Auf CD: Vibravoid live in Herzberg

Das Burg-Herzberg-Festival im Hessischen ist seit 1968 Treffpunkt der Hippiebewegung. Wo bereits Legenden wie Ten Years After und Birth Control auftraten, beschloss im vergangenen Jahr die Band Vibravoid das Musikspektakel. Ein Doppelalbum dokumentiert nun das komplette Konzert der Düsseldorfer und untermauert ihren Ruf als spirituelle Erben des Psychedelic Rock der 60er Jahre.

Mit "Tomorrow Never Knows" beenden die Beatles ihr Album "Revolver" – und Vibravoid beginnt mit dem schrägen Klangexperiment ihrer Live-Zeitreise. "Turn Off Your Mind, Relax And Float Down Stream" heißt es da – eine Aufforderung, der man gern folgt. Denn anders als die Chemical Brothers, die dem Stück zur Bereicherung ihrer eigenen Tracks den Beat entrissen, bewahren die Düsseldorfer die Wärme des Songs und schlagen mit der Sitar eine Brücke zum treibenden "Doris Delay". Vibravoid spielen keine Coverversionen – man interpretiert Bekanntes neu: Meilensteine der Popgeschichte werden mit Eigenkompositionen verwoben. Am Schlagzeug brilliert Frank Matenaar, kongenial lotet Bassist U.F.O. Walter die Grenzen seines Instruments aus. Im Zentrum des Geschehens steht Christian Koch: Frontmann und Schamane, bedient er Saiteninstrumente und Effektgeräte und beschwört mit entrücktem Gesang den Geist der 60er.

Der Hörer ist längst zum Mitträumer geworden, als zum Abschluss "Mother Sky" der Krautrocker Can auf ein Mantra dreifacher Spielzeit gedehnt wird. Die Zeit hat ihre Bedeutung verloren. Der schöne Traum von einst ist nicht vergessen.

"Vibravoid – Burg Herzberg Festival 2010" ist als Doppel-CD beim Herzberg- Verlag erschienen.

(RP)
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