Bagger überrollt Fußgänger: Fahrer verurteilt

"Ich wollte nicht, dass er vorbestraft ist." Fast schon mitleidig reagierte Joachim Schwamm (49) gestern vor dem Amtsgericht auf das Urteil gegen einen Baggerfahrer (37), der ihn im August 2010 an einem Fußgängerüberweg Am Wehrhahn umgefahren und mit dem Bagger überrollt hatte.

Seither ist Schwamm schwer gehbehindert, wird wohl nie wieder als Chemielaborant arbeiten können und streitet mit der Versicherung des Baggerfahrers um Schmerzensgeld. Dass der Unglücksfahrer gestern zu 1500 Euro Strafe (an die Staatskasse) verurteilt wurde, fand Schwamm "naja, in Ordnung". Aber es sei ihm nie um eine Strafe für den Fahrer gegangen.

Verschiedene Versionen

Vier Aussagen hörte das Gericht, aber aufgeklärt war das Unglück mit den verheerenden Folgen dadurch nicht. So blieb ungewiss, aus welcher Richtung kommend das Unfallopfer damals die Fußgängerfurt überquert hatte. Fast jeder Zeuge lieferte eine andere Version. Sicher ist nur: Schwamm wurde vom Ausleger des Baggers am Hinterkopf getroffen, als der Bagger zum Abbiegen anfuhr. Schwamm stürzte, wurde vom Rad des tonnenschweren Baugeräts an Fuß, Bein und Hüfte überrollt. Und als Zeugen den Fahrer auf den Unfall aufmerksam machten, setzte der 37-Jährige zurück, überrollte Schwamm ein zweites Mal. Der Fahrer beteuerte, er habe Schwamm zuvor nicht einmal bemerkt. Der Richter fand: "Er hätte ihn aber bemerken können." Wegen fahrlässiger Körperverletzung soll der Fahrer nun 1500 Euro Strafe zahlen.

Schwamm nickte dazu. Immerhin hat sich der Unfallfahrer seither vielfach bei ihm entschuldigt. Zornig mache ihn, Schwamm, jetzt nur, dass er von 50 000 Euro Schmerzensgeld, die er fordert, von der Versicherung des Baggerfahrers bisher nur die Hälfte bekam. "Und das auch nur schleppend." Er habe vieles vorfinanzieren müssen.

(RP)
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