Urlaub in Tschechien Pilsen: Kultur, Bier und Skoda

Pilsen ist die zweite Kulturhauptstadt 2015. In der viertgrößten Stadt Tschechiens hat das kulturelle Leben von jeher einen hohen Stellenwert.

Jarda ist Rentner, 65 Jahre alt und einer, der sein Arbeitsleben in den Skoda-Werken in Pilsen verbracht hat. Autos hat er nicht gebaut, denn die wurden in der Stadt in Westböhmen nie hergestellt, sondern Motoren für Straßenbahnen und andere Maschinen. Vaclav ist 55 und Böttcher bei der Pilsner-Urquell-Brauerei.

Was die beiden gemeinsam haben? Sie erzählen Geschichten, die mit dem Leben in der Europäischen Kulturhauptstadt 2015 verknüpft sind. Jarda nimmt die Besucher mit in die Welt der Industrie, in die Skoda-Werke, die im Jahr 1859 in Pilsen gegründet wurden. Vaclav erzählt von der Wiege des Bieres - denn das Pilsner Urquell trägt seinen Namen nicht von ungefähr. Das Plzensky Prazdroj - so der tschechische Name dieses untergärigen Bieres - gilt als erstes Bier Pilsner Brauart. Auf einer Handy-App oder im Internet lassen sich die Geschichten von Jarda, Vaclav und sieben weiteren fiktiven Pilsner Charakteren anschauen. "Das ist eine ganz neue Art, die Stadt kennenzulernen", sagt Petr Forman, künstlerischer Leiter der Kulturhauptstadt "Pilsen 2015".

Zwei Theater besitzt Pilsen: das Große Theater und das Neue Theater. Ersteres gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern der Stadt, eröffnet im Jahr 1902. Das Neue Theater nahm erst vor wenigen Monaten den Betrieb auf. Es ist eines der Projekte, das unter anderem mit Geldern für die Kulturhauptstadt finanziert wurde. Doch nicht alles soll klassisch sein, betont Petr Forman. "Wir wollen vor allem die Leute begeistern, die eher nicht ins Theater oder in ein Konzert gehen", sagt der Sohn des oscarprämierten Regisseurs Milos Forman. Dazu setzt er vor allem auf Vorstellungen, die unabhängig von Sprache sind. Mit den meisten Besuchern rechnen die Veranstalter bei einem Auftritt der französischen Kompanie Royal de Luxe, die in der Stadt überdimensionierte Puppen tanzen lässt. "Wir haben acht große Themen in diesem Jahr und dazu mehr als 600 Veranstaltungen", sagt Programmdirektor Jirí Sulenko. Die Westböhmische und die Städtische Galerie zeigen Ausstellungen internationaler und tschechischer Künstler. "Zum ersten Mal ist eine Sammlung von Maori-Portraits des Pilsner Künstlers Gottfried Lindauer in Europa zu sehen", sagt Sulenko. Auch das Gelände der Pilsner-Urquell-Brauerei ist Schauplatz verschiedener Veranstaltungen - genauso wie der Zug, der München und Prag verbindet und dabei Halt in Regensburg und Pilsen macht. Er soll an den Wochenenden um ein Abteil aufgestockt werden, in dem eine Bühne steht.

(RP)
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