"Beruf Kurator" – eine Diskussion

Der Kurator Hans-Ulrich Obrist definiert seine Tätigkeit als einen "Protest gegen das Vergessen". Als Kurator müsse man die Erinnerung an bestimmte künstlerische Positionen wach halten. "Und natürlich geht es darum, die junge Generation sichtbar zu machen", sagt Obrist. Über dieses Thema sprachen nun die Direktoren Gregor Jansen (Kunsthalle) und Hans-Jürgen Hafner (Kunstverein). Vor allem die in den vergangenen Jahren angesagten "Themenausstellungen" boten viel Diskussionsstoff.

Wenn ein Kurator eine Idee vorgibt und dann Künstler einlädt, deren Arbeiten irgendwie zu seiner thematischen Vorgabe passen – wird dann nicht die Kunst zur zweckdienlichen Illustration eines kuratorischen Gedankens? Das haben freie Künstler gar nicht gern. Die Frage eines Zuhörers, warum man zur Diskussion in der Kunsthalle keine Künstler eingeladen habe, schien in dem Zusammenhang berechtigt. "Wenn der Name des Kurators auf dem Plakat größer erscheint als der Name des Künstlers, läuft etwas falsch", befand Jansen. Der Kurator dürfe nicht zum Künstler werden. Er müsse sich vielmehr – im wörtlichen Sinn – um die Künstler kümmern und Situationen erschaffen, in denen Kunst aufblühen kann.

"Mir geht mein eigener Kunstbegriff einmal am Tag flöten", gestand Hafner. Deshalb sei es wichtig, in Ausstellungen das "Gegebene" immer wieder zu hinterfragen. Im Gegensatz zum Kurator, der in einer Kunsthalle oder im Kunstverein arbeitet, habe ein freier Ausstellungsmacher natürlich größere politische Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten. Für Jansen ist Kuratieren Traumberuf. "Man kann mit dem Künstler in einem bestimmten Raum einen Dialog führen." Für Abwechslung sorgte die Moderation von Judith Dörrenbächer und Jürgen Dehm, die listige Fragen stellten. Kein Wunder: Die beiden studieren "Kunstkritik und Kuratorisches Wissen". KLAUS SEBASTIAN

(RP)
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