Volles Programm in Europas Kulturhauptstadt Riga soll leuchten

Berlin · Riga wird 2014 Europäische Kulturhauptstadt. Am Programm wird bereits jetzt gefeilt. Es gibt ein ganzes Jahr voller Konzerte, Ausstellungen und Festivals. Und beim Lichterfest im November soll die lettische Hauptstadt zum Leuchten gebracht werden.

So schön ist Riga
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Riga hat sich einiges vorgenommen für das Kulturhauptstadtjahr 2014. Gut 200 Veranstaltungen soll es geben. Das genaue Programm wird erst im April veröffentlich, aber die Highlights sind schon eingetütet. Ausstellungen, Konzerte und Festivals soll es geben, zum Buchdruck, zum Bernstein und zu zeitgenössischer Kunst. Und Gedenkveranstaltungen zum Ersten Weltkrieg, dessen Beginn sich zum 100. Mal jährt. Das Programm ist nicht nur umfangreich, sondern ausdrücklich international ausgerichtet, sagte Anna Muhka von der Stiftung Riga 2014, die das Programm organisiert, bei der Reisemesse ITB in Berlin. "Es wird genug Kultur für jedermann geben."

Den Auftakt macht ein Fest vom 17. bis 19. Januar. "Wir wollen dabei eine lebende Menschenkette bilden, die 2014 durch die Innenstadt führt", kündigte Muhka an. Rund 20 000 Menschen sollen daran teilnehmen, die jeweils einen Stapel Bücher von Hand zu Hand von der alten zur noch ganz neuen Nationalbibliothek weitergeben. Eine Ausstellung dort widmet sich dem Thema "Das Buch 1514 - 2014" - 1514 erschien unter anderem die erste gedruckte Thora und das erste gedruckte Buch in arabischen Buchstaben.

Neue Oper für Schachweltmeister Michail Tal

Am 17. Januar steht auch die Premiere der Oper "Rienzi" an, die Wagner in Riga zu komponieren begonnen hat, wo er von 1837 bis 1839 gelebt und als Kapellmeister gearbeitet hat. Opern stehen in Lettland hoch im Kurs. Im Frühjahr soll die Oper "Schach" Premiere feiern. Sie ist Michail Tal gewidmet und der Partie, mit der der Rigaer 1960 Schachweltmeister wurde. Ende September steht die Uraufführung der Oper "Valentina" an, die von der Lebensgeschichte der Rigaer Theaterwissenschaftlerin Vallentina Freimane inspiriert wurde.

Aber Opern gibt es nicht nur in der Hauptstadt. Anfang August ist ein Opernfestival in Sigulda geplant, inklusive einer Reihe von Konzerten. Vor allem aber soll es auf der Freilichtbühne inmitten einer mittelalterlichen Burganlage eine Neuinszenierung von Giacomo Puccinis letzter Oper "Turandot" geben. Einer der Programmhöhepunkte soll außerdem die Welt-Chor-Olympiade werden. "Lettland ist eine Großmacht der Chormusik", sagte Anna Muhka, Chorkonzerte in XXL haben eine gewisse Tradition. "Im Juli 2014 werden mehr als 20 000 Sänger aus über 70 Ländern erwartet."

18 Stunden Sonne im Juni

Gefeiert wird in Lettland oft, besonders heftig aber zur Sommersonnenwende: Der 23. und 24. Juni sind die offiziellen Johannis-Feiertage. Das Johannisfest 2014 in Riga und seiner Partnerstadt Sigulda soll eine der größten Sonnenwendfeiern Europas werden. Die Sonne scheint in Lettland im Juni 18 Stunden am Tag.

"Survival Kit" ist der Titel eines Festivals für zeitgenössische Kunst, das 2009 als Reaktion auf die Wirtschaftskrise entstand. "Damals haben Künstler leere Geschäfte und geschlossene Café für ihre Arbeiten genutzt", erzählte Muhka. Im Kulturhauptstadtjahr soll das Festival mit Ausstellungen an ungewöhnlichen Orten, Workshops und Filmvorführungen zeigen, dass die Kunst in Riga nicht in die Jahre gekommen ist. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist der Erste Weltkrieg, der 100 Jahre vor dem Festjahr begonnen hat. Das Nationale Kunstmuseum zeigt eine Ausstellung zur Sicht von Künstlern auf den Krieg und Kunstwerken aus den elf Staaten, die nach dem Krieg unabhängig wurden - so wie Lettland.

In dem Gebäude, in dem früher der sowjetische Geheimdienst KGB seinen Sitz hatte, sind mehrere Ausstellungen geplant. Eine heißt "Der Koffer der Letten", die die Geschichte all der Emigranten erzählt, die vor den jeweiligen Machthabern aus Lettland fliehen mussten. Denn Emigranten gibt es viele. Die Konzertreihe "Born in Riga" mit Künstlern, die aus der Stadt kommen, aber im Ausland leben, erinnert daran. Und das gleiche Thema greift auch eine besondere Stadtführung auf: "Sie heißt "Geboren in Riga"", sagte Armand Slokenbergs, der Direktor vom Fremdenverkehrsamt Lettlands. "Wir werden 2014 eine Reihe solcher besonderen Stadtführungen anbieten."

Lichterfest: Riga soll heller strahlen denn je

Im November soll Riga dann noch einmal richtig leuchten: beim Lichterfest, zu dem erstmals internationale Lichtkünstler eingeladen sind. "Riga soll dann heller strahlen denn je", kündigte Anna Muhka an.

Riga ist mit fast einer Millionen Einwohnern - die Hälfte des ganzen Landes - die größte Hauptstadt der drei baltischen Staaten. "Wir hören immer wieder das Vorurteil, Riga sei eine graue, traurige postsowjetische Trabantenstadt", sagte Anna Muhka. "Die Touristen, die zum ersten Mal zu uns kommen, staunen dann oft mit offenem Mund." Das gilt gerade auch für deutsche Besucher. "Riga war eine deutsche Stadt, das sieht man auch im Stadtbild", sagte Muhka.

Touristen, die Riga 2014 besuchen wollen, sollten das rechtzeitig planen: "Von Mai bis September sind viele Hotels ausgebucht", sagt Anna Muhka. Und Lettland ist gefragt: "Wir hatten touristisch 2012 das beste Ergebnis seit zehn Jahren", ergänzte Slokenbergs. Sich kurzfristig zu einem Abstecher nach Riga zu entscheiden, könnte daher schwierig werden.

(dpa/anch/sap/pst)
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