Kerpen Angehörige kritisieren Pfarrer in Traueranzeige

Kerpen · "Entschuldigung" steht dick und breit oben in der Anzeige. "Bei allen Mittrauernden, die am 12.02.2016 in Kerpen an der Beerdigung unseres Vaters teilnahmen, möchten wir uns für die vom Pfarrer fürchterlich abgehaltene Messe entschuldigen", heißt es darunter. "Bei unserem Vater taten wir dies bereits auf dem Weg zum Grab." Ob die Messe des Pfarrers aus Kerpen nun wegen eines falschen Namens oder wegen anderer Umstände für die Angehörigen unzulänglich war, ist unklar.

Für sie ist solch eine Situation in jedem Fall sehr unangenehm, sagt Rolf Lichtner, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. "Eine Beerdigung ist wie eine Hochzeit etwas, das man nicht wiederholen kann. Am Ende bleibt den Angehörigen nur die Beschwerde. Doch dadurch wird der Fehler nicht behoben", sagt er. Daher sei es üblich, dass die Hinterbliebenen vor der Beerdigung ausführlich mit dem Pfarrer oder dem Pastor sprechen.

Das Problem sei jedoch, dass "die Kirche entscheidet, wer die Messe abhält", sagt Jürgen Salm, NRW-Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter. "Man hat wenig bis keine Auswahlmöglichkeit." Das läge mitunter daran, dass die Gemeinden in einigen Regionen personell dünn besetzt seien. Wegen des demografischen Wandels nehmen die Bestattungen zu, die Gemeinden müssen das Personal auf die Tage verteilen", sagt auch Eva-Maria Will, Referentin für Trauerpastoral und Bestattungskultur im Erzbistum Köln.

Manchmal käme es auch vor, dass man nach dem Vorgespräch merkt, dass es nicht ganz passt mit dem Pfarrer oder Pastor. "Dann kann man sich noch für einen freien Redner entscheiden", sagt Salm. Grundsätzlich versuchten die kirchlichen Redner aber immer, den Trauergottesdienst nach bestem Wissen und Gewissen so zu gestalten, dass die Angehörigen zufrieden sind", sagt Lichtner. "Das ist auch ihre Pflicht." Ausnahmen seien nicht zu entschuldigen.

Will vom Erzbistum Köln erklärt, dass man immer darum bemüht sei, besser zu werden, wo es möglich ist. Jedoch passierten Fehler überall dort, wo Menschen am Werk sind - und manchmal leider auch beim Trauergottesdienst.

(RP)
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