"Von der Wüste und vom Meer" Zwei Abenteurer teilen ihre Erfahrungen

Hamburg · Die staubtrockene Wüste und das raue Meer - zwei Landschaften wie sie auf den ersten Blick wohl unterschiedlicher nicht sein könnten. Wüstenwanderer Achill Moser und Weltumsegler Wilfried Erdmann finden in ihrem Buch aber doch viele Gemeinsamkeiten.

"Von der Wüste und vom Meer"
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Die Freiheit und die Stille auf ihren Reisen, das hat es Wüstenwanderer Achill Moser und Weltumsegler Wilfried Erdmann angetan. "Einfach schweigen und die Natur wahrnehmen", dafür fährt Achill Moser in die abgelegensten Gebiete der Welt. Gemeinsam mit dem Weltumsegler Wilfried Erdmann hat er ein Buch veröffentlicht, das Anfang Oktober erschienen ist: "Von der Wüste und vom Meer. Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht".

Was verbindet die Wüste und das Meer? Es sind Sinnbilder für das Unermessliche, für Extremwelten, die gleichsam Urwelt und reale Gegenwart sind, schreiben die beiden Autoren. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Achill Moser wanderte durch bisher 27 Wüsten: vom Atlantik bis zum Nil 5500 Kilometer durch die Sahara, durch die größte geschlossene Sandwüste der Erde in Oman oder die steinige Landschaft in Islands Lavawüste. Und als erster Deutscher zog er quer durch die Wüste Gobi. 27 Bücher hat er darüber veröffentlicht und etliche Artikel für Reisemagazine geschrieben.

Einmal um die Welt segeln

Wilfried Erdmanns Metier ist nicht der Sand, sondern das Wasser. 1965 kaufte sich der heute 72-Jährige im spanischen Alicante sein erstes Boot, die "Kathena". Ein kleiner, verwahrloster Einmaster. Ein Jahr später war der aber seeklar und Erdmann ging auf die erste große Reise: Karibik, Panama, Tahiti, Kap der Guten Hoffnung. Gut anderthalb Jahre später legte der damals 28-Jährige nach mehr als 30.000 Seemeilen (rund 55 000 Kilometer) wieder in Helgoland an - die erste Weltumrundung eines alleine segelnden Deutschen. Später stellte er weitere Rekorde auf: In 271 Tagen ohne Anlegen wieder ein mal um die Welt, im Jahr 2000 dasselbe Vorhaben entgegen der Windrichtung.

Auch wenn die Stille wichtig auf den wochenlangen Wanderungen ist, lässt sich der Weltenbummler Moser auch gerne mal von "echten" Nomaden und ihren Kamelen begleiten. Dann ist ihm aber eines wichtig: "Schweigen. Nur so kann man die Natur genießen", findet der 58-Jährige. Pro Tag legt er dann 20 bis 40 Kilometer zurück, auf Kamelen bis zu 80. Genau wie die Nomaden hat er auf seinen ungefähr 60 Touren bisher kein GPS zur Orientierung benutzt. "Ich brauche nur die Sterne, einen Kompass und eine Karte."

Musik gegen die Einsamkeit

Auch wenn Moser kein Handy besitzt, auf seinen Reisen hat er doch ein wenig Technik mit dabei: einen MP3-Player. Da sind nicht nur Lieder von Rock bis Klassik drauf, sondern auch etliche Hörbücher. Denn wenn er wegen Sandstürmen tagelang nicht aus seinem Zelt kommen kann, wird es auch ihm zu einsam. "Nichts ist in solchen Momenten besser als Stimmen zu hören. Und manchmal spreche ich dann auch mit dem Vorleser."

Wie verändern solche wochenlangen Expeditionen einen Menschen?
"Man kommt demütiger zurück", sagt Moser. "Wir leben hier ja nicht schlecht", sagt er und lacht, während er in seinem noblen Einfamilienhaus im Hamburger Stadtteil Lokstedt sitzt. "Aber wir brauchen das hier eigentlich nicht." Die Großstadt liebt er trotzdem, in einem Dorf könnte er nicht leben. Manchmal aber, da hält er es in den eigenen vier Wänden nicht aus. "Dann schlafe ich auch gern mal eine Nacht im Garten", sagt der Naturliebhaber.

Seinen Abenteurer-Freund Wilfried Erdmann zieht es heute nicht mehr so häufig auf die hohe See. Der 72-Jährige lebt in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein nahe der Küste, sein Boot liegt nur einen Kilometer vom Haus entfernt. Ein Tagestrip auf der Ostsee ist aber trotzdem nichts für den Segler: "Die große Freiheit genießt man erst, wenn man das Land nicht mehr sieht."

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