Integration in Neukirchen-Vluyn „Ich wollte immer helfen“

Neukirchen-Vluyn · Saeed Roostaei absolviert gerade eine Ausbildung zum Pflegefachmann im Willi Könen Seniorenzentrum. Der junge Iraner berichtet über seinen Weg dahin und über seine Arbeit mit den Senioren.

Am 1. April 2021 hat Saeed Roostaei seine Ausbildung im Willy-Könen-Seniorenzentrum der Awo in Neukirchen-Vluyn begonnen.

Am 1. April 2021 hat Saeed Roostaei seine Ausbildung im Willy-Könen-Seniorenzentrum der Awo in Neukirchen-Vluyn begonnen.

Foto: Awo

Der gelernte Tischler und Schweißer Saeed Roostaei kam vor fünf Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Nach einem langen Weg durch Behördenanträge, Sprachzertifikate und Anerkennung seines Schulabschlusses arbeitet er inzwischen im Willy-Könen-Seniorenzentrum der Awo in Neukirchen-Vluyn in der Pflege. Unterstützt wurde er vor und auch während seiner Ausbildung zum Pflegefachmann vom Projekt INAR – Integration in den Arbeitsmarkt.

Dabei hatte der junge Mann im Iran zunächst einen ganz anderen Weg eingeschlagen. „Nach meinem Fachabitur habe ich Tischler und Schweißer gelernt und in diesem Beruf dort gearbeitet“, so Roostaei. Die Pflege im Iran habe eine ganz andere Bedeutung als in Deutschland. „Wir pflegen die Senioren bei uns zu Hause. Und das machen eigentlich bei uns meistens nur die Frauen. Aber schon damals im Iran habe ich immer versucht, bei der Pflege älterer Familienmitglieder zu helfen, auch wenn das für manche etwas komisch war. Oft wurde gesagt, ich solle diese Arbeit nicht machen. Aber ich wollte immer helfen, da ist etwas in mir drin.“

In Deutschland hatte Saeed Roostaei zunächst eine Ausbildung in einem Altenheim begonnen, die er aber aufgrund fehlender Papiere nicht weiterführen konnte. „Dann bin ich zum Willy-Könen-Seniorenzentrum der Awo in Neukirchen Vluyn gekommen und habe mich über das Projekt INAR erneut beworben“, erzählt Roostaei. INAR habe sich bei der Bezirksregierung um die Anerkennung seines Schulabschlusses gekümmert. Somit durfte er die generalistische Pflegeausbildung beginnen. „INAR hat mir zunächst zu einem Praktikum im Seniorenzentrum geraten, um alles kennenzulernen. Und dann hat es mir gefallen und ich habe im April dieses Jahres die Ausbildung begonnen.“

Eine Integrationslotsin hilft ihm gerade dabei, einen B2-Deutschsprachkurs zu finden. „Die Sprache zu lernen ist wirklich schwer und herausfordernd. Vor allem zusätzlich zur Arbeit, denn am Vormittag bin ich entweder im Seniorenzentrum oder in der Schule und kann somit nur am Nachmittag oder abends Deutsch lernen“, berichtet der junge Iraner. Im Willi-Könen-Seniorenzentrum fühlt Saeed Roostaie sich wohl: „Es macht mir Spaß, wenn ich hier bin und das bekomme ich auch von den Senioren wieder zurück. Sie sind zufrieden, wenn Sie mit mir zusammen sind, und ich höre auch von meinen Kolleginnen und Kollegen, dass sie mit meiner Arbeit zufrieden sind. Natürlich gibt es auch mal Stress wie bei jeder Arbeit oder Ausbildung.“

Besonders schätzt er die Gespräche mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Geredet wird dabei über die unterschiedlichsten Themen, zum Beispiel über Kleidung oder ganz „typisch Deutsch“ über das Wetter. Die Bewohner seien auch sehr an seiner Vergangenheit im Iran interessiert. „Wenn die Senioren lachen oder wieder versuchen, meinen Vornamen richtig auszusprechen – das bereitet mir viel Freude“, so Roostaei. „Wenn ich mit ihnen zusammensitze und frühstücke, das sind schöne Momente. Ich spüre, dass ich den Menschen helfe und freue mich so sehr, wenn sie mit ‚nassen‘ Augen sagen: ‚Vielen Dank mein Kind‘ oder ‚vielen Dank mein Sohn‘. Das gibt mir ein besseres Gefühl.“

Die Ausbildung hat für den jungen Iraner eine noch größere Bedeutung als für manch andere. „Für manche ist es nur eine Ausbildung, aber für mich ist es alles in meinem Leben, um auch hier in Deutschland bleiben zu können“, so Roostaei.

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