Chance auf Schnäppchen Auf Schienen ins Ausland

Ein Zugticket ins Ausland zu buchen, kann kompliziert sein. Doch wer weiß, wie er suchen muss, findet günstige Tickets.

 Thalys-Zug in Brüssel: Reisen in Europa sind in vielen Fällen recht unkompliziert mit der Bahn möglich.

Thalys-Zug in Brüssel: Reisen in Europa sind in vielen Fällen recht unkompliziert mit der Bahn möglich.

Foto: dpa-tmn/Julien Warnand

Wer für 30 Euro von Berlin nach London fliegen kann, denkt über eine Zugfahrt meist gar nicht erst nach. Mit der Bahn in Europa zu reisen, ist eher ungewöhnlich – und das liegt nicht nur am Preis, sondern auch am uneinheitlichen Bahnsystem.

Wer im Internet sucht, merkt: Es ist deutlich komplizierter, eine Bahnfahrt in Europa zu buchen als einen Flug. Denn übersichtliche Such- und Vergleichsportale für Zugverbindungen gibt es nicht. Und das, obwohl der Zug sehr viel klimafreundlicher als der Flieger ist.

Die erste Anlaufstelle, um passende Verbindungen aus Deutschland zu finden, ist die Deutsche Bahn. Einen Überblick gibt die Online-Fahrplanauskunft, die inzwischen auch internationale Verbindungen anzeigt. „Fahrten in angrenzende Länder sind in der Regel problemlos möglich“, erklärt Professor Claudia Brözel von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde.

Aktuell bietet die Bahn Direktverbindungen in 150 europäische Städte an. Neben den Nachbarländern auch nach Italien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Schweden und in die Slowakei. Auch eine Verbindung über Brüssel nach London ist ausgewiesen. Für all diese Ziele bietet die Bahn Sparpreise an, teilweise schon ab 19,99 Euro.

Für die Wunschverbindung lässt sich über den Sparpreis-Finder der Bahn nach solchen günstigen Tickets suchen. Die Kontingente sind begrenzt. Wer früh bucht, kann aber echte Schnäppchen machen. „Vor allem nach Prag, Amsterdam und Paris findet man lohnenswerte Angebote“, sagt der Zugreiseblogger David Scheibler.

Auch von Frankfurt nach Zürich gibt es Direktverbindungen in vier Stunden für etwa 40 Euro pro Strecke. Ein Flug dauert zwar nur knapp eine Stunde, kostet aber rund 130 Euro. Berücksichtigt man Wartezeiten beim Fliegen, ist Bahnfahren in diesem Fall die wohl bessere Alternative. Doch nicht nur der Preis zählt.

„Mit der Bahn kommt man deutlich dichter ran an den Urlaubsort als mit dem Flugzeug“, sagt Karl-Peter Naumann, Sprecher beim Fahrgastverband Pro Bahn. Diesen Vorteil können Urlauber beispielsweise gut bei Reisen in die Alpen nutzen. So kommt man in etwa acht Stunden direkt von Köln nach St. Pölten in Österreich oder von Frankfurt in fünf Stunden nach Interlaken in der Schweiz.

Die ausgewiesenen Direktverbindungen kann man relativ einfach und direkt buchen. „Es hat sich einiges geändert, internationale Buchungen waren früher schwieriger“, sagt Scheibler.

Das liegt auch an den Kooperationen der Bahn mit ausländischen Bahngesellschaften. So kann man über die Deutsche Bahn auch Züge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) oder der italienischen Trenitalia buchen. Seit Oktober 2018 sind auch Angebote der französischen SNCF sowie Verbindungen mit Thalys- und Eurostar Hochgeschwindigkeitszügen buchbar.

Grundsätzlich gilt: In fast jede europäische Stadt kommt man mit dem Zug. Gibt es keine direkte Verbindung der Bahn oder der Partner, ist die Buchung allerdings deutlich komplizierter – gerade wenn es Richtung Osteuropa geht.

Viele Verbindungen werden zwar über die Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn angezeigt, können aber nicht gebucht werden. Zumindest nicht online. Dann kann sich ein Besuch im Reisecenter direkt am Bahnhof lohnen. Doch selbst da kenne sich nicht jeder Mitarbeiter perfekt aus, berichtet Scheibler. Er empfiehlt deshalb die Telefon-Hotline der Bahn. „Das ist meist entspannter, man bekommt einen Code und kann das Ticket an jedem Automaten abholen.“

Wer weiß, welche Bahngesellschaft eine Route anbietet, kann die Tickets auch direkt über den Anbieter buchen. So kann man mit der russischen Zuggesellschaft RZD im Nachtzug direkt von Berlin über Weißrussland nach Moskau fahren – in rund 24 Stunden.

Doch die Informationen auf den Websites der Anbieter sind nicht immer leicht zu verstehen: Die Preise werden nicht in Euro angezeigt, die Texte nicht auf Deutsch. Gerade unerfahrene Bahnfahrer in Europa können hier schnell die Übersicht verlieren.

Auf der anderen Seite können Reisende so Geld sparen: Eine Bahnfahrt nach Frankreich beispielsweise ist auf der Seite der SNCF manchmal günstiger als bei der Deutschen Bahn.

Wer besonders ausgefallene Verbindungen sucht oder sich auf den Websites der Anbieter nicht zurechtfindet, kann auf Reisebüros zurückgreifen, die sich auf Bahnreisen spezialisiert haben – etwa die Bahnagenturen Schöneberg, Gleisnost oder Trainline.

(dpa)
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