Düsseldorf Alice Schwarzer: Frauenarchiv droht der Todesstoß
Düsseldorf · So viel Einigkeit gab es zwischen diesen Frauen zuletzt selten: Zunächst erklärte Alice Schwarzer gestern im Kampf um das im Kölner Bayenturm beherbergte feministische Archiv und Dokumentationszentrum (FMT), Frauenministerin Barbara Steffens noch nie begegnet zu sein. Wenig später ließ auch die grüne Ministerin verlauten, dass es bisher keine einzige persönliche Begegnung mit Alice Schwarzer und keine persönliche Auseinandersetzung mit ihr gegeben habe. So weit, so gut – und doch so bedenklich, wenn es zwischen der bekanntesten Feministin Deutschlands und der Frauenministerin des Landes keinerlei Kontakte gibt.
Dabei mangelt es nicht an Gesprächsbedarf – aktuell über die Förderung des FMT, die Steffens 2011 einstellte und die zwei weitere NRW-Ministerien jetzt halbieren werden. 140 000 Euro werden damit eingespart. Das aber, so Schwarzer gestern in Düsseldorf, könnte für die seit 1984 bestehende Institution den Todesstoß bedeuten. Die Kürzung wirft Fragen auf: warum das Frauenministerium genau in dem Jahr 70 000 Euro einsparte, in dem rund sieben Millionen Euro aus seinem Etat nicht abgerufen wurden. Aus dem Ministerium hieß es gestern, dass es grundsätzlich nicht zu seinen Aufgaben gehöre, dauerhaft Archive institutionell zu fördern, unabhängig von ihrer Bedeutung.
Schützenhilfe bekam Schwarzer gestern von Barbara Schneider-Kampf, Generaldirektorin der Berliner Staatsbibliothek, die die Besonderheit des FMT herausstellte. Dagegen erklärte Friedrich Bode, der als ehemaliger Ministerialrat des Wissenschaftsministeriums den Kontakt zum FMT hielt, er habe rückwirkende Kürzungen noch nie erlebt. Zudem gab er zu bedenken, dass bei einer Schließung des Archivs das Land in der Verpflichtung stände, die Bestände zu sichern und zu pflegen. Ob das selbst mit der ursprünglichen Fördersumme von 210 000 Euro möglich ist, sei fraglich. "Kölle Alaaf" soll vom mittelalterlichen Bayenturm erstmals erklungen sein. Auch die unversöhnlich geführte Debatte scheint mitunter jecke Züge anzunehmen.
