Eine räumliche Trennung ist sinnvoll Wenn drei Generationen in den Urlaub fahren

München/Berlin (RPO). Entscheiden sich Familien für Drei-Generationen-Urlaub, sollte diese Zeit beonders vorbereitet werden. Dann gilt es, die Interessen aller unter einen Hut zu bringen. Das fängt schon bei der Wahl des Urlaubsziels an und setzt sich bei den Aktivitäten am Ort fort.

Wo die Deutschen Last-Minute-Urlaub machen
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"Fahren Rentner mit ihren Kindern und den Enkeln in den Urlaub, gibt es viele Dinge zu beachten", sagt Diplompsychologin Isabelle Überall aus München. Grundsätzlich steht dem Urlaub mit der Großfamilie nichts im Wege. "Wenn sich die Großeltern fit genug fühlen, können sie auch mal etwas allein mit den Enkeln machen."

Ist die Entscheidung getroffen, die Ferien gemeinsam zu verbringen, sollten sich alle Familienmitglieder zusammensetzen und gemeinsam planen. "Wohin soll es gehen? Welche Ausflüge sind geplant? Die Familie sollte besprechen, welche Wünsche jeder hat und wie viel Zeit man gemeinsam verbringen möchte", rät Überall, die bei einer Ehe-, Partnerschafts- und Familienberatung tätig ist.

"Großeltern sollten dabei beachten, dass sie nicht nur Babysitter sind und bei Bedarf einspringen", sagt Überall. Auch sie hätten einen Anspruch auf Urlaub. Bei der Betreuung der Kleinsten könnten sich die Familienmitglieder jedoch abwechseln, und hin und wieder sollten alle etwas gemeinsam unternehmen.

Kein Stress für die Senioren

Fahren ältere Menschen mit Kindern und Enkeln in die Ferien, kann es für sie turbulent sein. "Es muss aber nicht in Stress ausarten", sagt die Familientherapeutin Ulrike-Luise Eckhardt aus Berlin. "Senioren sollten ihre eigenen Bedürfnisse einfordern und sagen: "Wir brauchen unsere Mittagsruhe"." Auch durch die geschickte Wahl des Urlaubsortes und der Aktivitäten lasse sich manches vereinfachen. "Je mehr Auswahl die Kinder haben, desto weniger nerven sie."

Wichtig für den entspannten Urlaub mit der Großfamilie ist Eckhard zufolge die räumliche Trennung aller Parteien. "Entweder man mietet ein großes Haus zusammen, in dem jede Generation ihren Bereich hat, oder man nimmt sich zwei kleinere Häuser, die eng nebeneinander stehen." Für die Ferien auf dem Campingplatz sollten mehrere Zelte mitgenommen werden. Eine Patentregel für gelungene, stressfreie Tage gebe es nicht - "außer Bedürfnisse und Grenzen abstecken", sagt die Expertin. "Wer Großfamilien erprobt ist, hält eine Menge aus."

Keine leichte Wahl: der Urlaubsort

Sind die Regeln und Wünsche aller bekannt, muss die Wahl des Ferienortes wohl überlegt sein, sagt Christina Ding. Schließlich seien manche Senioren durch Krankheiten eingeschränkt. "Vielleicht sind die Großeltern zuckerkrank und brauchen eine bestimmte Diät. Oder sie sind gehbehindert - dann sollte man nicht auf einer Bergspitze wohnen", rät die Ärztin, die am Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg arbeitet. Soll der Urlaub am Meer verbracht werden, müsse geklärt werden, ob es Schattenplätze am Strand gibt - die sind sowohl für Kinder als auch für ihre Großeltern wichtig.

Die Fahrt zum Urlaubsort muss den Experten zufolge nicht zwingend in einem Auto erfolgen. Auch hier ist eine räumliche Trennung möglich, etwa wenn die Großeltern lieber mit der Bahn reisen oder kürzere Abschnitte am Stück zurücklegen wollen.

Je länger der Urlaub, desto größer der Ärger?

Im Urlaub sind, genau wie zu Hause, die Familienregeln einzuhalten. "Es ist wichtig, dass die Großeltern akzeptieren, dass die Eltern für die Enkel bestimmen", sagt Eckhardt. Zwar dürften Oma und Opa mehr verwöhnen als die Eltern. Sie sollten jedoch nichts erlauben, was bei den Eltern verboten ist, zum Beispiel Süßigkeiten.

"Es braucht von allen Seiten Anpassungungszeit", sagt Psychologin Überall. Sie rät, die Ferienzeit mit der Großfamilie auf eine Woche zu beschränken. "Je länger der Urlaub ist, desto schwieriger ist es, die Grenzen einzuhalten." Spannungen und Reibereien nehmen dann unter Umständen zu. "Lieber kürzer und dann aber zwei Mal im Jahr." Gibt es doch Streit, sollten alle Parteien offen darüber sprechen. "Es gibt einfach Tage, wo die Stimmung schlecht ist, weil es regnet und die Kinder quengeln", weiß Überall. Werde dann nicht gesagt, wo der Schuh drückt, "gibt es irgendwann den Gau"

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