Bei Eon zählt Kunst zur Unternehmenskultur

Wie sich der Energiekonzern Eon aus mehreren Vorgänger-Unternehmen zusammensetzt, so ist auch seine Kunstsammlung ein Konglomerat – allerdings eines auf hohem Niveau. Denn schon bei Veba, Viag, PreussenElektra, Bayernwerk und Ruhrgas gab es Mitarbeiter mit Spürnasen für Kunst. Vor allem Ulrich Hartmann, von 1993 bis 2000 Vorstandsvorsitzender der Veba und anschließend bis 2003 der Eon AG, erweiterte in Zusammenarbeit mit mehreren Experten die konzerneigene Kollektion. So haben sich im Laufe der Jahrzehnte rund 2000 Werke von fast 700 Künstlern angesammelt.

Wer das hinter dem Museum Kunstpalast gelegene, öffentlich zugängliche Foyer der Eon-Hauptverwaltung betritt, kann sich einen Eindruck vom Charakter der Sammlung verschaffen. Werke von Andreas Gursky und Tony Cragg, Nam June Paik, Bill Viola und Beat Streuli zeigen unmissverständlich an, nach welchen Maßstäben bei Eon und seinen Vorgänger-Firmen gesammelt wurde. Wer die Werke in den nicht öffentlich zugänglichen Bereichen des Gebäudes in seine Betrachtung einbezieht, dem wird angesichts von Namen wie Günter Uecker, Otto Piene, Heinz Mack, Gerhard Richter und Gotthard Graubner einerseits, Jackson Pollock, Ellsworth Kelly und Georg Baselitz andererseits klar, dass die Sammlung von Eon trotz ihrer verzweigten Entstehungsgeschichte kein Sammelsurium ist, sondern eine Sammlung mit Profil: Nachkriegs- und Gegenwartskunst aus dem Rheinland, eingepasst in einen internationalen Rahmen.

Eine Arbeit von Thomas Huber, "Vier Elemente", erstreckt sich über vier Etagen. Und hoch über Düsseldorf mit Blick zum benachbarten Ehrenhof, zur Kunstakademie und zum Fernmeldeturm, im Foyer des Vorstandsbereichs, wohin naturgemäß nicht jeder Besucher von Eon gelangt, verbreiten zwei Gemälde von Gerhard Richter Dezenz. Zwei Bilder Gotthard Graubners dagegen verleihen dem Aufsichtsratsraum eine Aura. Nur Jackson Pollocks schwarzweißes Gemälde "Number 5 (Elegant Lady)" von 1951, das kostbarste Werk der Kollektion, ist zurzeit nicht sichtbar; es lagert im Museum Kunstpalast.

Warum sammelt Eon Kunst? Warum unterstützt das Unternehmen in einer "Public-Private Partnership" das Museum Kunstpalast nebenan? Die zweite Frage ist rasch beantwortet: Der Vertrag zwischen Eon und der Stadt Düsseldorf ermöglichte es, dass vor elf Jahren das Museum nach einer grundlegenden Restaurierung wieder eröffnet wurde. Eon durfte neben dem Museum seinen von Oswald Mathias Ungers entworfenen Verwaltungsturm errichten, und der marode Kunstpalast wich unter Federführung desselben Architekten einem Neubau hinter der denkmalgeschützten Fassade des Ehrenhofs.

Warum Kunst zur Unternehmenskultur von Eon gehört, erläutert Dorothee von Posadowsky, verantwortlich für das Kunst- und Kulturengagement des Unternehmens: Durch die Beschäftigung der Mitarbeiter mit Kunst entspinne sich ein Dialog auf anderer Ebene; die Mitarbeiter tauschten ihre Meinungen über die Kunst aus, welche die Wände des Gebäudes ziert, und kämen auch bei der Eröffnung von Wechselausstellungen miteinander ins Gespräch. Ein enger Kontakt mit dem Museum Kunstpalast vertiefe diese Bindung an die bildende Kunst: "Die Kunst im Unternehmen, Führungen durch Ausstellungen, Galerienrundgänge und andere Programme wie Malworkshops stoßen bei vielen Kollegen auf großes Interesse."

Ein Aktienunternehmen wie Eon muss ein solches Engagement auch vor seinen Aktionären rechtfertigen. Vorstandsvorsitzender Johannes Teyssen argumentiert so: "Ich verbinde mit der Kunst, die zum Eon-Unternehmen gehört, vorwiegend zwei Dinge: Verantwortung und Freude. Verantwortung gleichzeitig gegenüber unseren Aktionären, deren Geld wir ausgeben, den Mitarbeitern, für die wir die Kunstwerke in erster Linie erwerben, und für die Gesellschaft insbesondere da, wo wir Arbeiten jüngerer und nicht so bekannter Künstler kaufen."

Die Begeisterung der rund 400 Mitarbeiter in Düsseldorf geht inzwischen so weit, dass sie aus Ausstellungen bei Eon und aus der "Großen Düsseldorfer" im Museum Kunstpalast regelmäßig Werke für ihr eigenes Heim erwerben. Der Funke springt über.

Nächster Bericht: die Kunstsammlung der Aengevelt Immobilien GmbH (Freitag, 17. August)

(RP)
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