Statistik Das sind die 10 nachhaltigsten Reiseziele der Welt
Der „Global Destination Sustainability Index“ zeigt auf, welche Städte, Gemeinden und Regionen weltweit Nachhaltigkeit und Tourismus besonders gut verbinden. Selbstverständlich ist es am nachhaltigsten, keinen Langstreckenflug zu buchen, sondern in der Region Urlaub zu machen.
Doch es gibt einige Städte, Regionen und Kommunen, die sich dem nachhaltigen Tourismus in besonderer Weise widmen. Wir stellen Ihnen die Top Ten des Index vor. Übrigens: Sie liegen alle in Europa.
Platz 10: Oslo, Norwegen
Jedes Jahr ernennt die Europäische Kommission eine Stadt in Europa zur Umwelthauptstadt. 2019 ging der Preis an die norwegische Hauptstadt Oslo, die seit längerer Zeit daran arbeitet, ihre Umweltbilanz zu verbessern. Zum Beispiel mithilfe von strengen Gesetzen, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder regeln, die rund um den Oslofjord liegen.
Auch das öffentliche Verkehrsnetz ist mit einem einheitlichen Tarifsystem geregelt, um es für alle Einwohnerinnen und Einwohner attraktiv zu machen. Für ausreichend Fahrradständer für Citybikes und E-Ladestationen ist ebenfalls gesorgt. Eines der großen Projekte neben dem autofreien Leben in der Stadt ist eine ökologische Stadtplanung.
Auch dem Thema des verantwortungsvollen Konsums hat man sich verschrieben – und die Tourismusbranche zieht mit. 94 Prozent der Hotels in Oslo sind öko-zertifiziert mit den drei wichtigsten norwegischen Umweltzertifizierungen: Nordic Swan, Eco-Lighthouse und ISO 14001. Viele Restaurants setzen zudem auf Bio-Zutaten bei der Zubereitung.
Nachhaltigkeitsscore: 83,2%
Platz 9: Aarhus, Dänemark
Die dänische Stadt Aarhus hat es sich zum Ziel gemacht, bis 2030 klimaneutral zu sein. Dazu wird auf Abfallrecycling, erneuerbare Energien und die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln gesetzt. Innerhalb der Stadt ist zudem alles fußläufig erreichbar. Die enge Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, Eventorganisatoren, Tourismusmarketing und Experten der Universität legt den Fokus auf nachhaltige Strategien.
In Aarhus verfügen etwa 72 Prozent aller Hotelzimmer über ein Umweltzertifikat und auch Tagungsstätten sind zertifiziert. Gemeinsam haben die Interessensvertreter zudem ein grünes Handbuch herausgebracht, das anderen Städten als Inspiration dienen soll.
Nachhaltigkeitsscore: 83,5%
Platz 8: Belfast, Nordirland
Nachdem der Stadtrat in Belfast im Oktober 2019 den Klimanotstand ausgerufen hatte, verpflichtete man sich zu drei Dingen: so schnell wie möglich zu einer kohlenstoffneutralen Organisation zu werden, die Kohlenstoffemissionen der Stadt um 80 Prozent gegenüber dem Stand von 2005 zu senken und einen Plan zur Eindämmung des Klimawandels anzugehen.
Im Dezember 2020 hat die Stadt ihren städtischen Klimaplan vorgelegt. Dieser lehnt an den 17 globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen an und beinhaltet 30 Transformationsprozesse, die die Wirtschaft der Stadt emissionsfrei und klimaresistent machen sollen. Auch das Tourismusmarketing „Visit Belfast“ hat sich im Rahmen dessen zum Wandel verpflichtet und einen Aktionsplan vorgestellt. Dazu zählt ein neuer Rahmen bei geschäftlichen Veranstaltungen, von denen 2025 80 Prozent über einen Nachhaltigkeitsplan verfügen müssen, die Einführung eines Nachhaltigkeitsmanagers und die Entwicklung eines Zertifizierungssystem für Tourismus- und Gastgewerbebranche in der gesamten Stadt.
Nachhaltigkeitsscore: 84%
Platz 7: Stockholm, Schweden
Die schwedische Hauptstadt Stockholm war die erste Stadt, die von der Europäischen Kommission 2010 zur Grünen Stadt gekürt wurde. Die Auszeichnung bekam Stockholm vor allem wegen seines integrierten Verwaltungssystems, das gewährleistet, dass der Umweltschutz in alle Teilbereiche der Stadtpolitik einfließt.
In der Stadt verfügen 80 Prozent aller Hotels über eine Nachhaltigkeitszertifizierung und 88 Prozent sind von den Kongress- und Ausstellungszentren aus gut erreichbar – entweder zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch die meisten Veranstaltungsorte tragen ein Öko-Siegel.
Mit ihrer „Vision 2040“ hat die schwedische Hauptstadt Stockholm klare Nachhaltigkeitsziele definiert. Diese orientieren sich unter anderem an den 17 globalen Zielen zur nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen, als auch den von Stockholm eigens definierten drei Säulen: Die Stadt möchte modern und chancengleich werden, dynamisch und nachhaltig wachsen und finanziell nachhaltig und innovativ sein. Der Stadtrat will Stockholm außerdem bis 2040 frei von fossilen Brennstoffen machen.
Nachhaltigkeitsscore: 84,1%
Platz 6: Glasgow, Schottland
Glasgow hat es sich zum Ziel gemacht, zu einer der nachhaltigsten Städte in Europa zu werden. Im Fokus der Transformation stehen die Verbesserung der Lebensqualität innerhalb der Stadt, der Umweltschutz und der Aufbau einer grünen und nachhaltigen Wirtschaft. Dafür sollen überall LED-Straßenlaternen installiert werden, mehr Ladestationen für E-Fahrzeuge entstehen, grüne Arbeitsplätze entstehen und auf erneuerbare Energien gesetzt werden.
Die Initiative „Sustainable Glasgow“ des Glasgower Stadtrats wird von den Bereichen Wohnungsbau, Gemeinden, Wirtschaft, Universitäten, Unternehmen und Bildung unterstützt. Zudem greift die städtische Kampagne „People Make Glasgow Greener“ Konferenzveranstaltern unter die Arme, die im Sinne der Nachhaltigkeit agieren. 15 Prozent aller Konferenzen widmeten sich 2019 dem Thema Nachhaltigkeit. Mehr als 95 Prozent der Hotelzimmer der Stadt liegen nur rund 30 Minuten vom Zentrum der Stadt entfernt und sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht erreichbar. Außerdem haben etwa 40 Prozent der Hotels in Glasgow eine Auszeichnung für grünen Tourismus erhalten.
Nachhaltigkeitsscore: 84,1%
Platz 5: Bordeaux, Frankreich
Die französische Stadt Bordeaux engagiert sich für nachhaltigen Tourismus und ist nach ISO 20121 für ihr nachhaltiges Management zertifiziert, unter anderem für die Organisation des Bordeaux-Weinfestes und des Bordeaux-Flussfestes. Die Stadt strebt an, den Abfall und den Kohlenstoff-Fußabdruck zu reduzieren, um die natürlichen Ressourcen zu erhalten. Bordeaux setzt sich für den Schutz seiner Naturgebiete ein und strebt an, bis 2050 eine der ersten Metropolen mit nachhaltiger Energieversorgung zu werden.
Zudem wurde ein Programm entwickelt, um die nachhaltigen Fähigkeiten der lokalen Tourismus- und Veranstaltungsakteure zu verbessern. Alle Kongress- und Ausstellungseinrichtungen von Bordeaux sind nach ISO 14001 für Nachhaltigkeit zertifiziert. Viele Hotels, Restaurants und Caterer, Standbauer und Veranstaltungsagenturen tragen ebenfalls Umweltzeichen. Und auch 75 Prozent der Weinberge, zu denen viele Veranstaltungsorte zählen, wurden nach einem Umweltkonzept für 2020 zertifiziert.
Nachhaltigkeitsscore: 85,1%
Platz 4: Aalborg, Dänemark
Die Europäische Union verpflichtete sich im Rahmen der „Charta von Aalborg“ 1994 während einer Konferenz dazu, den Forderungen nach einer umweltgerechten Entwicklung Folge zu leisten und entwickelte eine nachhaltige Initiative für die städtische Umwelt. Die dänische Stadt Aalborg war das Zentrum der Nachhaltigkeitsdebatten, dementsprechend setzte das städtische Tourismusmarketing „Visit Aalborg“ viele der Ziele frühzeitig um.
Rund 64 Prozent der Hotels in Aalborg verfügen über eine offizielle Öko-Zertifizierung. Zudem hat 2017 der größte Konferenzort der Stadt, das Aalborg Congress & Culture Center, eine offizielle ISO-20121-Zertifizierung erhalten. Außerdem findet in der Stadt jedes Jahr eine Festivalwoche zur Nachhaltigkeit statt, bei der alle eingeladen werden, der Stadt und der Umgebung ihre nachhaltigen Projekte und Lösungsansätze vorzustellen.
