Ausflug ins Mittelalter Raglan Castle: Heimat von Macht und Wohlstand

Wales · Majestäten residieren dort schon lange nicht mehr. Die massiven Mauern haben Lücken, die Turmzinnen sind unvollständig und die Tore sind dem Rost zum Opfer gefallen. Dennoch: Raglan Castle, einst Heimat des walisischen Adels, hat seinen mittelalterlichen Charme nicht verloren. Im Gegenteil: in der gut erhaltenen Ruine können die Besucher Jahrhunderte zurückreisen.

Raglan Castle – Ruine aus dem Mitteltalter
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Raglan Castle, in seiner heutigen Erscheinung, wurde vermutlich erst im 15. Jahrhundert als eine der letzten Burgen in der Grafschaft Monmouthshire in Großbritannien errichtet. Die Entstehungsgeschichte des historischen Bauwerks reicht jedoch viel weiter zurück — bis in die Zeit der normannischen Eroberung um das Jahr 1066. Auf dem Hügel, im Norden des Dorfes Raglan, wurde zunächst nur eine "Motte" errichtet, eine aus Holz gebaute Verteidigungsanlage, die im Mittelalter häufig verwendet wurde, um Angreifer von einer Anhöhe aus rechtzeitig auszumachen und abzuhalten.

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Foto: shutterstock/Gail Johnson

Später wurde die Anlage zu einem Herrenhaus ausgebaut, das jedoch Anfang des 15. Jahrhunderts von dem walisischen Adligen William ap Thomas komplett abgerissen und 1432 durch eine prächtige Burg an genau derselben Stelle ersetzt wurde. Sir William gilt daher offiziell als Erbauer von Raglan Castle. Da die Familie inzwischen zu großem Wohlstand gekommen war, übernahm Williams Sohn nach dessen Tod den großzügigen Ausbau der Burg. Die zunächst nur von einer Ringmauer umschlossene Anlage wurde durch einen Festungspalast, zwei Innenhöfe und ein großes Torhaus ergänzt. So entstand schließlich Raglan Castle in seiner heutigen Ausprägung. Heute genügt ein Blick entlang der hochgelegenen Burgzinnen, um festzustellen: Diese Festung wurde gebaut, um Schlachten zu schlagen. Eine Bestimmung, die Raglan Castle in seiner Geschichte noch erfüllen sollte.

Über das Familienerbe wechselte die Burg bis in das 17. Jahrhundert ständig den Besitzer. Jeder adlige Eigentümer verlieh der Anlage neue baulich zeitgemäße Charakteristika. So wurde die Burg 1549 vom 3. Earl of Worcester im Inneren zum Schloss im Tudorstil umgebaut, behielt jedoch äußerlich ihre robuste Erscheinung. Im Außenbereich entstanden Gärten und ein großer See im Nordwesten. Auch durch die Ausweitung der Korridore und der Gemächer wurde die Burg schließlich zum luxuriösen Palast, der nur noch äußerlich den Eindruck einer Verteidigungsanlage erweckte.

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Foto: dpa, zeh

1645 wurde Raglan Castle zur Zufluchtsstätte der Royalisten im Bürgerkrieg. Ein Jahr später erlebte die Burg ihre einzige militärische Aktion, als sie 13 Wochen lang einer feindlichen Belagerung standhalten musste, am Ende jedoch eingenommen wurde. Die schwer beschädigte Anlage wurde nie wieder restauriert und somit bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts zur Touristenattraktion. Trotz des enormen Verfalls ist die Burg bis heute zu großen Teilen erhalten geblieben.

(mro)
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