Tourismus "Sonnenfinsternisjäger" stürmen Färöer-Inseln

Tórshavn · Fast nirgendwo kann man die Sonnenfinsternis so gut sehen wie auf den Färöern: Hier wird es komplett dunkel. Das Spektakel zieht Tausende Touristen an. Die besonnenen Inselbewohner staunen über den Ansturm.

So lebt es sich auf den Färöer
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Foto: dpa, lea ah

"Es ist völlig verrückt, wie viele Menschen hierhergekommen sind." Die ältere Dame mit den weißen Haaren schüttelt amüsiert den Kopf, während sie in Begleitung ihrer Tochter eine Anhöhe in Tórshavn hinaufspaziert. Das Zentrum der Hauptstadt der Färöer-Inseln besteht aus bunten Häusern, einer langen Straße, die vom Hafen wegführt, und ist nach ein paar hundert Metern auch schon wieder zu Ende. Einen internationalen Besucher-Ansturm wie in diesen Tagen hat das verschlafene Städtchen mit 20 000 Einwohnern noch nie erlebt. Seit Jahren bereiten sich die Färöer auf das Spektakel vor: die totale Sonnenfinsternis an diesem Freitag.

Denn die Hotels und Pensionen auf den zum dänischen Königreich gehörenden Inseln im Nordatlantik haben zusammengenommen nur Platz für rund 800 Gäste auf einmal. Jetzt sind aber 8000 da. Viele Einheimische vermieten ihr Zuhause deshalb an Urlauber und kommen in dieser Woche bei Eltern oder Freunden unter.

"Wir haben extra einen Aufruf gestartet", erzählt Súsanna Sørensen von "Visit Faroe Islands". Tausend Touristen haben so einen Schlafplatz gefunden. Andere sind mit Kreuzfahrtschiffen oder Fähren angereist, die als Hotels dienen. Die Fluglinie Atlantic Airways hat ein Dutzend Extra-Flieger auf die Inseln geschickt.

So schön ist die Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen
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Foto: Visitnorway.com/Kristin Folsland Olsen

Unter denen, die in diesen Tagen mit großen Kameras durch Tórshavn flanieren, sind viele Deutsche. Andere haben eine noch weitere Anreise hinter sich: Les Andersen ist extra aus San Diego (US-Bundesstaat Kalifornien) angereist. Der 60-Jährige gehört zu einer Gruppe von "Eclipse Chasers" - also "Sonnenfinsternis-Jägern". Viele von ihnen haben sich bei früheren Sonnenfinsternissen kennengelernt. Die totale "Sofi" am Freitag ist schon Andersens zehnte. "Wir könnten allerdings noch ein bisschen mehr Sonnenschein gebrauchen." Bislang sagt der Wetterbericht für Tórshavn noch Regen voraus. Doch das kann sich schnell ändern.

Der Belgier Klaas Vantournhout hofft, während der Sonnenfinsternis Polarlichter tanzen zu sehen. "Das wäre toll", sagt der 34-Jährige, der bei der Europäischen Weltraumbehörde Esa arbeitet. Eine "Sofi" ist für ihn ein unvergleichliches Erlebnis: "Du siehst die Schatten kommen, und dann wird alles dunkel, die Vögel gehen schlafen." Ohne das Naturschauspiel wäre er im März nicht auf die Färöer gereist.

Wie viele Besucher es sonst um diese Jahreszeit hierherzieht? "Keine", sagt Sørensen und lacht. "Deshalb ist es unglaublich toll, dass die Sonnenfinsternis gerade jetzt passiert." Für die Färöer ist das Ereignis eine große Chance, ihre Heimat als Reiseziel bekannter zu machen. Veranstalter von Bootstouren, Höhlenschwimmen und Stadtrundgängen haben plötzlich alle Hände voll zu tun.

Kurz vor dem großen Event lassen sich auch die Einheimischen von der Aufregung anstecken. "Es ist schön, dass so viel Leben in der Stadt ist", sagt eine Färöerin. Wie viele andere hat sie sich am Freitag zum Familienfrühstück verabredet, um die "Sofi" zu zelebrieren.

Mit dem Schiff nach Grönland
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Foto: dpa, Michael Juhran

"Alle, die irgendwie können, nehmen frei", sagt PR-Managerin Sørensen. Kindergärten haben zu, Läden sind bis 11.00 Uhr geschlossen, die Krankenhäuser haben für den Vormittag keine Operationen angesetzt. Auch eine Fahrt mit dem Stadtbus sollte man nicht planen, wenn sich der Mond zwischen Sonne und Erde schiebt, sagt Sørensen: "Die öffentlichen Verkehrsmittel fahren nicht."

(dpa)
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