Cirque du Soleil – berührend schön

Wunderbar komponierte Bilder und Musik, atemberaubende Artistik, skurriler Humor und ein sorgfältig inszenierter Wechsel von irrwitzigem Tempo zu ulkiger Gemütlichkeit: Der kanadische Zirkus hat seine Fans wieder einmal gepackt. Bis 18. November ist er in Düsseldorf.

Geht ein bunt gewandeter Lakai über die Bühne. Von links nach rechts, gemessenen Schrittes. In der Hand hält er ein Tablett. Darauf stehen ein paar brennende Kerzen. Na und, nichts Besonderes? Doch – der Mann ist mit dem Kopf nach unten unterwegs, er schreitet hoch oben im Dach eines gigantischen, weißen Zeltes durch die Luft. Wo das funktioniert? Beim Cirque du Soleil – seit gestern ist er mit seinem Stück Corteo in Düsseldorf.

Das Wort steht für "fröhlichen Umzug" - und fröhlich ist das, was Clown Mauro da erlebt, auf jeden Fall. Obwohl es eigentlich sein eigenes Begräbnis ist, das er sieht. Oder sich vorstellt. Fantasie also, oder Realität, oder beides – das bleibt offen, macht das Ganze zu einem Fest nicht nur für die Sinne, sondern auch für die Seele.

Dieser Zirkus hat nichts mehr zu tun mit Barum oder Krone, setzt nicht auf krachende Sensationen, sondern auf das Kitzeln der Gefühle. Die einzigen Tiere sind zwei plüschige Pferde (in denen Menschen stecken) und jede Menge lebloser Hühner aus Federn und Fetzen, gerne genommen, um Clowns oder Artisten zu erschrecken, wenn es von oben Federvieh regnet.

Traumhaft gebaute Männer vollbringen am Reck, mit Ringen oder an Bändern unglaubliche Leistungen, Sixpacks ungeahnter Güte entlocken so mancher Dame im Publikum ein verträumtes "Hach!" und lassen die Männer verstohlen auf den eigenen Bauch schielen. Paare in inniger Umarmung, scheinbar schwerelos schwebend, in rasender Drehung oder plötzlich stürzend lösen dezent erotische Assoziationen aus, weil sie in einer unglaublichen Ästhetik das uralte Spiel der Liebe, der Körper und des Begehrens zeigen. Jubelnder Applaus zeigt: Die Botschaft ist angekommen. Der Humor sowieso: Die tollpatschigen Pferde sind einfach nur zum Wiehern. Und dank Cirque du Soleil wissen wir nun endlich, wie sich ein Golfball fühlt, der dauernd Haue kriegt. Der in dieser Manege jedenfalls weiß sich zu helfen. Und die winzige Dame, die an vier riesigen Ballons auf die Bühne schwebt, auch: Die Ballons sind mit Gas gefüllt - und zwar so fein abgestimmt, dass Madame gerade eben fliegt und nur langsam wieder zur Erde sinkt. Weil sie das über den Köpfen des Publikums tut, lässt sie sich von unten immer wieder anstupsen, hüpft so quer über die Sitzreihen – giggelnd, glucksend und mit viel Spaß. Den haben auch die da unten, die ihr immer wieder sanften Auftrieb geben – spätestens in dieser Sekunde springt der Funke über, entsteht die beseelte Stimmung, für die Cirque du Soleil steht.

Die Premierenzuschauer waren begeistert. Unter ihnen Fußball-Legende Rudi Völler, Modell Lena Gercke, Mode-Kaufmann Albert Eickhoff mit seinem Schwiegersohn Stefan Asbrand-Eickhoff und Ex-No-Angel Sandy.

(RP)
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