Reisetipp Portugal Sagres: Spaziergang am südwestlichsten Zipfel Europas

Sagres · Steilküste? Grillfisch? Seefahrergeschichte? Wer jetzt aufhorcht, der sollte Sagres im Südwesten Portugals einen Besuch abstatten. In dem geschichtsträchtigen Örtchen lebten jahrhundertelang Fischer und Seefahrer.

So schön ist das portugiesische Sagres
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So schön ist das portugiesische Sagres

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Wer in den Hafen von Sagres kommt, nimmt als erstes den Geruch wahr: Frisch gegrillter Fisch gepaart mit salzig-windiger Meeresluft. Sofort möchte man in einem der kleinen Restaurants am Hafen Platz nehmen, die neben den typisch portugiesischen Fischeintöpfen auch fangfrischen Grillfisch servieren. Doch traditioneller Weise wird hier erst gegessen, wenn die Fischer in den Abendstunden ihren Fang nach Hause bringen. Dann blüht der ohnehin geschäftige Hafen auf und der kleine Ortskern bekommt für kurze Zeit städtische Züge. Wer nachmittags ankommt, sollte also zunächst einen Spaziergang durch die Gassen des malerischen Fischerorts einplanen. Zu heiß zum Spazieren gehen ist es schließlich nie: Der ständige Wind in Küstennähe bringt angenehme Abkühlung, von der parllen Sonne. Denn das Thermometer fällt entlang der Algarve von Anfang Mai bis Ende Oktober selten unter die 30 Grad Marke.

Imposante Zitadelle

Nach nur wenigen Schritten ist klar: Sagres ist ein Kleinod unter den Fischerdörfern. Kleine weiße Häuserreihen mit urigen Lädchen sprechen deutliche Einladungen zum Verweilen aus. Erwehrt man sich ihrer und folgt den verschlungenen Gässchen bis zur Küste, nähert man sich südwestlich von Sagres dem imposanten Küstenplateau. Auf dem Ponta do Sagres leuchten die Kalksteine des Fortaleza de Sagres, einer strahlend weiß in der Sonne. Angeblich hat Heinrich der Seefahrer in dieser Zitadelle eine Seefahrerschule betrieben. Im 15. Jahrhundert soll sie die Sammelstelle aktuellen Wissens zur Seefahrt gewesen sein. Geografen, Astronomen und Seefahrer revolutionierten der Legende nach von hier aus die Techniken der Navigation und bauten Portugals Überlegenheit als Seefahrernation entscheidend aus. Ob sich die Schule tatsächlich in der Fortaleza befunden hat, ist jedoch bis heute unklar. Sicher ist, dass die im 16. Jahrhundert erbaute Zitadelle schwere Zeiten hinter sich hat. Im Jahr 1755 lag sie in Trümmern: Das Erdbeben von Lissabon zerstörte sie beinahe restlos. Erst 1793 baute man sie wieder auf.

Nicht nur von außen ist die Zitadelle eindrucksvoll anzusehen. Nachdem man den kürzlich restaurierten Tunnel durchschritten hat, findet man im westlichen Teil der Anlage die Igreja da Nossa Senhora da Graca. Eine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert. Einen Blick auf ihren goldenen Holzaltar sollte man sich nicht entgehen lassen. Ebenfalls innerhalb der Festungsanlage gibt ein erst 1928 freigelegter Steinkreis Rätsel auf. Weder sein Alter noch seine Funktion können genau bestimmt werden. Genannt wird er Rosa dos Ventos - Windrose, eine seit dem 13. Jahrhundert von Seefahrern verwendete Navigationshilfe, auf der die Windrichtungen eingezeichnet sind. Er könnte aber genauso gut als Sonnenuhr gedient haben. Der Frage, welcher Theorie man sich anschließen möchte nachhängend, verlässt man das Gemäuer Richtung Steilküste und kommt zum eigentlichen Highlight des Plateaus: dem Ausblick.

Schroffe Felsen, blaues Meer

Der Name Steilküste scheint hier erfunden worden zu sein. Schroff führen die Klippen in die Tiefe. Wer nicht völlig schwindelfrei oder sogar fallsüchtig ist, sollte dem Rand vorsichtshalber nicht zu nahe kommen. Auch windfeste Kleidung ist Pflicht. Außerhalb der schützenden Zitadellmauern weht der Wind ganzjährig unbarmherzig.

Von der Weite des Meeres und den kulturellen Erlebnissen beeindruckt, kehrt vielleicht der Gedanke an die Grillfischgerüche des Hafens zurück. Zuvor bietet sich noch ein kurzer Abstecher zum südlichsten Zipfel des Plateaus an, wo das Ungeheuer von Sagres sein lautes Magengrollen zur Schau stellen soll. Das Ungeheuer stellt sich bei näherem Hinsehen als von Wellen umspülte Höhle heraus, in der der Wind unheimliche Geräusche erzeugt.

Leibliches Wohl und Navigation

Zurück im Hafenviertel hat man die Qual der Wahl: gebratene Muräne? Tintenfisch? Entenmuscheln? Einziger Konsens ist: Wer weder Fisch noch Meeresfrüchte mag, hat es schwer. Die Portionen sind in der Regel größer als der Durchschnittsmagen. Für den Verdauungsspaziergang bietet sich anschließend der Weg in Richtung der Hauptstrasse Praça da República an. Hier muss man nur noch entscheiden, welche Livemusik man hören will. Möchte man in die portugiesische Musikkultur eintauchen und sich traurig-schöner Fadomusik hingeben? Oder lieber in einer der Surferbars internationaleren Klängen lauschen? Vor allem in den bei Touristen beliebten Sommermonaten ist für jeden Geschmack gesorgt.

Bei klarem Wetter lohnt zum Abschluss des Tages noch ein kurzer Abstecher zum Hafen. Der Sternenhimmel ist dann nicht nur ideal für Seefahrer. Auch Laien können hier vor der Nachtruhe noch die Kassiopeia und den großen Bären am Firmament entdecken.

(ham)
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