Tipps & Tricks Das sind die Stolperfallen beim Urlaub mit dem 9-Euro-Ticket

Berlin · Ab dem 1. Juni wird der Urlaub mit der Bahn deutlich günstiger, zumindest im Regionalverkehr. Das 9-Euro-Ticket macht‘s möglich. Doch damit nichts schiefgeht, ist Planung nötig. Wir geben Tipps und beantworten die wichtigsten Fragen – auch zu Stolperfallen.

49-Euro-Ticket: Die schönsten Reiseziele in Deutschland ab Düsseldorf
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Die schönsten Reiseziele in Deutschland mit dem 49-Euro-Ticket

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Foto: Pixabay/Gruendercoach

Für 9 Euro an den Urlaubsort fahren: Das Sonderticket für den öffentlichen Personennahverkehr lässt sich natürlich auch für Reisen nutzen, zumal der Zeitraum des Tickets von 1. Juni bis 31. August genau in die Sommerurlaubssaison fällt. Und so dürfte es für manche eine ziemlich verlockende Aussicht sein: Reisen mit Regio statt mit Auto oder ICE. Wie Sie ans Ticket kommen, erklären wir hier.

Nur: Die preislich fast unschlagbare Anfahrt zum Urlaubsort kann ihre Tücken haben. Wir erklären, worauf Reisende achten sollten.

Was ist bei der Reiseplanung wichtig?

Das Raussuchen reiner Regio-Verbindungen ist einfach. Auf dem Buchungsportal der Bahn, reiseauskunft.bahn.de, oder in der „DB Navigator“-App setzt man in der Eingabemaske bei „Nur Nahverkehr“ ein Häkchen. Schon werden nur Verbindungen angezeigt, die man mit dem 9-Euro-Ticket nutzen kann – dieses wird dann auch als erste Buchungsoption angezeigt. Das gilt für Reisen ab Juni.

Ab sofort mit dem 9-Euro-Ticket günstig durch ganz Deutschland reisen
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Foto: dpa/Sven Hoppe

Je nach Strecke werden mal mehr und mal weniger Wege angezeigt, die zum Ziel führen. Ein paar Hinweise, wie man den richtigen auswählt:

  • Umsteigezeiten realistisch planen: Natürlich geht es am besten direkt in den Urlaub. Wer beispielsweise aus Berlin nach Warnemünde an die Ostsee fahren möchte, fährt mit dem RE 5 bis nach Rostock durch. Die S-Bahn aus der Stadt zum Seebad ist dann kein Hindernis mehr. Wer aber beispielsweise aus dem bayrischen Hof nach Warnemünde will, muss bis Rostock schon zweimal umsteigen. Je mehr Umstiege, desto mehr Risiko, könnte man sagen – vor allem, wenn für den Zugwechsel wenig Zeit ist. Gerade auf touristisch viel genutzten Strecken können Züge zu Stoßzeiten sehr voll sein und damit schnell Verspätungen anhäufen, weil das Ein- und Aussteigen an den einzelnen Haltepunkten länger dauert. Der Anschlusszug könnte dann womöglich weg sein. Beim Planen der Reise sollte man das im Hinterkopf haben und im Zweifel lieber Fahrten mit etwas längeren Umsteigezeiten bevorzugen. Oder sonst zumindest sicherstellen, dass man mit nachfolgenden Zügen auch noch ankommt, wenn man mal eine Bahn verpassen sollte.
  • Tipp: Auf der Buchungsseite der Bahn lassen sich unter dem Reiter „Zwischenhalte“ die Umsteigezeiten anpassen. Wer keine Lust auf Stress und lieber etwas Zeitpuffer hat, kann beispielsweise „mindestens 30 Minuten“ einstellen. So werden Verbindungen mit kürzeren Umsteigezeiten gar nicht erst in der Auswahl angezeigt.
  • Vorsicht auf touristischen Routen zu Stoßzeiten: Gerade auf Strecken an die Küste oder in Naherholungsgebiete werden sich an den Wochenenden die Tagesausflügler drängeln. Um beim Beispiel Berlin zu bleiben: Die Regionalzüge in Richtung Ostsee brechen dann gerade am Morgen mitunter aus allen Nähten. Wer mit seinen Koffern in so eine Bahn einsteigen will, schaut womöglich in die Röhre. „Auf den touristischen Hauptstrecken können die Züge so überfüllt sein, dass man nicht mehr reinkommt“, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Wer auf Nummer sicher gehen will, vermeidet diese Routen zu Stoßzeiten, etwa am Samstagmorgen, lieber. Das gilt insbesondere für Menschen, die ihr Fahrrad mit in den Urlaub nehmen wollen.

Was ist das Problem mit den Fahrrädern?

Mit dem Rad sind lange Strecken mit Regionalbahnen durch verschiedene Verbünde nicht ohne Fallstricke. Aus mehreren Gründen:

  • Womöglich kann man gar nicht zusteigen. Die Bahn wird nicht müde zu betonen, dass gerade die Mitnahme von Fahrrädern nicht immer garantiert werden könne. Konkret rät sie: An Feiertagen sollte man Reisen mit dem Fahrrad meiden.
  • Kleiner Ratschlag: In der Reiseauskunft der Bahn im Web und per App lässt sich die Option „Verbindungen mit verfügbaren Fahrradstellplätzen anzeigen“ auswählen. So werden nur Züge angezeigt, in denen das Rad mitgenommen werden kann.
  • Die Fahrradmitnahme ist beim 9-Euro-Ticket nicht inklusive. In einigen Verbünden können Fahrräder zu bestimmten Zeiten kostenlos mitgenommen werden, doch oft kosten sie extra. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise 4,80 Euro pro Tag. Und wenn im eigenen Abo die Fahrradmitnahme inklusive ist, gilt dies beim Übergang in den nächsten Verkehrsverbund womöglich nicht mehr. Das sollte man vorher checken.
  • Eine Option für Radfahrer, die durch mehrere Verbünde fahren und sich nicht in das Kuddelmuddel der einzelnen Tarife begeben wollen: die Fahrradtageskarte der Bahn. Sie gilt verbundübergreifend und kostet 6 Euro für einen Tag.

Gibt es Auslastungsanzeigen für Regionalzüge?

Viele der schon beschriebenen Fallstricke ließen sich umgehen, wenn man wüsste, wie voll die Regionalzüge wohl sein werden. Doch während Auslastungsanzeigen im Fernverkehr üblich sind, gibt es sie im Regionalverkehr nur manchmal, sagt Bahn-Experte Naumann.

Das liegt daran, dass sich die mögliche Auslastung dort wegen fehlender konkreter Buchungsdaten oft nur schlecht und allenfalls auf Basis von Erfahrungswerten beurteilen lässt, während man im ICE, IC und EC durch verkaufte Sparpreistickets und Reservierungen genauer absehen kann, wie voll ein Zug wird. Obgleich die Auslastungsanzeigen auch hier nicht immer hundertprozentig verlässlich sind.

Was ist eigentlich mit Kindern?

Bis sechs Jahre reisen Kinder generell kostenlos mit der Bahn. Danach brauchen sie ein eigenes 9-Euro-Ticket. In vielen Verbünden können Kunden mit ihrer Abo-Karte Kinder bis 14 Jahre oder teils auch andere Erwachsene zu bestimmten Zeiten kostenlos mitnehmen – der Vorteil bleibt auch während der drei Monate, in dem das Abo nur 9 Euro kostet, bestehen. Aber nur im eigenen Verbund.

Darum rät die Verbraucherzentrale NRW: Wer durch mehrere Bundesländer reist, sollte prüfen, ob für alle Mitfahrer ab sechs Jahren ein eigenes 9-Euro-Ticket besorgt werden muss.

Und der Hund?

Das regelt wieder jeder Verbund etwas anders. Im Allgemeinen kommt es laut Deutscher Bahn aber auf die Größe an. Ist Bello größer als eine Hauskatze, braucht er in vielen Regionalzügen ein Zusatzticket. Ein 9-Euro-Ticket für seinen Hund kann man nicht erwerben.

Kleine Hunde und andere kleine Haustiere (bis zur Größe einer Hauskatze) könnten in geschlossenen Behältnissen (etwa in einer Tierbox) kostenlos mitfahren.

Wie sieht es mit der Verpflegung aus?

