Was Sie gegen Flugangst tun können Panik über den Wolken

Düsseldorf (RPO). Der Start in die schönsten Wochen des Jahres bedeutet für viele Flugpassagiere Stress pur. Immerhin jeder fünfte schiebt über den Wolken massive Panik, jeder dritte hat ein mulmiges Gefühl, so eine Allensbach-Umfrage. Doch statt die Angst an Bord mit Medikamenten oder viel Alkohol zu betäuben, empfehlen Experten, sich rechtzeitig kompetente Hilfe zu holen.

Einer aktuellen Umfrage zufolge ist es vor allem die Angst vor dem Ausgeliefertsein und einem Absturz, die Passagiere in Panik versetzt. Wenn sich jemand hierzulande mit Flugangst auskennt, dann ist es Psychologe Marc-Roman Trautmann, Leiter des Deutschen Flugangst-Zentrums in Düsseldorf. Hier können sich ängstliche Passagiere vor dem Abheben beraten lassen, oder ihre Phobie in Flugangst-Seminaren bekämpfen.

"Flugangst ist kein isoliertes Phänomen. Sie ist eingebettet in eine persönliche Angstgeschichte", erklärt Trautmann. Wenig Selbstvertrauen begünstigt die Panik vorm Fliegen. Kontrollfreaks und gestresste Personen sind anfälliger als andere. Haben sich einmal starke körperliche Symptome wie Herzrasen oder Atemnot entwickelt, führt häufig auch die Angst vor der Angst zu neuen Panikattacken.

Frauen und Männer leiden dabei unterschiedlich. So haben fast viermal so viele Frauen wie Männer "Angst vor menschlichem Versagen", dreimal mehr Männer als Frauen empfinden "unbekannte Geräusche" als angsteinflößend.

Viele Betroffenen leiden jahrelang, bevor sie etwas gegen ihre Panik an Bord unternehmen. Doch spätestens wenn die Flugangst Urlaubs- oder Geschäftsreisen einschränkt und die körperlichen Symptome unkontrollierbar erschienen, sollte man sich professionelle Unterstützung suchen, rät Trautmann. Denn die Aussichten, die Flugangst zu überwinden, sind gut.

In seiner Fluggast-Beratung (Kosten: 30 Euro) erforscht der Psychologe mit dem Klienten die Entstehung der individuellen Flugangst. Einer aktuellen Umfrage des Flugangst-Zentrums zufolge nennen übrigens nur rund 18 Prozent von 460 Befragten ein Negativerlebnis wie Turbulenzen als Auslöser für ihre Flugangst, jeder zweite kann keine konkrete Ursache nennen.

Neben der Erforschung der persönlichen Angstgeschichte setzt Trautmann auf Aufklärung. Er liefert technische Hintergrundinformationen zum Fliegen und erklärt den Klienten die körperlichen Angstsymptome wie Herzrasen, Übelkeit und Muskelverspannungen, um sie zu beruhigen. Von Beruhigungsmitteln rät er aber dringend ab. "Valium wirkt am Boden ganz anders als in der Luft und spezielle Flugangstmedikamente gibt es nicht", so Trautmann. Gegen Baldriantropfen, homöopathische Mittel oder Alkohol – natürlich in Maßen – sei dagegen nichts einzuwenden.

Seminar über den Wolken

Wem mit der individuellen Beratung noch nicht geholfen ist, der kann seine Flugangst in einem Seminar über den Wolken bekämpfen. Neben medizinischen und technischen Informationen aus Pilotenhand gibt es in Kleingruppen von drei bis fünf Personen eine Einführung in die Progressive Muskelentspannung, um die Angstsymptome in den Griff zu bekommen. Dann wird die Theorie in die Praxis umgesetzt, das Erlernte bei einem Inlands- oder Europaflug unter psychologischer Betreuung getestet.

"Wer fliegt, gewinnt", resümiert Trautmann, nur selten springen Seminarteilnehmer in letzter Minute ab. Die Veranstaltungen sind gut gebucht, wenn auch nicht ganz billig. Ab 490 Euro ist ein Flugangst-Seminar zu haben. Die gute Nachricht: Die Krankenkassen zahlen in einigen Fällen auf Anfrage einen Teil der Kosten. Nicht zu vergessen: die künftig unbeschwerten Aufenthalte über den Wolken.

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