Baltscheits neues Kinderbuch

Das sieht ja wohl jedes Kind: Dieser Elefanten-Rüssel ist viel kurz. Und diesem kleinen Nashorn da sitzt besagtes Horn an der völlig falschen Körperstelle. Das Kamel mit den vier Höckern ist reichlich instabil und die Spinne mit nur zwei Beinen bei ihrer Jagd ziemlich eingeschränkt. Tja, diese Welt der Tiere, die Antje Drescher gezeichnet und der Düsseldorfer Kinder- und Jugendautor Martin Baltscheit jetzt bedichtet haben, ist eine ganz und gar ungewöhnliche: Immer ist irgendwo etwas nicht so ganz richtig.

Nun ist das neue Kinderbuch kein Sammelsurium exotischer Tiere, sondern ein kleiner Einblick in die Welt, wie sie ist – vor allem ist sie nicht perfekt. Liebevoll sind dazu die Zeichnungen, und fein lakonisch die Verse von Martin Baltscheit, der, Jahrgang 1965, neben etlichen Theaterstücken und Hörbucheinspielungen schon fast 40 Bücher veröffentlicht hat. Und der mit diesem Erfahrungsschatz zu einer sehr behutsamen, den kleinen Leser und Betrachter niemals überfordernden Sprache gefunden hat.

Baltscheit begleitet mit seinen bisweilen komisch krummen Reimen nur das, was auch zu sehen ist: "Sagt die Giraffe / die ohne Hals: /"So pflück / ich die Kirschen / doch keinesfalls!" Oder: "Am See klagt der Biber, / der mit ohne Zähne: / "Über mich Armen, / da lachen die Schwäne."

Eigentlich ist das Kinderbuch viel zu feinsinnig für moralische Hinweise; aber die gibt es sehr dezent obendrein, nämlich mit der kleinen, gleichwohl wichtigen Einsicht, dass wir alle nicht perfekt sind. Und weil es sich so verhält, ist es schön, Freunde zu haben, die einem helfen. Am Ende des Buches haben sie alle ihren Auftritt. Beruhigend ist es allemal, zu wissen, dass es am allerbesten gemeinsam funktioniert. Es gibt eben keine Alleskönner – worauf auch der Titel anspielt: "Was soll ich da erst sagen?"

Martin Baltscheit, Antje Drescher: "Was soll ich da erst sagen?" Großformat. Bajazzo-Verlag, 40 Seiten. Das Buch kostet 14,90 Euro.

(RP)
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