Wohntrends Wohnung als Kaufhaus für Möbelunikate

Ein neues Geschäftsmodell: Eine Schreinerin öffnet ihre Wohnung, um die Einrichtung direkt zu verkaufen.

 Außergewöhnliche Möbel verkauft Eva-Maria Heselhaus direkt aus der Wohnung.

Außergewöhnliche Möbel verkauft Eva-Maria Heselhaus direkt aus der Wohnung.

Foto: Paul Esser

<p>Ein neues Geschäftsmodell: Eine Schreinerin öffnet ihre Wohnung, um die Einrichtung direkt zu verkaufen.

Ein neues Geschäftsmodell: Eine Schreinerin öffnet ihre Wohnung, um die Einrichtung direkt zu verkaufen.

Der Besucher wird beim Betreten des Hinterhof-Lofts vom Hund des Hauses, Joy, persönlich begrüßt. Das ganze Einkaufsambiente ist individuell. Dazu kommt: Die Möbel, die zum Verkauf stehen, befinden sich nicht in den Räumen eines nüchternen und anonymen Großmöbelmarktes, sondern in einer Privatwohnung. Und zwar in den Räumen der Schreinerin Eva-Maria Heselhaus.

Zusammen mit ihrer Partnerin Sabine Hartog hat sie kürzlich zum ersten Mal die Türen ihrer Privatwohnung für Kunden geöffnet, um das Loft in ein Wohnkaufhaus umzufunktionieren. "Ich hatte die Idee von einem Handwerker aus Hamburg", sagt die 47-Jährige. Den Hausbesuchern präsentierte sie selbst gebaute Möbel unter dem Motto: Gekauft werden kann alles, was man sieht.

Kunden plündern die Küche

"Am Abend war wirklich fast alles weggekauft. Vor allem die Küche sah ziemlich geplündert aus", sagt Heselhaus. Richtig gemütlich war das nicht mehr, sämtliche Sitzmöbel hatten den Besitzer gewechselt. "Aber ich kann mich gut von Sachen trennen", sagt die Handwerkerin. "Ich streichle dann immer noch einmal drüber und lass dann los." Inzwischen sieht es in ihrer Bleibe wieder wohnlich aus: "Ich hab ja glücklicherweise immer ein bisschen was in der Werkstatt."

Seit fast zehn Jahren hat Heselhaus ihr Geschäft in Flingern auf der Ackerstraße. Geschätzt über 1000 Düsseldorfer haben inzwischen einen von ihr gezimmerten Tisch in ihrer Küche stehen. Aber auch in Berlin, Hamburg, den USA, der Schweiz und Mallorca stehen handgefertigte Unikate von Heselhaus, die seit 17 Jahren in Düsseldorf lebt.

Hier macht sie Second-Life-Möbel – integrierte Möbel aus antiken und neuen Bauteilen. Schranktüren sind dann beispielsweise alte Fensterläden aus der Provence – wenn man nahe herantritt, riecht man sogar noch den Lavendelduft. Die antiken Blendläden sucht sie im Urlaub auf alten Bauernhöfen. "Es wird natürlich immer weniger. Aber dann kommt eben etwas Neues", sagt Hartog.

Fremde in der eigenen Wohnung

In ihrer Wohnung haben sich die Tischlerin und ihre Partnerin selbst verwirklicht. Heselhaus hat getischlert und gewerkelt, Hartog kümmert sich vor allem um die Deko für Präsentationen und die Administration, auch ihr Büro befindet sich in dem Loft. Zusammen sind die beiden seit fünf Jahren ein eingespieltes Team. Hartog fällt es jedoch schwerer als ihrer Freundin, sich von Dingen zu trennen und Fremde in ihre Wohnung zu lassen: "Schließlich ist Wohnen etwas Privates. Aber durch die positive Resonanz ist es mir jetzt doch leichter gefallen."

Der Erfolg gibt ihr Recht – und der positive Nebeneffekt: Die Möblierung ändert sich von Mal zu Mal, langweilig wird es nie. Zukünftig soll das Wohnkaufhaus zweimal im Jahr öffnen. Das nächste Mal in der Weihnachtszeit. Statt der Sommerblumen wird dann ein Weihnachtsbaum auf der Terrasse stehen und Haushündin Joy wird die Gäste am Glühweinstand empfangen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort