Wohnen & Leben Haus für Verkauf einrichten lassen

Home Staging: In Amerika seit den 70er Jahren üblich, gibt es auch in Deutschland immer mehr Makler, die Häuser für den Verkauf einrichten lassen.

 Riekes Kollegin Wiebke Rieck arbeitet in der Region Witten und hat ein Haus gestaged. So sieht das Wohnzimmer nachher aus.

Riekes Kollegin Wiebke Rieck arbeitet in der Region Witten und hat ein Haus gestaged. So sieht das Wohnzimmer nachher aus.

Foto: Wiebke Rieck/homestaging-ruhr.de

<p>Home Staging: In Amerika seit den 70er Jahren üblich, gibt es auch in Deutschland immer mehr Makler, die Häuser für den Verkauf einrichten lassen.

"Was ist das denn?" Diese Reaktion bekommt Rieke Rauert oft, wenn sie nach ihrem Beruf gefragt ist. Die Frankfurterin ist eine von 250 Home Stagern in Deutschland. Beim Home Staging werden Häuser für den Verkauf eingerichtet, um ihn zu beschleunigen und vielleicht sogar den Preis zu erhöhen. Studien haben ergeben, dass sich die meisten potentiellen Käufer nicht vorstellen können, wie das Haus später aussieht. Dann hilft Rieke Rauert. "Wenn Makler Objekte schon länger im Portfolio haben, lassen sie sie von uns einrichten und dekorieren. Damit steigen die Verkaufschancen", sagt Rieke.

Die 30-Jährige schaut sich die Häuser an und richtet sie ein. Bereits kleine Veränderungen wie schöne Handtücher und eine Blumenvase im Bad kann die Attraktivität eines Raumes enorm steigern. In drei bis fünf Tagen dekoriert Rieke um, stellt Möbel in das Haus, räumt auf und putzt mal gründlich durch. "Man glaubt gar nicht, wie viele Leute eine dreckige, voll gestellte Immobilie zum Verkauf anbieten. Das würde man bei einem Auto nicht machen", sagt Rieke. Auch Wände streichen oder Parkett verlegen kann ihr Angebot beinhalten. Dabei käme es aber auf den Verkaufspreis an, sagt sie. Rund 2 Prozent des Verkaufspreises müssen die Immobilienbesitzer in das Home Staging investieren.

Einrichtung je nach Käufergruppe verschieden

Der Einrichtungsstil richtet sich nach der Käufergruppe. Möchten die Makler die Immobilie an eine Familie verkaufen, richtet Rieke ein Kinderzimmer ein und achtet bei der Möbelauswahl darauf, dass sie praktisch und nicht zu teuer sind. Bunte Farben machen das Haus wohnlich und familiär. Ist das Appartement dagegen für ein gut verdienendes Pärchen bestimmt, darf es auch schon mal der Designerstuhl im Arbeitszimmer sein. Ein eher cleaner Stil in weiß und grau kommt bei dieser Käuferschaft besonders gut an.

Außerdem achtet die Frankfurterin auf die Gegebenheiten einer Wohnung: "Sind die Räume eher dunkel, arbeite ich gerne mit warmen Farben wie Rot, Gelb oder Orange. Eine helle Dachgeschosswohnung, die im Sommer verkauft werden soll, richte ich eher mit kühlen Farben ein, damit die Zimmer nicht wärmer erscheinen, als sie sind", erzählt Rieke. Manchmal bedienen sich die Home Stager auch des ein oder anderen Tricks: Nicht jedes Bett ist das, was es zu sein scheint. Umzugskartons, eine Luftmatratze und viele Decken und Kissen im richtigen Winkel fotografiert können schon mal danach aussehen. "In jedem Haus ein passendes Bett aufzubauen würde den Rahmen sprengen", lächelt Rieke.

Die Einrichtungsgegenstände für die Häuser stammen aus dem eigenen Fundus der Home Stagerin. Nach spätestens drei Monaten werden die größeren Möbel wieder herausgeräumt, nur die Deko darf bleiben. Theoretisch könnten die Käufer sogar die Einrichtung mitkaufen, wenn sie das wollen. "Aber meistens fragen mich die Kunden eher, wo ich einzelne Stücke erstanden habe", erklärt Rieke. Es kam aber auch schon vor, dass den Verkäufern die Einrichtung so gut gefallen hat, dass sie die Home Stagerin als Einkaufsberatung für ihre neue Wohnung gebucht haben.

Innerhalb von 14 Tagen verkauft

Vor einem Jahr hat sich Rieke Rauert mit ihrem kleinen Unternehmen Room N°1 selbstständig gemacht. In die Branche gekommen ist sie eher zufällig. "Nach meinem Studium habe ich in der Personalberatung gearbeitet und nebenbei Freunden bei der Gestaltung ihrer Wohnung geholfen. Als meine Eltern dann ein Haus nicht losgeworden sind, habe ich es eingerichtet und es wurde verkauft. Das war der Anstoß für mich, mich selbstständig zu machen."

Bei der Deutschen Gesellschaft für Home Staging hat sie anschließend eine Weiterbildung zur Homer Stagerin absolviert. Seit 2010 sind die Einrichter in diesem Verband organisiert, um ihre Branche bekannter zu machen und eine hohe Qualität zu generieren. Auf der Seite des DGHR kann man auch einen Home Stager aus der Nähe suchen, der die eigene Immobilie verschönert.

Ein eingerichtetes Haus zu verkaufen lohnt sich. Objekte, die Makler bereits seit zehn Monaten im Repertoire haben, werden innerhalb von zwei Wochen verkauft. "Durch die professionellen Fotos, die wir mitliefern, werden meist mehr Käufer auf die Häuser aufmerksam und bieten sich gegenseitig hoch", erzählt Rieke. So werden die Immobilien nicht nur schneller, sondern auch teurer verkauft. Da hat man die Kosten für das Home Staging schnell wieder drin.

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