Amüsante Diskussion über Pop

Das Popmusikalische Quartett diskutierte zum zweiten Mal im Kulturzentrum Zakk. In der Talkrunde ging es um die Rolling Stones, Neuerscheinungen und das aktuelle Album der Toten Hosen. Das Publikum stritt heftig mit.

Es wurde ein unterhaltsamer Abend im gut gefüllten Studio des Kulturzentrums Zakk. Und als Höhepunkt dieser Ausgabe des Popmusikalischen Quartetts darf das eigens für diese Veranstaltung komponierte Stück von Lucas Croon gelten, des Kopfes der Düsseldorfer Elektropop-Band Stabil Elite. Es groovte düster, Croon legte Hall auf seine Stimme, es klang wie späte Roxy Music. Heftiger Applaus.

Zum zweiten Mal also die Talkrunde zu aktuellen Entwicklungen in Rock und Pop, neuen Künstlern und euphorisierenden Alben. Heiterer noch und eingespielter als bei der Premiere diskutierten RP-Redakteur Philipp Holstein, Zakk-Musikchef Miguel Passarge und der Komponist und Produzent Dieter Falk miteinander. Schlagfertig mischte der 25-jährige Stargast Lucas Croon auf dem Podium mit – dessen erste Liebe galt dem HipHop. Und: Als gesprächig und angriffslustig erwies sich auch das Publikum.

"Die Rolling Stones werden am 12. Juli 50 Jahre alt", sagte Philipp Holstein, "ist die Band inzwischen peinlich oder bleibt sie auf ewig großartig?" Die Diskutanten würdigten zunächst frühe Meilensteine wie "Sticky Fingers" und "Let It Bleed". Doch Miguel Passarge warf ein: "Ich bin in den 80ern musikalisch sozialisiert worden – seit damals haben sie keine vernünftige Platte mehr herausgebracht." Ein Mann im Publikum ging sogar noch weiter: "Das ist kein Rock mehr, was die Stones machen. Das ist totaler Stillstand und Spießigkeit – wie Ernst Mosch oder James Last."

In der Folge zeigte sich die Unberechenbarkeit des Popmusikalischen Quartetts. Geschmacksfragen, Anekdoten, Querverbindungen – davon lebt die Diskussion. Als Dieter Falk behauptete, der häufig für seine Stilsicherheit gerühmte Stones-Schlagzeuger Charlie Watts sei das schwächste Glied in der Band, erzählte der empörte Philipp Holstein jene berühmte Geschichte, in der Watts mitbekam, wie Mick Jagger im Hotelzimmer einem Journalisten gegenüber die Formulierung "Das ist mein Drummer" benutzte. Watts zog sich seinen besten Anzug an, parfümierte sich, ging hinüber und schlug Jagger ins Gesicht: "Nenn mich nie wieder Deinen Drummer, Sänger."

Ein weiteres Thema: das neue Album der Toten Hosen. Dieter Falk: "Die Platte ist gut, aber die Single klingt nach Schlager, sie klingt wie Pur." Falk schien das als späte Bestätigung zu nehmen – er war einst der Produzent von Pur. Eines wurde klar: Die Liebe der Düsseldorfer zu ihren Toten Hosen ist ungebrochen. "Selbst in der alternativen Musikszenen darf man nichts gegen sie sagen", sagte Miguel Passarge. Woran liegt das eigentlich? "An Karneval", mutmaßte das Publikum. "Wegen der Fortuna." "Lokalpatriotismus." "Weil viele die Musiker persönlich kennen."

Neben der Aufführung des neuen Songs von Lucas Croon gab es Musiktipps von allen Diskutanten. "Klingt nach Lebenskrise", sagte Philipp Holstein, als Miguel Passarge den extremen Rave-Pop von Skrillex vorstellte. Lucas Croon empfahl Damon Albarn, Dieter Falk die Engländerin Emili Sandé, Philipp Holstein die Band Saint Etienne. Auch dieser Teil des Abends geriet kurzweilig. Eine Kostprobe: Als zweiten Tipp brachte Miguel Passarge die in kindlichem Französisch singende Songwriterin Coeur de Pirate ins Spiel. Wie er die finde, fragte Passarge seinen Nebenmann Philipp Holstein. Antwort: "Ich glaube, Du hängst immer noch ,Joe Le Taxi' von Vanessa Paradis nach. Werd endlich erwachsen!"

(RP)
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