Entscheidung zu Garzweiler II in NRW 300 Millionen Tonnen Kohle bleiben unter der Erde

Düsseldorf · NRW leitet das vorzeitige Ende des Braunkohleabbaus ein. Rot-Grün will prüfen, ob Garzweiler II über das Jahr 2030 hinaus fortgesetzt wird. Nach dem dritten Umsiedlungsabschnitt soll nicht weiter umgesiedelt werden. 300 Millionen Tonnen Kohle bleiben unter der Erde.

Streit um vorzeitiges Aus für Tagebau
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Streit um vorzeitiges Aus für Tagebau

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Bis 2030 sei es notwendig, den Tagebau im Rheinischen Revier weiter zu führen, sagte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Düsseldorf. Über die Perspektiven für die Zeit danach solle bis Mitte 2015 entschieden werden.

Das Abbaugebiet in Garzweiler schumpft um etwa ein Viertel. Die Ortschaften Keyenberg, Kuckum und Beverath müssen weiter umsiedeln. Glück haben indes die Bürger von Holzweiler in der Nähe von Erkelenz. Hier werden keine Bagger anrücken. Das Dorf Dackweiler und ein einzelner Hof werden auch verschont. Ingesamt 1500 Menschen bleibt die Umsiedlung erspart.

Jetzt sollten Gespräche mit dem Energiekonzern RWE und Vertretern in der Region aufgenommen werden. Im vergangenen Jahr war über ein vorzeitiges Aus von Garzweiler II bereits im Jahr 2017 oder 2018 spekuliert worden. Ein Insider hatte der Nachrichtenagentur Reuters damals gesagt, dass RWE die Förderung zurückfahren könne, sollten sich die Rahmenbedingungen verschlechtern.

300 Millionen Tonnen Kohle bleiben unter der Erde

Der Essener Versorger hatte sich hinter Garzweiler gestellt. "RWE hält an seinen bisherigen Planungen zur Fortführung des Tagebaus Garzweiler II fest", hatte der Konzern erklärt. RWE verwies auch am Freitag auf entsprechende Äußerungen. Das Gebiet Garzweiler II ist 48 Quadratkilometer groß. Dort lagern RWE zufolge 1,2 Milliarden Tonnen Braunkohle, die bis 2045 abgebaut werden sollen.

RWE beschäftigt im Rheinischen Revier rund 10.000 Mitarbeiter. Der Braunkohletagebau ist nicht nur wegen seines vergleichsweise hohen Ausstoßes von Kohlendioxid umstritten, sondern auch wegen der großen Eingriffe in die Natur. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Rheinischen Revier 35.000 Menschen wegen des Tagebaus umgesiedelt. Für die Gebiete Garzweiler I und II mussten rund ein Dutzend Ortschaften weichen.

IG BCE spricht von "leichtfertigem" Versprechen

Die Grünen sind mit der Entscheidung zufrieden: Die Landesvorsitzenden Monika Düker und Sven Lehmann erklären: "Mit der von der Koalition angekündigten Erarbeitung einer neuen Leitentscheidung werden erstmals bereits genehmigte Tagebauflächen verkleinert und 1350 Menschen in der Gemeinde Holzweiler behalten ihre Heimat. Ca. 300 Mio. Tonnen Braunkohle bleiben damit dort wo sie hingehören — unter der Erde."

Die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) hat die Entscheidung der Landesregierung zur scharf kritisiert. Es handele sich um ein "leichtfertiges Versprechen ohne sachliche Grundlage", sagte Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis laut Mitteilung. Weder sei der Ausstieg aus der Kernenergie abgeschlossen, noch seien die immensen Kosten des bisherigen Ausbaus der erneuerbaren Energien bewältigt. Die Braunkohle werde deshalb noch auf viele Jahre benötigt, um eine sichere und bezahlbare Energieversorgung in NRW und ganz Deutschland zu gewährleisten.

Rot-Grün #NRW leitet vorzeitiges Ende des Braunkohlebergbaus ein: #Garzweiler wird verkleinert, 300 Mio Tonnen Kohle bleiben unter der Erde!

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(csi)
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