Oberhausen 150 Polizisten kontrollieren Rockertreff

Oberhausen · In Oberhausen sind Ermittler mit einem Großaufgebot gegen eine neue Rockerbande vorgegangen. Bei der Razzia wurde ein Mann festgenommen, drei weitere Rocker kamen wegen Drogen- und Waffenbesitzes in Gewahrsam.

Vor dem Clubheim "Zum Bürgermeister" in Oberhausen-Styrum steht kein einziges Motorrad. Nur Autos parken am Straßenrand. Dennoch betritt ein Rocker nach dem anderen die Lokalität nahe dem Rotlichtviertel. Insgesamt 37 Mitglieder der "United Tribuns" sind es, die vorgestern Abend zur Versammlung gekommen sind. Plötzlich halten Einsatzwagen der Polizei vor dem Gebäude. Schwer bewaffnete Polizisten umstellen das Haus und stürmen hinein. Die Rocker werden von der Razzia überrascht, einige versuchen noch, über den Innenhof zu flüchten. Doch sie kommen nicht weit. 150 Polizisten haben das gesamte Gebäude sowie die Zufahrts- und Ausfallstraßen weiträumig abgesperrt. Niemand entkommt. "Die Stimmung war sehr aggressiv", berichtet ein Polizeisprecher.

Die Ermittler haben bei der Großrazzia ein Mitglied der Gang festgenommen. Er war zuvor mit einem Haftbefehl gesucht worden. Zudem kamen drei weitere Rocker vorläufig in Polizeigewahrsam – unter anderem wegen des Besitzes von Rauschgift und eines Messers.

Bei den "United Tribuns" handelt es sich eigentlich um eine Türstehergang, deren Mitglieder normalerweise kein Motorrad fahren und besitzen, sich aber wie die anderen Rockerbanden kleiden und auch als solche wahrgenommen werden wollen. "Ihre Struktur ist ähnlich hierarchisch wie etwa bei den Hells Angels", erklärt ein Polizeisprecher. "Ihre Mitglieder haben meistens einen Migrationshintergrund." Die Gang, die eigentlich aus Baden-Württemberg stammt, versucht seit einigen Monaten im Ruhrgebiet Fuß zu fassen. Ihren Vereinssitz in Oberhausen haben sie erst vor kurzem eröffnet.

Die Ermittler befürchten, dass sie die angespannte Situation im Milieu weiter anheizen. Denn zumindest die öffentlichen Revierkämpfe der Rocker haben sich in den vergangenen Monaten zunehmend von Duisburg in die Nachbarstadt Oberhausen verlagert, wo sich die Interessen der unterschiedlichen Rockergangs im Rotlichtviertel "Flasshofstraße" überschneiden. "Während die Besitzverhältnisse im Duisburger Rotlichtgewerbe weitestgehend geklärt zu sein scheinen, besteht offenbar in Oberhausen in dem Bereich noch ein erhebliches Machtvakuum", erklärt ein Kriminalhauptkommissar, der seit Jahren in der Rockerszene ermittelt.

Neben den "United Tribuns", die meistens in Gruppenstärke auftreten, sollen sich auch die Bandidos jüngst in der Nähe der "Flasshofstraße" mit einem neuen Vereinsheim niedergelassen haben. Die Hells Angels hingegen haben dort offenbar keinen festen Sitz. "Trotzdem laufen ihre Mitglieder in letzter Zeit auffällig häufig durch die einschlägigen Straßen in Oberhausen", sagt ein Ermittler. "Das kann man nur als Machtdemonstration und Provokation der anderen verstehen." Für die deutsche Polizeigewerkschaft ist es darum nur eine Frage der Zeit, bis die Gewalt wieder eskaliert. "Auch wenn es nach außen hin derzeit ruhig scheint: Der Rockerkrieg ist in vollem Gange", erklärt NRW-Landeschef Erich Rettinghaus. "Die Szene ist in Aufruhr. Das ist kein gutes Zeichen."

In Oberhausen gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Schießereien im Milieu. Zuletzt wurde ein Rocker in seinem Auto von mehreren Pistolenkugeln getroffen und schwer verletzt.

(RP)
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