Candida Höfer in der Akademie

Candida Höfers Arbeiten tragen eine klare Handschrift. Kräftige Farben, strenge Proportionen und das Spiel mit Licht sind kennzeichnend für die Fotografien der Kölner Künstlerin. Nun stellt die 68-Jährige sechs neue Aufnahmen in der NRW-Akademie der Wissenschaften und der Künste, Palmenstraße 16, aus. Zu sehen ist die Akademie selbst. Oder besser gesagt: ihre Hör- und Vortragssäle. Seit den 80er Jahren lichtet die renommierte Fotografin vorwiegend Innenräume ab. Bibliotheken, Museen und Schauspielhäuser sind darunter. Und nun die Akademie, deren Mitglied sie selbst seit 2010 ist.

Gunda Luyken, Leiterin der Graphischen Sammlung im Museum Kunstpalast, führte die knapp 200 Besucher der Ausstellungseröffnung in die Werke der Fotografin ein. Candida Höfer meidet im Gegensatz zu ihrem Vater – Fernsehjournalist Werner Höfer – die Öffentlichkeit. Da sie ungern vor Publikum spricht, bat sie Luyken, etwas über ihre aktuellen Arbeiten zu erzählen. Die beschreibt Höfers Werke als groß, frei und hell. Die Innenräume wirkten auf den ersten Blick wie eine distanzierte Übersicht. Höfer legt den Fokus auf ordnende Elemente wie Stuhlreihen oder Tische, um die Proportionen im Raum zu verdeutlichen. Auf den zweiten Blick treten viele Details und Ungenauigkeiten – wie ein asymetrisches Geländer, ein Feuerlöscher und die Anordnung der Deckenbeleuchtung – in den Vordergrund.

Candida Höfer fotografiert die Räume so, wie sie sie vorfindet. Lediglich die im Zimmer vorhandene Beleuchtung wird gelegentlich als Lichtquelle hinzugezogen. Sie verzichtet bei den Arbeiten, die im Foyer der Akademie zu sehen sind, auf Überflüssiges und Details, die vom Wesentlichen ablenken. Menschen sieht man auf den Fotografien nicht.

Das war nicht immer so. Ende der 1960er Jahre porträtierte die Kölnerin türkische Familien in Deutschland und in der Türkei. Weil sie interessierte, ob es in den Ländern Unterschiede in den Lebensformen gab. Doch Höfer merkte schnell, dass es ihr nicht liegt, Menschen für Aufnahmen zu positionieren und von A nach B zu schieben. Schon bei den Familienporträts wahrte Höfer eine gewisse Distanz. Und diese Distanz hat sie sich bewahrt, als sie dazu überging, Innenräume zu fotografieren.

INFO Die Ausstellung "Haus der Wissenschaften Düsseldorf 2012" von Candida Höfer ist bis 27. Juli (mo. bis fr. von 10 bis 17 Uhr) zu sehen.

(RP)
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