Serie Unterwegs Im Nahverkehr Bahn will Kunden besser informieren

Düsseldorf · Der Chef der Deutschen Bahn in NRW hofft auf eine baldige Einigung im Tarifstreit. Er erklärt, wie die Bahn an ihrer Zuverlässigkeit arbeitet.

Serie Unterwegs Im Nahverkehr: Bahn will Kunden besser informieren
Foto: Hans-Juergen Bauer

Der Streik hat Bahnreisende und Pendler heftig getroffen. Bis gestern Mittag waren noch etliche Züge verspätet. Stellvertretend für viele Kunden haben Heinrich Bahner aus Neuss und Helmut Bovenkamp aus Brüggen den Chef der DB Regio, Heinrich Brüggemann, zur Verlässlichkeit der Bahn befragt.

Der Streik beeinträchtigt die Menschen. Was ist in einer Woche, wenn die nächste Welle droht?
Zunächst soll es erneut Verhandlungen zwischen den Gewerkschaftsführern und Vertretern der Deutschen Bahn geben. Dann wird sich zeigen, ob es tatsächlich wieder zum Streik kommt. "Ich hoffe, dass sich die Tarifparteien einigen werden. Gestreikt worden ist jetzt genug", sagt der Chef der DB Regio, Heinrich Brüggemann. "Die Lage war schwierig: Der Schienenverkehr im Land stand am Wochenende zu zwei Dritteln still. Das bedeutete auch Stillstand für viele Menschen." Der Schaden durch den Streik allein für die DB Regio liegt in einem höheren Millionenbereich.

Kunden kritisieren, dass es bei Verspätungen oder Zugausfällen häufig unzureichende Informationen gibt. Was tut die Bahn dagegen?
Die Ankündigung eines Zugausfalls erfolgt auf Basis von Daten, die automatisch und in Echtzeit erfasst werden. Kommt es zu Verzögerungen, ermittelt die Bahn auf dieser Grundlage Verspätungsprognosen. Aufgrund von Wechselwirkungen im verkehrsreichen NRW lässt sich die Dauer jedoch nicht immer auf die Minute genau voraussehen. "Wenn man mit dem Auto in einen Stau gerät oder einen technischen Defekt hat, lässt sich auch nur schwer absehen, wie lange es dauern wird", sagt Brüggemann. Genauso müsse auf der Schiene eine zeitliche Prognose manchmal korrigiert werden.

Ein Ärgernis ist die Verständlichkeit von Durchsagen im Zug.
Die akustische Qualität der Lautsprechersysteme in modernen Fahrzeugen entspricht laut Bahn dem neuesten technischem Standard. Technische Störungen können jedoch vorkommen. Viele Neufahrzeuge verfügen zudem über digitale Informationssysteme, wie Info-Bildschirme in den Fahrgasträumen. "Viele Reisende wünschen sich fahrgastfreundlichere Durchsagen von unserem Bordpersonal", sagt Brüggemann. "Darauf haben wir reagiert und unsere Ansageleitfäden nach dem Motto ,Was will der Fahrgast hören?' überarbeitet." Konkret heißt das: kürzere Ansagen, weniger Bahn-Deutsch, bei Verzögerungen mehr Informationen zu Alternativen.

Es werden immer wieder Zusagen gemacht, bis wann Züge wie der RRX auf der Schiene sein sollen. Für Pendler ist es wichtig, sich auf solche Zeitpläne verlassen zu können. Warum klappt das nicht zuverlässig?
Das liegt laut Bahn vor allem daran, dass Fahrzeughersteller bestellte Neufahrzeuge nicht termingerecht oder in einsatzfähigem Zustand ausliefern. Oftmals kommt es zu Verzögerungen bei den Zulassungsprozessen. "Um den Verkehr dennoch weiter aufrecht erhalten zu können, fahren wir in diesen Fällen Ersatzkonzepte, bei denen vorübergehend Bestandsfahrzeuge zum Einsatz kommen", sagt Brüggemann. Die Hersteller seien in der Pflicht, neue Züge pünktlich zu liefern. Die ersten Züge des RRX könnten ab 2018 auf der Schiene sein.

Kann man Anschlussverbindungen besser planen, so dass ein Bus nicht weg ist, wenn der Zug ankommt? Der Nahverkehr auf der Schiene ist so aufeinander abgestimmt, dass besonders an Knotenpunkten möglichst viele Anschlüsse zu anderen Verkehrsmitteln gewährleistet werden. Beim Umstieg gibt es jedoch meist nicht nur ein oder zwei, sondern eine Vielzahl von möglichen Verbindungen. Deshalb wird es immer Anschlüsse geben, die nicht optimal funktionieren. Die Absprache zwischen den verschiedenen Betreibern soll jedoch in den kommenden Jahren verbessert werden. Brüggemann: "Wir arbeiten daran, Systeme zu vereinheitlichen."

Wie verständigen sich Züge und Busse über Verspätungen untereinander?
Ein Großteil der Flotte der DB-Busgesellschaften nutzt das Leitsystem RBL-Light. Dabei wird die Position des Busses per GPS bestimmt. Soll- und Ist-Daten werden abgelichen, so dass Abweichungen in Echtzeit ermittelt werden. Bei Verspätungen der Bahn oder Zubringerbussen können die Anschlussbusse so über Verzögerungen informiert werden. Kunden können auf diese DB-Bus-Daten in Zukunft via Smartphone-App DB-Navigator zugreifen und sich gegebenenfalls Alternativen berechnen lassen.

Weshalb werden Ersatzbusse gefühlt oft erst sehr verzögert eingesetzt?
Ein Notverkehr mit Bussen kommt zum Einsatz, wenn aufgrund betrieblicher Störungen auf einer Linie kein Zugverkehr mehr möglich ist. Dies geschieht spontan und ist nicht planbar. Die Anzahl der frei verfügbaren Busse ist daher begrenzt. Je nach Einsatzort kann die Anfahrt der Busse wegen der längeren Fahrtstrecken der Züge zeitaufwendig sein. Es kann nicht jeder Busfahrer eingesetzt werden, da diese über entsprechende Ortskenntnisse verfügen müssen.

Wie lässt sich die Taktung auf der Schiene in NRW weiter verbessern?
Die Auslastung der Schieneninfrastruktur in NRW hat ihre Grenze erreicht. Ein dichterer Takt lässt sich mit dem vorhandenen Schienennetz nicht mehr realisieren. Das heißt: "Könnten heute mehr Züge fahren, müssten wir nicht über Projekte wie den RRX sprechen", sagt Brüggemann.

(RP)
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