Essen BMW rast in Haltestelle: elf Verletzte
Essen · Ein 22-Jähriger ist an einer Straßenbahnhaltestelle in Essen in die wartende Menge gefahren. Elf Menschen wurden verletzt, darunter drei Kinder im Alter von vier, 13 und 14 Jahren. Warum der Mann die Kontrolle über seinen 3er BMW verlor, war zunächst unklar.
Es ist der letzte Schultag vor den Sommerferien. Viele Gesamt- und Realschüler in Essen-Frohnhausen haben gerade ihre Zeugnisse bekommen und warten an der Haltestelle Essen-West auf die nächste Straßenbahn nach Hause. Es ist viertel vor elf, in wenigen Minuten soll die nächste Bahn kommen. Die Haltestelle liegt in der Mitte der Straße, Kunststoffwände trennen die Wartenden von der Fahrbahn. Plötzlich durchbricht ein schwarzer 3er BMW von hinten die Schutzwand. Er fährt mehrere Poller um, biegt Metallstangen nieder, lässt Scheiben splittern – so schnell, dass nur wenige Menschen dem Wagen noch ausweichen können.
Elf Menschen wurden bei dem tragischen Unfall gestern Vormittag in Essen verletzt, vier von ihnen schwer. Drei Kinder im Alter von vier, 13 und 14 Jahren erlitten leichte Verletzungen, wie die Feuerwehr meldete. Ein 60-Jähriger wurde mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen mit einem Rettungshubschrauber nach Duisburg gebracht. Zu den Leichtverletzten gehören auch zwei Personen, die, nachdem sie den Unfall aus nächster Nähe miterlebt hatten, einen Schock erlitten, sowie der 22-jährige Fahrer des 3er BMW. Er wurde ambulant behandelt.
Warum der Essener die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte, warum er von der Straße abkam und in die Menge steuerte, war bis gestern Abend unklar. Die Essener Martin-Luther-Straße gilt nicht als Unfallschwerpunkt. Hinweise, dass der Fahrer alkoholisiert war oder unter Drogen stand beziehungsweise gesundheitliche Probleme hatte, lagen der Polizei gestern nicht vor. Unangepasste Geschwindigkeit als Unfallursache sei nicht auszuschließen, sagte ein Sprecher.
Wie schnell der 22-Jährige, der in Richtung Essen-Holsterhausen unterwegs war, am späten Vormittag durch die Tempo-50-Zone fuhr, sollen die Untersuchung des Unfallwagens und Zeugenbefragungen klären. Die Polizei geht davon aus, dass sich während und nach des Unfalls mehrere hundert Menschen in unmittelbarer Nähe der Haltestelle aufhielten. Sie rief mögliche Zeugen auf, sich zu melden (Telefon 0201 8290). Mit ersten Erkenntnissen zur Unfallursache rechnen die Ermittler Anfang nächster Woche.
Dass nicht mehr Menschen und vor allem nicht mehr Kinder verletzt wurden, ist wohl besonders dem frühen Schulschluss nach der Zeugnisausgabe am letzten Schultag zu verdanken. "Die Haltestelle West gehört zu unseren wichtigsten", sagte Nils Hoffmann von der Essener Verkehrs-AG. Sie wird im Fünf-Minuten-Takt von den beiden Linien 106 und 109 angefahren, ist Umsteigepunkt zu Zügen der Deutschen Bahn. "An normalen Tagen steigen dort bis zu 5000 Fahrgäste ein, um oder aus", sagte Hoffmann.
Die Anwohner sind auch Stunden nach dem Unfall noch geschockt. In dem Kiosk schräg gegenüber der Unglücksstelle gibt es unter den Kunden an diesem Tag kaum ein anderes Thema. "Mein Bruder hat alles mit angesehen. Ich habe ihn eben abgelöst", sagt der junge Mann hinter der Theke. "Das ist so furchtbar", sagt eine 67-jährige Rentnerin, die nur wenige Meter von der Haltstelle entfernt wohnt. "Ich habe selbst Enkelkinder, die sich auf die Schulferien gefreut haben. Es ist schrecklich, wenn dann so etwas passiert."