Börse kürt "Euro-Gipfel" zum Unwort 2011

Der Begriff "Euro-Gipfel" ist von der Börse Düsseldorf zum Börsen-Unwort des Jahres 2011 gewählt worden. Seit 2001 bestimmt der Handelsplatz der Landeshauptstadt immer zu Jahresbeginn einen Begriff, der aus Sicht der Börsianer besonders zynisch, unscharf oder unzutreffend einen Bereich der Wirtschaft beschreibt. "Nicht nur Bergsteiger wissen, dass vor einem Gipfel die Anstrengung des Aufstiegs steht, oben angekommen die Freude über das Erreichte groß ist und der Blick frei und weit schweifen kann. Danach geht es allerdings in der Regel auch wieder bergab", heißt es in der Begründung der Börse für die diesjährige Wahl. Genau dies scheine das Problem der im Börsenjahr 2011 häufigen politischen Treffen auf höchster europäischer Ebene gewesen zu sein. Bemängelt werden auch die geringen Auswirkungen der als Gipfel bezeichneten Führungstreffen der Euro-Politiker. Die Vielzahl der Euro-Gipfel berge zudem das Problem, dass wenn jede Menge Gipfel eng nebeneinander liegen, diese eine Ebene bilden. Je nach Beobachtungsstandpunkt könne dies den Eindruck einer Tiefebene vermitteln.

Seit vergangenem Jahr ist die Linguistin Nina Janich von der Technischen Universität Darmstadt Vorsitzende und Sprecherin der Jury für das Unwort.

2010 wurde der Begriff "Euro-Rettungsschirm" zum Börsen-Unwort gewählt. Richtiger wäre es gewesen, von einer Notkreditlinie auf Zeit für bis über die Ohren verschuldete Staaten zu sprechen, hieß es damals als Begründung der Jury. Das berühmteste Börsen-Unwort war 2005 der Begriff Heuschrecke für Finanzinvestoren. Der Satz vom damaligen SPD-Chef Franz Müntefering von "anonymen Finanzinvestoren, die wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen herfallen, sie abgrasen und weiterziehen" präge ein falsches Bild dieser Investorengruppe, so das Urteil der Jury. Weitere Börsen-Unworte waren: Bad Bank (2009), Leerverkauf (2008), Subprime (2007), Börsen-Guru (2006), Seitwärtsbewegung (2004), Bester Preis (2003), Enronitis (2002) und Gewinnwarnung (2001).

(RP)
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