Gärten in Europa Verrückte Pflanzenreiche

Hinter jedem besonderen Garten steckt ein außergewöhnlicher Gärtner. Je verrückter der Gestalter, umso spektakulärer wird das Pflanzenreich. Auf einer Gartenreise durch Europa von Irland über Deutschland bis nach Spanien ist das offensichtlich.

Irland Caher Bridge Garden

"Das ist wohl der dümmste Ort für einen Garten", sagt Carl Wright. Felsboden, viel Wind und manchmal wochenlanger Regen. Trotzdem hat der Gartenenthusiast 1500 Tonnen Erde herangekarrt, händisch verteilt und so seinen Caher Bridge Garden in der Grafschaft Clare an der Westküste Irlands angelegt. Jedes Pflanzloch musste er dem felsigen Boden abringen Das Resultat ist ein naturnaher Zaubergarten mit seltenen Pflanzen in Grüntönen. Harmonisch passt er sich in die hügelige Landschaft ein.

Frankreich Jardin Potager de Château Miromesnil

"Ich lebe meinen Gartentraum", versichert Nathalie Romatet. Im Park ihres Schlosses Miromesnil südlich von Dieppe in der Normandie betreibt die 46-Jährige einen der größten Küchengärten Frankreichs - voller Gemüse, Beerenobst und Blumen. Besonders liebt die Französin seltene alte Sorten. Während in anderen Schlossparks die Nutzgärten längst abgeschafft sind, hat die unprätentiöse Schlosserbin den Gemüsegarten ihrer Großmutter reaktiviert. Sein Ursprung geht auf das 18. Jahrhundert zurück. An der schützenden Ziegelmauer wachsen Rosen, Stauden und Obstbäume als Spalier. Gartenfans aus ganz Europa kommen her, um die Vielfalt in den herrschaftlichen Gemüsebeeten zu bestaunen - nicht so sehr für den perfekt getrimmten barocken Schlossgarten.

Deutschland Schloss Dennenlohe

In Franken hat Freiherr Robert von Süsskind einen Landschaftspark kreiert, der seinesgleichen sucht. Seit 1990 gräbt, schaufelt und baggert der "grüne Baron" auf schwerem Lehmboden, um einen platten Acker in eine gestaltete Landschaft zu verwandeln. Die 24 Hektar des Parks von Schloss Dennenlohe stecken voller Überraschungen. Der Weg führt den Besucher durch ein rundes chinesisches Mondtor zu einem Rhododendronpark, in ein Hecken-Labyrinth, über eine Hängebrücke in ein Bambuswäldchen und auf einen Aussichtshügel mit einem Tempel aus Bhutan. Dem Nobel-Gärtner in Gummistiefeln kommen immer neue außergewöhnliche Pflanzenideen für seinen Park.

Spanien Jardin el Capricho

Der idyllische Jardin El Capricho, versteckt am Rande von Madrid, erzählt von den Verrücktheiten der spanischen Geschichte. Die Herzogin Maria Josefa Pimentel (1754-1834) ließ ihn ab 1787 von führenden Landschaftsarchitekten anlegen - mit Lustschloss, einer Villa für Bienen und einem Labyrinth aus Lorbeerbäumen. Die gartenverrückte Adlige empfing in ihrem Park mit Italienischem, Französischem und Englischem Garten Künstler wie den spanischen Maler Goya, der sie porträtierte. Später wurden in dem Garten Duelle ausgetragen, während des Spanischen Bürgerkriegs in Bunkern Operationen gegen Franco geplant und sogar Dracula-Filme gedreht.

Österreich Hildegard von Bingen Kräutergärten

Hildegard von Bingen, die große Weise aus dem Mittelalter, war Äbtissin, Heilige und Pflanzenkennerin. Ins Alpbachtal in Österreich kam sie nie, doch überzeugt von ihrer Lehre schufen einige kräuterverliebte Gärtnerinnen im Ort Reith in Tirol im Jahr 2012 den Hildegard von Bingen Kräutergarten. "Die Beete haben wir nach Körperfunktionen wie etwa Atmung mit den dazugehörigen Pflanzen aufgeteilt", sagt Irmgard Rendl, die bei dem Gemeinschaftsprojekt mitgärtnert. Auf Führungen erläutern die Gärtnerinnen die Wirkung der duftenden Heilkräuter.

Österreich Kittenberger Erlebnisgärten

Der Gärtner Reinhard Kittenberger hat in Schiltern in Niederösterreich ein riesiges Pflanzenreich geschaffen. Auf einer Fläche von etwa 40.000 Quadratmetern wandern die Besucher durch mehr als 40 Themengärten. Unermüdlich erweitert der gelernte Gärtner und semiprofessionelle Sänger sein fantasievoll gestaltetes Imperium. Außerdem singt der Österreicher mit Leidenschaft gerne im Garten. Niederlande Keukenhof

Einer der besucherreichsten Gärten Europas wird von einem der jüngsten Gärtner gestaltet: Martin Elling, keine 30 Jahre alt. Jedes Jahr aufs Neue plant der Landschaftsarchitekt die Muster der riesigen Blumenrabatten des Keukenhof im holländischen Lisse. Ein Jahr lang arbeitet der Holländer mit seinem Team für gerade einmal sieben Wochen Blütenpracht im Frühling (noch bis 13. Mai). Damit Tulpen, Narzissen und Traubenhyazinthen blühen, setzen bis zu tausend Mitarbeiter am Tag Millionen von Blumenzwiebeln.

(RP)
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