Nachhaltigkeitsscore: 86,4%
Platz 3: Kopenhagen, Dänemark
Das Tourismusmarketing von Kopenhagen wurde mehrfach ausgezeichnet. „Wonderful Copenhagen“ wurde 2018 mit dem ICCA Innovation Award für seine Nachhaltigkeitsstrategie „Tourism for Good“ ausgezeichnet, die sicherstellt, dass der Tourismus einen positiven Einfluss auf die lokale und globale nachhaltige Entwicklung hat. Ein Jahr später wurde „Wonderful Copenhagen“ mit dem „Green Tourism Organization“-Zertifikat ausgezeichnet – als Anerkennung für seinen Fokus auf nachhaltigen Tourismus.
Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Fast 70 Prozent der Hotelzimmer und 91 Prozent der Veranstaltungsorte sind umweltzertifiziert. Zudem erhielt Kopenhagen im „Social Progress Index“ 2019 in der Kategorie Wasser und Abwasser 99,9 von 100 Punkten. 95 Prozent der Abwässer Kopenhagens werden zentralisiert behandelt. In der dänischen Hauptstadt werden 66 Prozent der Abfälle der Stadt recycelt, nur vier Prozent landen auf Mülldeponien und 74 Prozent des Stroms in der Stadt stammen aus nachhaltigen Quellen, was den Ausstoß von Treibhausgasen in der Stadt deutlich reduziert hat.
Nachhaltigkeitsscore: 86,7%
Platz 2: Bergen, Norwegen
Bergen ist die zweitgrößte Stadt in Norwegen und trägt das Gütesiegel als nachhaltiges Reiseziel. Das „Sustainable Destination“-Zertifikat ist das einzige nationale Kennzeichnungssystem für Reiseziele in der nordischen Region. Es garantiert zwar nicht, dass Reiseziele bereits komplett nachhaltig sind, doch Regionen mit dem Gütesiegel befinden sich in jedem Fall in der Transformation. Bergen soll bis 2030 frei von fossilen Brennstoffen sein. Die direkten Treibhausgasemissionen in der Stadt sollen im Vergleich zu 1991 um 30 Prozent und die Gesamtemissionen der Stadt im Vergleich zu 2009 um mindestens 84 Prozent gesenkt werden.
Mit mehr als 30 Prozent Elektro- oder Hybridelektroautos ist Bergen Vorreiter in Sachen umweltfreundlicher Verkehr. Die geringen Emissionen des Verkehrssektors haben die Luftqualität der Stadt verbessert, Bergen zählt zu den fünf Städten mit der besten Luftqualität in Europa. Auch der öffentliche Personennahverkehr ist in Bergen nachhaltig: Die Bergenbahn etwa wurde schon 1964 elektrifiziert und auch die Stadtbahn und Busse werden entweder mit Biokraftstoff oder elektrisch betrieben. Im Stadtzentrum selbst ist alles fußläufig erreichbar. Bergen verfügt außerdem über viele Konferenz- und Tagungszentren, die mit Umweltzeichen ausgezeichnet sind.
Nachhaltigkeitsscore: 88,4%
Platz 1: Göteborg, Schweden
Göteborg ist ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und konnte bereits einige Preise gewinnen. Die Stadt wurde 2020 als europäische Hauptstadt des intelligenten Tourismus ausgezeichnet, 2021 wurde sie vom Reiseführer „Lonely Planet“ zur weltweit besten nachhaltigen Stadt gekürt. Zusätzlich wurde Göteborg im April 2022 von der Europäischen Kommission ernannt, an der Mission „Klimaneutrale und intelligente Städte“ teilzunehmen, bei der 100 europäische Städte bis 2030 klimaneutral werden sollen. Göteborg hat sich ohnehin zum Ziel gesetzt, bis 2030 unabhängig von fossilen Brennstoffen zu werden und seine Treibhausemissionen bis 2050 stark zu reduzieren.
Mit dem Projekt „Green City Zone“ möchte Göteborg Mobilitäts- und Infrastrukturtechnologien der Zukunft bereits heute erproben. Ziel ist es, den Verkehr innerhalb der Zone bis 2030 vollständig emissionsfrei zu gestalten. Es gibt bereits viele Alternativen zu fossil betriebenen Verkehrsmitteln: elektrische Fahrgemeinschaften, Ladestationen für Besucher, Fahrrad- und Elektrorollerverleih und eine Taxiflotte, die zu 90 Prozent aus emissionsarmen Fahrzeugen besteht. Auch in Sachen nachhaltige Meetings und Events ist Göteborg führend: Alle bedeutenden Veranstaltungsorte sind öko-zertifiziert, viele werden sogar mit erneuerbaren Energien betrieben. Hotel, Restaurants, Bars und Cafés legen einen Fokus auf Nachhaltigkeit. Das Göteborger Festival „Way Out West“, das auf Bio-Bier und vegetarische Speisen setzt, war das erste Musikfestival der Welt, das nach ISO 20121 zertifiziert wurde.
Nachhaltigkeitsscore: 93%