Während die meisten ICE-Züge ein Bordbistro haben, was zwar nicht immer, aber doch meistens geöffnet hat, finden sich in Regionalzügen bestenfalls Snackautomaten an Bord - wenn überhaupt. Man tut also gut daran, sich vor der Abreise mit ausreichend Proviant einzudecken.

Auch auf das Angebot an den Bahnhöfen während der Umstiege sollten Reisende nicht blind vertrauen. Gerade kleine Bahnhöfe haben oft weder Supermarkt noch Imbiss. „Etwas zu trinken sollte bei den meisten Bahnhöfen zu beschaffen sein, beim Essen wird es teils schwieriger“, sagt Karl-Peter Naumann. Das Problem ist: Vorher darüber schlaumachen kann man sich kaum. Selbst auf dem Bahnhofsportal der Bahn, „bahnhof.de“, gibt es gerade zur Austattung kleinerer Bahnhöfe oft keine konkreten Auskünfte.

Wie ist der Komfort im Zug?

Anders als in Fernzügen sind in Regionalbahnen in der Regel keine Sitzplatzreservierungen möglich. Man muss also hoffen, einen freien Platz zu ergattern - gerade für Familien mit kleinen Kindern kann es in vollen Zügen ungemütlich werden.

Wer eine Abo-Karte mit Erster-Klasse-Nutzung hat, darf nicht vergessen: Sie gilt immer nur im eigenen Verbund. Überfährt der Zug also die Verbundgrenze, bedeutet das eigentlich: ab in die zweite Klasse.

Kommt das Gepäck unter?

Ja. Gerade auf touristischen Strecken, etwa in Richtung der Küsten, sind einige Regionalzüge auch für große Gepäckmengen ausgelegt, sagt Karl-Peter Naumann. Laut Bahn gilt aber die Regel: Pro Fahrgast ist im Normalfall maximal ein Stück Traglast zugelassen. Also: Ein Fahrgast - ein Koffer. Platz finden die Gepäckstücke in den Ablagen und unter oder hinter den Sitzen, aber nicht im Gang.

Kinderwagen können auch mit in den Zug. Gerade zu Stoßzeiten kann es jedoch eng werden. Die Bahn rät deshalb, lieber zusammenklappbare Modelle und Buggys mitzunehmen, vor allem in den Ferien, an Wochenenden und Feiertagen.

Gut zu wissen, wenn ein Regionalzug aus allen Nähten platzt: Wenn es um die Mitnahme geht, haben Kinderwagen - ebenso wie Reisende mit Mobilitätseinschränkungen - Vorrang. Darauf weist die Verbraucherzentrale NRW hin.

Kann ich ICE-Ticket und 9-Euro-Ticket kombinieren?

Die große Distanz mit dem ICE oder IC zurücklegen und kleine Teilstrecken am Anfang und Ende der Reise mit dem 9-Euro-Ticket fahren – das geht. Für den Fernverkehr braucht man dann aber ein separates Ticket.

Das kann sich etwa für Familien lohnen: In den meisten Fernzügen gibt es Familienbereiche sowie Kleinkindabteile, die teils auch einen ausklappbaren Wickeltisch haben. Diese Plätze kann man sich mit einer Familienreservierung sichern. Die kostet 8 Euro.

Einen Sonderfall gibt es in NRW: Hier kann man teils auch ohne zusätzliches Fernverkehrsticket den ICE nutzen. Wie das funktioniert, erklären wir hier.

Karl-Peter Naumann wird auch trotz 9-Euro-Tickets soweit es geht nicht mit Regionalzügen reisen: „Ich fahre lieber mit dem ICE, um den Nahverkehr zu meiden“, sagt der Pro-Bahn-Ehrenvorsitzende. „Ich habe keine Lust auf überfüllte Züge, die verspätet sind und wo der Anschluss nicht klappt.“ Dafür nimmt Naumann im Zweifel sogar längere Strecken in Kauf.

Touristisch ist das 9-Euro-Ticket aus seiner Sicht vor allem für Tagesausflüge zu Zielen interessant, wo es gute (heißt: möglichst direkte) Verbindungen gibt. „Für die längere Urlaubsreise werden es wohl vor allem Sparfüchse nutzen“, ist seine Einschätzung.

Wobei am Sparen nichts falsch ist. Und mit den genannten Tipps kommt man sicher an den Urlaubsort – auch für 9 Euro.

(hebu/dpa)
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