Weeze Bauerntochter soll ihre Babys getötet haben

Weeze · Ein schrecklicher Fund erschüttert die Kleinstadt Weeze. In einem Bauernhof wurden die Leichen zweier Säuglinge entdeckt. Die junge Mutter hat die Tötung ihrer beiden Kinder gestanden. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.

Der Bauernhof nahe der niederländischen Grenze unterscheidet sich nicht von den anderen Höfen in der Region. Rote Ziegelsteine, rote Schindeln, vor der Scheune stehen alte Traktoren. Auf dem Dachboden und auf dem Strohspeicher dieses Hofs hat der Landwirt jedoch die Leichen zweier Säuglinge gefunden. Als dringend tatverdächtig gilt die 24-jährige Tochter des Mannes.

Nach der zweiten Geburt soll sie die Taten ihrem Vater gebeichtet haben, der daraufhin die Polizei alarmierte. Die junge Frau wurde bei ihrer Mutter in Geldern festgenommen und hat laut Polizei kurz darauf gestanden. Demnach hat sie beide Kinder innerhalb eines Jahres jeweils im Badezimmer geboren und kurz nach der Niederkunft getötet. Ihren Angaben zufolge sollen beide Säuglinge nach der Geburt gelebt haben.

Die Vernehmung der mutmaßlichen Täterin durch die Polizei brachte keinen schlüssigen Hinweis zum Tatmotiv. "Dies ist aber in fast allen ähnlichen Fällen so gewesen, die wir bearbeiten mussten", sagt Gerd Hoppmann, Leiter der zuständigen Mordkommission in Krefeld. Die Tötung eines Kindes in den ersten 24 Stunden nach der Geburt bezeichnet man als Neonatizid. Hoppmann: "Wir haben uns intensiv mit diesem Phänomen befasst und festgestellt, dass diese Fälle oft Parallelen aufweisen."

Besonders betroffen hat die Beamten jedoch gemacht, dass die junge Frau gleich zweimal innerhalb relativ kurzer Zeit ihr Kind getötet haben soll. Laut ihrem Geständnis hat sie das erste Baby im November 2012, das zweite am 13. September 2013 bekommen. Kurz nach den Geburten habe sie die Taten begangen und die Leichen kurz in ihrem Zimmer versteckt. Der verweste Körper eines Jungen auf dem Dachboden war in Handtücher eingewickelt. Er wies nach ersten Erkenntnissen keine krankhaften Veränderungen auf. Die Säuglingsleiche auf dem Strohspeicher war nach Polizeiangaben bereits skelettiert. Eine Obduktion soll klären, ob die Säuglinge nach der Geburt tatsächlich gelebt haben und wie sie gestorben sind. Die Mordkommission untersuche laut Polizei ebenfalls, ob die Frau möglicherweise mit weiteren Kindern schwanger gewesen ist. Leichenspürhunde, die auf dem Hof der Familie eingesetzt wurden, hätten allerdings nicht angeschlagen.

"Wir sind alle fassungslos", sagte gestern ein Freund der Familie. "Die gesamte Verwandtschaft steht unter Schock." Niemand habe gewusst, dass die junge Frau zweimal kurz hintereinander schwanger gewesen sei. Zwar habe man eine Gewichtszunahme registriert, sich aber weiter nichts dabei gedacht. Inwieweit die körperliche Veränderung der jungen Frau auch von anderen Menschen bemerkt wurde, ist noch unklar. "Wenn sie darauf angesprochen wurde, hat sie immer erklärt, dass sie nicht schwanger ist", sagt Polizeisprecher Wolfram Weidner. Die Frau sei nicht in psychischer Behandlung gewesen. Auch Nachbarn reagierten entsetzt. Die Familie sei "ganz bürgerlich", die Tat entsprechend unvorstellbar.

Die Polizei machte keine weiteren Angaben zu den Lebensumständen der jungen Frau. Ihre Eltern sind geschieden und leben schon seit mehreren Jahren getrennt. Die 24-Jährige hielt sich wohl ab und zu in einer kleinen Wohnung auf dem Bauernhof auf. Dort hätten die Polizisten in Zimmer, Flur und Bad etliche Blutspuren gefunden.

Die mutmaßliche Täterin wurde auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kleve der Haftrichterin beim Amtsgericht in Kleve vorgeführt. Es wurde Haftbefehl wegen Totschlags in zwei Fällen erlassen. Die Säuglingsleichen werden von der Rechtsmedizin in Duisburg obduziert.

(RP)
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