.

Bei RWE in Essen arbeiten deswegen bald gleich sechs Meteorologen. "Das beweist, dass sich Stromkonzerne und Netzbetreiber auf Erneuerbare Energien einstellen", sagt Frielingsdorf. Die Optimierung der Wetterprognosen hält er für eine der größten Herausforderungen auf dem Energie-Sektor – fast gleichbedeutend mit der Entwicklung effizienter Speichersysteme. 2011 waren in NRW 2800 Windanlagen installiert, die rund drei Gigawatt Energie erzeugten. 190 000 Solaranlagen sorgten für fast genau so viel Strom. Das war je ein Zehntel der bundesweiten Kapazität. Und die Bedeutung erneuerbarer Energien wächst weiter. Dass das auch für Probleme sorgt, zeigte sich zuletzt am Tag der Deutschen Einheit. Feiertagstypisch wurde am 3. Oktober wenig Strom verbraucht. In Kombination mit dem sonnigen und windigen Wetter sorgte das kurzfristig für ein so großes Überangebot, dass reihenweise Kraftwerke abgeschaltet werden mussten. Dennoch fielen die Preise an den Strombörsen. Teils bekamen Käufer zum Strom buchstäblich noch Geld dazu. Davon profitieren die Verbraucher aber nicht – im Gegenteil. Große Energieversorger wie kleinere Stadtwerke kaufen einen Großteils ihres Stroms rund ein Jahr im voraus. Wenn sie ihren Strom billig verkaufen müssen, machen die Versorger Verluste – für die die Endkunden nächstes Jahr aufkommen müssen.

Fehlprognosen von mehreren tausend Megawatt kommen Experten zufolge nur sehr selten vor. Dennoch kritisierten Stromkonzerne und Netzbetreiber lange, die Wetterdienste hätten sich bei ihren Prognosen übermäßig auf Verkehr und Freizeit konzentriert. Nun bauen sie ihre eigenen Abteilungen aus.

(tojo/dpa)
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