Chaotische Zustände im Bahnverkehr

Düsseldorf · Nach dem schweren Unwetter müssen sich Pendler weiter in Geduld üben. Wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilt, seien die Schäden am Schienennetz "schlimmer als befürchtet". Derzeit wird mit einem Hubschrauber der Bundespolizei die Bahnstrecke erkundet, da mit dem Zug oder dem Auto kein Durchkommen sei. Auf offener Strecke steckten noch immer insgesamt 16 Züge fest und blockierten die Trassen. "Die Verwüstungen in Teilen der Rhein-Ruhr-Region sind noch schlimmer als beim Orkan Kyrill", sagt Reiner Latsch, Konzernbevollmächtigter der DB in NRW.

Große Bahnhöfe wie Düsseldorf und Essen waren gestern weitgehend vom Zugverkehr abgeschnitten. Die Strecke Düsseldorf-Köln war nicht befahrbar. Pendler mussten zeitaufwendige Umwege in Kauf nehmen. Derzeit sind fünf Reparaturzüge mit Hebebühnen im Einsatz, um die Strecken flott zu bekommen. Mancherorts reiht sich nach Angaben der Bahn ein Oberleitungsschaden an den nächsten.

Hinzu kamen Probleme im Osten Deutschlands. Die Strecken Hannover-Berlin und Hamburg-Berlin waren wegen umgestürzter Bäume unterbrochen, wie die Bahn mitteilte. Der Fernverkehr in Richtung NRW endete vorzeitig in Köln, Hamm und Münster.

Wann die Züge wieder fahrplanmäßig verkehren, kann die DB nicht sagen, da noch immer nicht das ganze Ausmaß der Schäden bekannt ist, so eine Sprecherin. Einige Regional-Express- und S-Bahn-Verbindungen sind seit gestern Morgen wieder im Einsatz, ebenso der Schienenersatzverkehr. Die U-Bahnen der Düsseldorfer Rheinbahn verkehren nur auf einigen Linien auf Teilstücken, die meisten Bahnen sind stillgelegt. Das Unternehmen und Spezialfirmen überprüfen Hunderte Kilometer Gleise und Hochleitungen auf Schäden. Priorität hat der Verkehr in der Innenstadt. Wie groß die Schäden auf den Strecken nach Krefeld (U76) und Duisburg (U79) sind, ist unklar. "Es kann schlimmstenfalls noch Wochen dauern, bis sie wieder befahren werden können", sagt ein Unternehmenssprecher.

Der Ersatzverkehr steckte gestern wie viele Autos im Berufsverkehr fest. Zwar seien die Autobahnen laut Straßen NRW weitgehend wieder befahrbar, doch staute sich der Verkehr am Vormittag auf einer Länge von insgesamt fast 400 Kilometern. Viele Berufspendler, die die Bahn nicht nutzen konnten, stiegen aufs Auto um.

Staus und Beeinträchtigungen dürften in den kommenden Wochen andauern, sowohl im Bahn- als auch im Straßenverkehr. "Die Aufräumarbeiten im 18 000 Kilometer langen Netz der Bundes- und Landesstraßen dauern an", so Straßen NRW. Auf den Autobahnen müssten die Trümmer des Unwetters noch abtransportiert werden. "Das wird nicht ohne Eingriffe in den Verkehr gehen", heißt es weiter.

(RP)
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