Kunden buchen immer teurere Reisen Tui erwartet gutes Sommergeschäft trotz Corona

Hannover · Noch liegen die Buchungen unter den Werten vor Corona, aber sie legen schnell zu. Tui-Vorstandschef Fritz Joussen setzt darauf, immer mehr breite Reisepakete inklusive Ausflügen oder Sport zu verkaufen.

 Ein Strand (Symbolfoto).

Ein Strand (Symbolfoto).

Foto: dpa/John-Patrick Morarescu

Der weltweit größte Reisekonzern Tui geht davon aus, den Tiefpunkt in der Corona-Krise überwunden zu haben. Für den Sommer erwartet Vorstandschef Fritz Joussen ein Geschäft ungefähr auf dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019. Die Zeichen für einen Aufschwung mehren sich: Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres, das zwischen Oktober und Dezember war, erzielte der Reiseriese einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro und damit knapp fünfmal soviel wie im ersten Corona-Winter ein Jahr davor. „Dabei spielte eine Rolle, dass im Oktober noch massenhaft Urlauber nach Griechenland oder Spanien flogen – die Sommersaison 2021 zog sich weit bis in den Herbst hinein“, erzählt ein Tui-Insider.

Bis Ende Januar sind nun 3,5 Millionen Buchungen für den Sommer reingekommen, sagt Joussen, 28 Prozent weniger Reservierungen als Tui vor drei Jahren vor Ausbruch der Corona-Krise angesammelt hatte. Joussen sieht einen klaren Aufwärtstrend: Vergangene Woche seien bereits mehr Neubuchungen hereingekommen als im Vergleichszeitraum 2019, am 30. Januar hatte das Onlineportal Tui.com laut Kennern den höchsten Umsatz bisher an einem Tag. Joussen: „Wir holen auf.“ Besonders gut kommen die Buchungen aus Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark rein. In Deutschland als wichtigstem Markt liegen die Reservierungen aber noch ein Fünftel unter dem Niveau von vor drei Jahren, wobei jedoch Pauschalreisen schon jetzt mehr gefragt seien als damals. Nun rechnet Joussen damit, dass die Aufhebung vieler Restriktionen im Laufe der nächsten Wochen das Geschäft auch im Heimatmarkt ankurbeln werde. „Immer mehr Regierungen heben Beschränkungen auf.“

Ein weiterer Grund für Optimismus ist, dass die Kunden rund 22 Prozent teurere Reisen buchen als vor der Pandemie. Die Menschen würden nach zwei Jahren des Verzichts teurere Hotels und mehr Extras reservieren, sagt Joussen. Eine Rolle spielt dabei, dass immer mehr Kunden sich bei der Tui-App anmelden und dann dort eine Reihe an Zusatzangeboten wie Ausflügen, Mietwagen oder Konzerten buchen. Laut Joussen brachte die App im vergangenen Quartal sieben Mal mehr Umsatz als im Jahr davor.

4,3 Milliarden Euro an Staatshilfe haben geholfen, die Tui vor dem Untergang zu retten, immerhin 700 Millionen Euro will der Konzern zum 1. April zurückzahlen. Inklusive ungenutzter Kredite habe Tui noch eine Liquidität von 3,3 Milliarden Euro, sagte Joussen und hofft, in den nächsten drei Jahren die staatlichen Gelder zurückzahlen zu können. Dafür müssen die Aktionäre weiter bluten: Nach einer Kapitalerhöhung von 1,1 Milliarden Euro im Herbst sollen nun weitere 1,7 Milliarden Euro an frischen Mitteln von den Inhabern kommen. Derweil rechnet Joussen damit, dass der Staat eine stille Beteiligung in Höhe von 420 Millionen Euro in Aktien umtauscht. „Mit einem vereinbarten Preis von einem Euro je Aktie wäre das für den Wirtschaftsstabilisierungsfonds ein attraktives Geschäft“, sagte der Tui-Primus. Abstreiten lässt sich das nicht: Der aktuelle Kurs des Papieres liegt zwar 50 Prozent unter dem Hoch Ende 2019, aber noch immer dreimal so hoch wie der Bund für die Papiere zahlen müsste. Umgekehrt muss man aber sagen: Ohne Staatshilfe gäbe es Tui nicht, das Engagement des Bundes ist auch jetzt noch riskant.

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