Düsseldorf Beim Modellprojekt zum Wohl der Kinder machen 18 Kommunen mit

Düsseldorf · Wenn in Familien Zerrüttung droht oder im Elternhaus ein Klima von Angst und Gewalt herrscht, muss das örtliche Jugendamt schützend einschreiten. In NRW kommt es immer häufiger zur Inobhutnahme von Kindern, die für eine gewisse Zeit in Pflegefamilien oder in Jugendeinrichtungen untergebracht werden. Die Zahl der Inobhutnahmen sowie der dauerhaften "Herausnahmen" steigt beständig. In Düsseldorf wurden im vergangenen Jahr 1102 Jungen und Mädchen aus ihren Familien geholt; im Vorjahr waren es 889. Duisburg meldet für 2013 164 Schutzmaßnahmen, Krefeld 106, Mönchengladbach 298, Remscheid 34 und Solingen 61. Im Kreis Kleve wurden 113 Fälle registriert, im Kreis Mettmann 230, im Rhein-Kreis Neuss 345, im Kreis Viersen 293 und im Kreis Wesel 137.

Das brisante Thema Inobhutnahme dürfte eine Rolle spielen, wenn Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) Ende des Monats eine Zwischenbilanz des NRW-Modellprojekts "Kein Kind zurücklassen - Kommunen in NRW beugen vor" ziehen wird. An diesem Projekt, das von der Bertelsmann-Stiftung unterstützt wird, beteiligen sich 18 Städte und Kreise, darunter Dormagen, Duisburg, Düsseldorf, Moers und Mönchengladbach. Im Mittelpunkt steht der Auf- und Ausbau eines umfassendenden Beratungs- und Betreuungsangebots für Familien. Die Ziele des Modellprojekts gehen jedoch über geordnete Verhältnisse im Elternhaus hinaus und betreffen insbesondere die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen. Dahinter stecken auch handfeste finanzielle Interessen des Staates. "Jedes Kind, das nicht die Möglichkeit hat, seine Fähigkeiten optimal zu entwickeln, läuft Gefahr, in Zukunft von Transferleistungen abhängig zu sein", sagt Brigitte Mohn, die dem Vorstand der Bertelsmann-Stiftung angehört. Dadurch würden die öffentlichen Kassen noch weiter beansprucht. Die Stiftung lege deswegen besonderen Wert auf die Frage, welche finanziellen Auswirkungen präventives Handeln auf die öffentlichen Haushalte hat. Mohn: "Nur handlungsfähige Kommunen können auch in Zukunft ihrem sozialstaatlichen Auftrag nachgehen".

Nach Ansicht von Kraft sind "soziale Reparaturkosten" eine der Hauptursachen für die Finanzmisere der Kommunen. Einem Gutachten zufolge beliefen sich die Folgekosten einer unzureichenden Sozial-, Bildungs- und Familienpolitik 2009 allein in NRW auf 2,4 Milliarden Euro. Kraft bei Gründung des Projekts: "Das Geld können wir sparen, wenn wir besser werden."

(RP)
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