Zukunft des Wintersports Wie ein digitaler Skitag auf dem Berg aussehen könnte

Düsseldorf · Das Digitale hält Einzug in den Wintersport, wie die Messe Ispo zeigt. Wie könnte ein Skitag künftig aussehen? Ein Blick in die Zukunft.

 Zwei Skifahrer gucken auf ein Smartphone (Symbol).

Zwei Skifahrer gucken auf ein Smartphone (Symbol).

Foto: dpa-tmn/Benjamin Nolte

Sieben Uhr morgens, der Wecker noch still. Die innere Uhr hat mich aus dem Bett getrieben, und ein Blick nach draußen zeigt mir, warum. Blauer Himmel, Schnee, Berge. Was braucht es mehr? Schnell der Griff zum Smartphone, die App für das Skigebiet öffnen. Dieselben Berge wie vor dem Fenster erscheinen auf dem Display, rot, blau und schwarz zeichnen sich darauf Linien ab. Die Pisten. Wo will ich heute langfahren, an diesem Kaiserwetter-Tag?

So weit, so normal - schon heute fährt das Handy auf der Piste oft mit. Künftig geht da noch viel mehr, wie die Sportartikelmesse Ispo in München (noch bis 6. Februar) zeigt. Ich stelle mir vor, wie ein Tag auf der Piste künftig aussehen könnte, wenn die Technik weiter Einzug in den Wintersport hält.

Skifahren in Utah
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Foto: dpa-tmn/Park City Chamber Bureau

Der Plan für den Skitag ist gemacht, das Frühstück verschlungen, die Fahrt zur Talstation hinter mich gebracht. In der Kabine mit WLAN wieder ein Blick auf das Smartphone: Sind alle Lifte offen, die ich fahren will? Natürlich sind sie es. Zum Glück. Heute will ich mehr Pistenkilometer schaffen als die letzten Tage. Da hat mich mein Kumpel ausgestochen - die Tracking-App lügt leider nicht.

Oben auf dem Berg angekommen, setze ich meine Datenskibrille auf. Sie zeigt mir am rechten unteren Bereich meine Geschwindigkeit an. Und wenn ich will, die Richtung, in die ich fahren muss. Das funktioniert sogar offline. Einstellen kann ich die Anzeige mit der kleinen Fernbedienung an meinem Handgelenk.

Auf meinen Ski blinken zwei kleine runde Knöpfe. Meine persönlichen Leistungsmesser. Ein dritter hängt um meine Brust. Sie messen, wie viele Kurven ich fahre. Und ob ich dabei auch schön carve und nicht einfach undynamisch die Bretter über den Schnee rutschen lassen. Die Datenauswertung der Analyse-App ist leider gnadenlos. Aber auch ein Ansporn. Und wenn man dadurch noch schneller den Berg runterkommt, umso besser.

Die ersten Abfahrten fliegen dahin, der Blick geht auf das Bergpanorama und die Geschwindigkeitsanzeige in meinem Helm. Da schießt es mir in den Kopf: Was macht eigentlich mein Kind? Schnell auf das Smartphone geschaut. Es ist noch im Kinderland beim Skikurs. Gut, der geht ja noch eine halbe Stunde. Für ängstliche Eltern sicher beruhigend, so ein GPS-Tracker im Rückenpanzer vom Nachwuchs.

Unfälle sind ja schnell passiert. Gestern habe ich gesehen, wie die Bergwacht einen verunglückten Skifahrer versorgt hat. Einer der Helfer hat ein Smartphone über den Helm des Mannes gehalten. Hat wohl auch schon den NFC-Chip drin. Ich auch. Das soll im Notfall Leben retten. Alter, Name, Gewicht und schwerere Verletzungen, die ich schon hatte - alles darauf gespeichert. Solche Informationen können im Ernstfall wichtige Zeitvorteile bringen.

Der Ski läuft nicht schlecht - ist ja auch nach meinen Bedürfnissen hergestellt. Online ein paar Angaben zur Fahrkönnen, Vorlieben und körperlichen Voraussetzungen gemacht, dann wurde er konfiguriert. So viel Individualismus muss sein für Skifahrer mit entsprechendem Geldbeutel.

Oh Schreck, der Nachwuchs muss von der Skischule abgeholt werden. Schnell auf der Brille prüfen, ob ich in die richtige Richtung fahre. Okay, passt. Mittagessen und dann ein paar gemeinsame Abfahrten. Wie ich das Kind so beobachte, finde ich, es geht ein bisschen zu wenig in die Knie beim Kurvenfahren. Ich fahre ein Stück vor, greife das Smartphone und filme seine Abfahrt. In einer App kann ich dieses Video einem Skilehrer meiner Wahl schicken und bekomme Feedback. Das kostet zwar, aber was tut man nicht für sein Kind?

Langsam verschwindet die Sonne hinter dem Berg. Das sieht immer wieder schön aus. Aber warum sind meine Füße so kalt? Ich schaue auf meine App und stelle die Temperatur der Schuhheizung etwas höher ein. Großartige Technik, fast wie die Klimaautomatik in meinem Auto.

Zeit, die Talabfahrt zu nehmen. Ich gebe noch einmal alles, ziehe jeden Schwung voll auf der Kante durch. Die Sensoren an den Ski sind ja unerbittlich. Selbst bei unter minus 30 Grad würden sie weiter messen.

Zurück in der Unterkunft, ausziehen, rein in die trockenen und bequemen Hausklamotten. Dann das Smartphone nehmen, der Blick geht auf die Leistungsdaten-App. Ja! Die Grafik zeigt mir: Heute habe ich besser performt als gestern. Und mehr Pistenkilometer als der Kumpel bin ich auch gefahren. Ich zeige es meinem Kind. Das schaut nur kurz drauf und wendet den Blick dann wieder zum Fenster, zu den Bergen in der Abenddämmerung.

(ham/dpa)
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