Alt teurer: 1,80 Euro pro Glas

In den Düsseldorfer Hausbrauereien wird sich bald der Bierpreis erhöhen. Schumacher hat den Anfang gemacht, die anderen zögern noch. Hintergrund: Die Betriebe klagen über hohe Energiekosten. Außerdem steigt der Preis für Braugerste wegen schrumpfender Anbaugebiete.

Nach fast drei Jahren stabiler Bierpreise hat in der Altstadt die erste Hausbrauerei die Preise für Bier im Glas erhöht: Die Hausbrauerei Schumacher (Goldener Kessel, Bolkerstraße und Stammhaus an der Oststraße) erhöhte vor wenigen Tagen den Preis für das 0,25-l-Glas von 1, 70 auf 1,80 Euro.

Die Mitbewerber zögern noch. Karl-Heinz Gatzweiler, Inhaber der Braurei Schlüssel (Altstadt) hat zwar noch keinen festen Termin im Auge, wird aber demnächst nachziehen, wie er gestern bestätigte. Gatzweiler: "Die Preiserhöhung kommt bald!" Auch er wird dann 1,80 Euro pro Glas verlangen. Nach seiner Einschätzung sind es vor allem die Energiekosten und dabei besonders die Elektrizität, die den Brauern die Kosten nach oben drücken.

Ähnlich argumentiert Michael Schnitzler (Uerige). Auch er schließt Preiserhöhungen nicht aus, jedoch nicht in nächster Zeit. Schnitzler hält eine Erhöhung jetzt zur ESC-Zeit für nicht glücklich. Aber spätestens zum Herbst glaubt auch er, dass man sich anpassen muss. Das sieht auch Peter König so. Der Inhaber des Füchschen an der Ratinger Straße peilt eine Anpassung der Preise für den Herbst an, möglicherweise steigt der Preis außer Haus schon früher. Wie die Kollegen klagt auch König über die gestiegenen Kosten für Strom, Wasser und Gas.

Was aber den Brauern am meisten zu schaffen macht, ist die unkalkulierbare Entwicklung der Kosten für Braugerste. Alle Hausbrauereien beziehen diesen Grundstoff des Bierbrauens größtenteils von deutschen Landwirten, einige sogar aus der näheren Umgebung. Aber auch aus der Eifel oder Süddeutschland.

Die Anbaugebiete für Braugerste schrumpfen jedoch schon seit Jahren – und ein Ende dieses Trends ist im Augenblick nicht absehbar. Der Grund dafür ist die neue Subventionspolitik der EU für alternative Energien, im konkreten Fall: Bio-Sprit. Da die Bauern für den Anbau von Raps mehr Geld bekommen, sind viele dazu übergegangen, statt Gerste Raps anzubauen. Außerdem ist Raps die anspruchslosere Pflanze, der Aufwand ist also geringer. Kleinere Anbaugebiete, kleinere Erträge, steigende Preise – so sehen sich die Brauer als Opfer einer ohnehin umstrittenen Energiepolitik, was allerdings sofort den Widerspruch von Öko-Gruppen hervorruft. Kommt es dann noch zu längeren Trockenperioden im Frühling oder Frühsommer (so wie jetzt), dann sinken die Erträge nochmals.

Die Wirte sehen das Wetter derzeit also zwiespältig: Es treibt ihnen die Gäste auf die Terrassen, aber verteuert womöglich den Gerstenpreis.

(RP)
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