Tourismus Individualreisen liegen beim Urlaub 2021 im Trend

Düsseldorf · Auch im neuen Jahr wird es wahrscheinlich noch keinen ganz reibungslosen Urlaub geben. Viele Reiseanbieter reagieren allerdings auf die Pandemie, Coronatests an den NRW-Flughäfen werden zur Massenveranstaltung. Auch Wohnmobile liegen im Trend.

 Bisher ist die Nachfrage nach Mallorca-Reisen für den Sommer nur sehr gering. Mit einfacheren Stornooptionen versucht die Branche gegenzuhalten.

Bisher ist die Nachfrage nach Mallorca-Reisen für den Sommer nur sehr gering. Mit einfacheren Stornooptionen versucht die Branche gegenzuhalten.

Foto: dpa/Clara Margais

Wie wird der Urlaub 2021, wird es ihn überhaupt geben? „Ich bin da im Moment vorsichtig“, sagt Ute Dallmeier, Chefin des First Reisebüros in Mönchengladbach, „es gibt zwar viel Interesse und viele Anrufe, aber die realen Buchungen liegen nur bei rund 20 Prozent des Vorjahres.“ Ähnlich äußert sich der Kieler Tourismusforscher Martin Lohmann: „Viele Menschen würden dieses Jahr gerne den 2020 ausgefallenen Urlaub nachholen, aber die meisten warten noch ab mit einer Entscheidung.“ Etwas mutiger ist dagegen Christian Karagiannidis, Intensivmediziner an der Lungenklinik Köln-Merheim und Leiter des Intensivregisters der Deutschen Vereinigung für Intensivmedizin (DIVI): Ab Mai werde das Leben in Europa wieder halbwegs normal sein, weil immer mehr ältere Menschen geimpft seien. Ab Mai/Juni könne man dann „guten Gewissens wieder in den Urlaub fahren“, sagte er der „Zeit“. Er hat auch schon einen Urlaub in Südtirol gebucht.

Wir beschreiben die größten Trends des Reisejahres 2021.

Autoanreise Sicher ist schon jetzt, dass alle Ziele gefragt sein werden, die die Anfahrt mit dem eigenen Wagen erlauben. Tui, Alltours oder auch DER-Reisen machen hier mehr Angebote als früher. Den Trend bestätigt Jonas Upmann, Sprecher des Portals Hometogo für die Vermittlung von Ferienwohnungen und Häusern: „Wir registrieren für diesen Sommer massiv steigendes Interesse für alle Ziele in Deutschland, angeführt von Nordsee, Ostsee und Bayern“, sagt er. Bei abnehmender Tendenz im Vergleich zu 2020 seien aber auch Kroatien, Italien, Dänemark, Schweden, Frankreich, Österreich und die Niederlande weiterhin stark gefragt. „Ich vermute, die Menschen sind bei Zielen im Ausland noch etwas vorsichtiger, weil sie neue Reiserestriktionen befürchten.“

Flexibilität am Mittelmeer Die bisher nur schwache Nachfrage zu den typischen Pauschalreisezielen ans Mittelmeer versuchen die Tourismuskonzerne auszugleichen, indem sie flexibles Umbuchen und/oder Stornieren bis kurz vor Abreise anbieten. „Wir wollen den Kunden für den Sommer 2021 noch mehr Flexibilität geben“, heißt es bei Alltours. Dies bedeutet konkret, dass die Urlauber bei dem Düsseldorfer Unternehmen bis 14 Tage vor Abflug kostenlos umbuchen können, bis zum 15. März ist ein kompletter Storno möglich. „Kunden sollten sich diese Angebote sehr genau anschauen“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Leiter der NRW-Verbraucherberatung, „es war im Jahr 2020 ja sehr ärgerlich, wie die Reisenden bei geplatzen Pauschalreisen ihrem Geld monatelang hinterherlaufen mussten.“ Der Jurist hat sich auch noch nicht entschieden, ob und wann er für den Sommer etwas reserviert. „Die Pandemie erschwert ja solche Festlegungen.“

Spätbuchungen Obwohl aktuell fast ganz Europa Risikogebiet ist, rechnen viele Experten im Sommer mit mehr Buchungen als noch im Sommer 2020, weil die Impfung von zig Millionen Menschen die Lage deutlich entspannen könnte. „Wir gehen davon aus, dass insbesondere Mallorca, die Türkei und auch Bulgarien stark nachgefragt werden. Aber auch die Kanaren und die griechischen Inseln sind bei den Gästen beliebt“, so ein Alltours-Sprecher. Marktführer Tui erwartet hohes Interesse ebenfalls nach Spanien und Griechenland, außerdem nach Zypern und Portugal. Vorstandschef Fritz Joussen hält es für denkbar, rund 80 Prozent soviele Reisen zu verkaufen wie noch im Jahr 2019, bevor die Corona-Krise ausbrach.

Corona-Schutz Klar ist, dass ein Neustart der Reisebranche nur denkbar ist, wenn ein hoher Pandemieschutz organisiert wird. Dies bedeutet insbesondere, dass die Flughäfen Köln-Bonn und Düsseldorf massenhafte Corona-Tests direkt vor dem Abflug organisieren wollen, damit die Menschen sich nicht vor einer Infektion im Jet fürchten. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, zu den bereits bestehenden Testmöglichkeiten zusätzliche umfassende Testkapazitäten inklusive Schnelltests nachhaltig zu etablieren“, sagte ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn. In Düsseldorf wird das Testen von täglich 70.000 Menschen vorbereitet, was im Monat zwei Millionen Passagiere erlauben würde.

Stabile Preise Obwohl viele Hotels wegen der Pandemie in diesem Sommer nicht ganz ausgebucht werden können, zeichnen sich keine Preiserhöhungen als Ausgleich ab. Der Grund ist einfach: Weil Tausende Hotels im Mittelmeerraum 2020 sehr niedrige Einnahmen hatten, sind sie dieses Jahr erst recht auf Gäste angewiesen. Massiv sinkende Preise für Pauschalreisen ans Mittelmeer sind gleichzeitig eher unwahrscheinlich, weil die Flugkapazitäten im Vergleich zur Zeit vor der Krise deutlich sanken.

Wohnmobile Reisen per Campingbus werden auch 2021 deutlich zulegen, weil sie viel Flexiblität bei hohem Pandemieschutz bieten. Dies bedeutet: Im Sommer könnte es schwierig sein, ein passendes Fahrzeug anzumieten. Die Nachfrage nach Wohnmobilen zum Kauf könnte den Rekord aus 2020 noch einmal übersteigen. Wohin die Reise geht, zeigt der Rewe-Ableger DER Tour: Er legte für dieses Jahr erstmals einen reinen Katalog nur für Urlaub per Campingwagen auf. „Wir rechnen mit einer Fortsetzung der extrem hohen Nachfrage in diesem Segment“, erklärt das Unternehmen. Neben Skandinavien, Island und Großbritannien/Irland bietet Dertour nun auch Campmobile in Deutschland, Italien, Portugal und Spanien an. Einen VW-Bus California gibt es in Deutschland ab 614 Euro pro Woche.

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